Sebastian Vettel ist  in Valencia wieder auf WM-Kurs gerast - Schumi im Niemandsland.

Valencia - Sebastian Vettel ist unbeeindruckt vom Horror-Crash seines Teamkollegen Mark Webber wieder auf WM-Kurs gerast. Dagegen fährt Rekordweltmeister Michael Schumacher weiter im Niemandsland der Formel 1.

Während Vettel im Hafen von Valencia nach einem glimpflich verlaufenen Salto des Australiers Webber im zweiten Red Bull die Konkurrenz mit einem Start-Ziel-Sieg nass machte, ging Schumacher nach einem scheinbaren Strategiefehler an der Box baden.

Kein guter Tag für Mercedes

"Ein Rennen zum Vergessen - gestern ein schwaches Qualifying, heute kein gutes Boxenstopp-Timing", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Durch die nachträgliche Zeitstrafe von fünf Sekunden gegen neun Piloten wegen zu schnellen Fahrens hinter dem Safety Car rutschte Nico Rosberg von Platz zwölf auf zehn und holte noch einen Zähler. Die Verbesserung von Schumacher vom 16. auf den 15. Rang war indes nur ein schwacher Trost.

Nach den 308,833 Kilometern beim Großen Preis von Europa kam neben Vettel nur noch Adrian Sutil im Force India als Sechster von den deutschen Piloten in die Punkte. "Ich bin sehr zufrieden. Von 13 auf 6 das ist super", meinte Sutil. "Es hat keinen Spaß gemacht. Ich habe schon bessere Geburtstage erlebt", sagte Nico Rosberg, der am 27. Juni 25 Jahre alt wurde. Timo Glock im Virgin rutschte auf Platz 19. Sechs Runden vor Schluss musste Nico Hülkenberg seinen Williams auf Rang zehn liegend mit einem Reifenschaden abstellen.

Schumachers einstiger Zögling Vettel fuhr in 1:40:29,571 Stunden souverän zu seinem zweiten Saisonerfolg. "Es war leichter, als ich dachte. Schön, dass wir hier hier vorn sind, auf einer Strecke, wo wir das nicht erwartet haben. Es ist schön, wieder oben zu sein. Es ist gut für die WM", sagte der stolze Sieger.

Auch das Chaos in der Safety-Car-Phase nach dem bösen Abflug seines Teamrivalen in der zehnten Runde konnte den 22-Jährigen nicht aufhalten. Zwar konnte er erstmals in dieser Saison eine Pole Position zum Erfolg nutzen, doch zur WM-Führung reichte es für Vettel, der mit 115 Punkten Gesamt-Dritter ist, nicht. McLaren-Pilot Lewis Hamilton (127) rettete vor 83.443 Zuschauern seine Spitzenposition mit Platz zwei trotz Durchfahrtsstrafe vor seinem Landsmann und Weltmeister Jenson Button (121) im zweiten McLaren.

Vettel hatte nach dem Start Platz eins behalten. Auch eine Attacke Hamiltons, der von Position drei aus gekommen war, wehrte er ab. Dabei krachte der Brite, Sieger der beiden letzten Rennen in Istanbul und in Montréal, mit dem linken Vorderrad seines McLaren ans rechte Hinterrad von Vettels Red Bull. "Vettel hat mich getroffen", funkte der WM-Spitzenreiter an die Box, später entschuldigte sich Hamilton bei Vettel.

Crash in der zehnten Runde

Glück im Unglück hatte Webber: Er fuhr in der zehnten Runde auf Heikki Kovalainen im Lotus auf. Der Australier flog ab, überschlug sich in der Luft und krachte ungebremst in einen Reifenstapel. Der bisherige WM-Dritte blieb aber zum Glück bei dem spektakulären Crash unverletzt und musste nicht im Krankenhaus ins Bett. "Das Wichtigste ist, dass Mark okay ist. Ich habe über Funk gefragt und war happy, als ich hörte, dass es ihm gut geht. Die Autos werden zwar immer sicherer, aber ein Risiko bleibt doch", meinte Vettel. "Er hat nur ein paar blaue Flecken", sagte Teamchef Christian Horner.

Nach dem Crash begann eine Safety-Car-Phase, in der beinahe alle Fahrer zum Reifenwechsel an die Box kamen. So wurde Schumacher bis auf Rang drei nach vorne gespült. Nachdem er von seinem Kommandostand in Runde 12 zum Reifenwechsel gerufen worden war, musste er auf Geheiß der Rennleitung bei der Ausfahrt warten und das gesamte Feld an sich vorbeiziehen lassen. Statt auf Platz drei fand er sich am Ende des Feldes wieder.

"Wir wollen Klarheit über die Situation mit dem Safety Car haben, denn die rote Ampel beim Ausgang nach meinem ersten Boxenstopp hat ein Rennen zerstört, das uns ansonsten sehr gute Möglichkeiten geboten hätte", ärgerte sich Schumacher über die Entscheidung am Grünen Tisch. Nur zwei Runden später kam Schumacher zum erneuten Reifenwechsel wieder.

Als das Safety Car das Rennen wieder freigab, hätte der bis dahin souverän auftrumpfende Vettel beinahe seine Führung verspielt. Beim Beschleunigen kam er ins Schleudern, doch Hamilton durfte den Ausrutscher dem Reglement entsprechend nicht nutzen. Weil der Brite nach dem Webber-Crash das Safety Car überholt hatte, wurde er mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Zwar behielt er seinen zweiten Platz, doch das Rennen war entschieden.

Und so konnte Vettel, der zum neunten Mal in seiner Karriere von der Pole-Position gestartet war, seinen Vorsprung auf komfortable 15 Sekunden ausbauen. Nach dem 9. der 19 Rennen des Jahres sind Vettels Chancen auf den Titel-Gewinn wieder gestiegen. Für Schumacher dagegen war der Grand Prix schon zur Hälfte des Rennens gelaufen. Nach seinem dritten Boxenstopp nutzte der Altmeister den Großen Preis zum Testlauf und überraschte mit schnellen Runden.