Vanessa Mai Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Nahbar, sexy, engagiert: Der Schlagerstar aus Backnang macht in der Liederhalle Familien glücklich.

Vanessa Mai tritt am Samstagabend im Beethovensaal auf, und das ist ein Ereignis der besonderen Art: Hier halten kleinste Kinder die Hand der Mutter oder krabbeln auf die Schultern des Vaters, spähen Großväter durchs Smartphone auf die Bühne. Die Teenager derweil sind ganz weit vorne, mit Transparenten, auf denen geschrieben steht: „Vanessa, du bist mein Vorbild“. Silberne Herzen werden hoch gehalten, und leuchtende Handydisplays verwandeln den dunklen Saal in eine Stadt der Glühwürmchen. Vanessa Mai, im sehr kurzen grünen Kleid, strahlt auf andre Weise. Alle singen mit, und das Publikum tobt, ist außer sich.

Vanessa Mai kommt aus Backnang, sie ist der Schlagerstar von nebenan. Seit dem 2. Mai ist sie 30 Jahre alt. Geboren wurde sie als Vanessa Mandekić, und seitdem sie vor fünf Jahren, ihren Manager Andreas Ferber heiratete, den Stiefsohn von Andrea Berg, heißt sie offiziell Vanessa Ferber. 2014 veröffentlichte sie, noch als Sängerin der Aspacher Schlagerband Wolkenfrei, ihr erstes Album „Endlos verliebt“. Sie hat bereits ihre Autobiografie verfasst („I do it my Way“), sie tritt auf als Schauspielerin, betätigt sich als Influencerin, zeigt, wie Fitness geht, leuchtet auf allen sozialen Kanälen – und zieht sich schließlich in der Mitte ihres Konzertes eine Jacke über, als sie sich gemeinsam mit Nico Gomez und ihrer Backgroundsängerin auf der Bühne setzt, um ruhigere Lieder zu singen. Sonst ist sie deutlich sparsamer bekleidet. Das weiß sie, das sagt sie selbst, und sie lacht darüber.

Die Schlagersängerin gibt sich sehr nahbar

Nico Gomez, Schlagerstar aus Köln, singt als Gast in Stuttgart seinen eigenen Song, „Schlaflos“ heißt er. Mit Gomez wird Vanessa Mai später im Duett auftreten. Sido, mit dem sie das Stück „Happy End“ aufnahm, ist leider nur über eine Videoaufzeichnung dabei. „Auf anderen Wegen“, ein Lied von Andreas Bourani, singt sie in ihrer eigenen Version, bedauert, es nicht selbst geschrieben zu haben: „Ich finde, das ist einer der schönsten Songs, die es gibt.“ Und sie hält Ausschau im Saal nach Geburtstagskindern im Saal. Natürlich sind welche da. Vanessa Mai jubelt ihnen sehr nahbar zu: „Wo is’n das Bier?“

Ein Medley mit Stücken von Wolkenfrei darf an diesem Abend nicht fehlen. „Metamorphose“, das neueste Werk von Vanessa Mai, seit einem Monat im Handel, steht nur mit zwei Titeln auf dem Programm, dafür werden ältere Hits vom Publikum euphorisch gefeiert. Vanessa Mai singt Lieder wie „Bitte ruf nicht mehr an“, „Ich vermiss dich so“ und „Wolke 7“. Dass mit dem „Maisterwerk“, zwei Jahre alt, auch das Publikum gemeint ist, das Vanessa Mai sich in so kurzer Zeit geschaffen hat, ist klar. „Ich sterb’ für dich“, ein Stück, das Dieter Bohlen 2015 für sie schrieb, seinerzeit noch ein bescheidener Erfolg, kommt zuletzt. 2000 Fans wollen eine Zugabe hören, und sie bekommen sie – mit „Regenbogen“ und „Happy End“. Nach der Show verlässt niemand sofort das Haus. Vanessa Mai will Autogramme geben. Jene, die auf sie warten, füllen das Foyer der Liederhalle ganz aus.