Angepasste Corona-Impfstoffe sollen einen besseren Schutz bieten. (Symbolfoto). Foto: AP/dpa/Jenny Kane

Europa könnte ein neuer Corona-Herbst bevorstehen. Neue Impfstoffe gegen die Covid-19-Subvariante Omikron sollen einen besseren Schutz bieten. Doch wann kommt der angepasste Impfstoff?

Wann kommt ein neuer, angepasster Impfstoff der sogenannten Zweiten Generation gegen die Corona-Subvariante Omikron auf den Markt? Angesichts steigender Infektionszahlen in Deutschland und ganz Europa ist diese Frage von besonderer Dringlichkeit.

EMA hofft auf zeitnahe Zulassung

Die europäische Arzneimittelbehörde European Medicines Agency (EMA) strebt weiter die Zulassung von aktualisierten Covid-19-Impfstoffen bis zum Herbst an. Die Ema arbeite an der möglichen Zulassung von angepassten Vakzinen im September, sagte der Leiter der Impfstoffstrategie, Marco Cavaleri.

Die Ema sei dabei offen für verschiedene Covid-Impfstoffe der nächsten Generation und auch bereit, solche in Betracht zu ziehen, die an die derzeit vorherrschenden Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 angepasst sind, so Calveri weiter. Für die geplanten Impfkampagnen der EU-Mitgliedstaaten für den Herbst könnten diese Vakzine aber zu spät kommen.

Auslieferung des Impfstoffs noch im Herbst?

Ema-Direktorin Emer Cooke, erklärte: „Wir arbeiten an einer möglichen Genehmigung von adaptierten Impfstoffen im September.“ Biontech-Pfizer und Moderna hätten bereits mit den Forschungen begonnen und würden permanent Daten zu klinischen Tests liefern, die daraufhin zeitnah von der EMA geprüft werden, um so rasch wie möglich die Zulassung vorzunehmen.

Es könne damit gerechnet werden, so Cooke weiter, dass wenige Wochen nach der Zulassung der Impfstoff an die EU-Mitgliedstaaten ausgeliefert wird. Ob dies noch im September oder erst im Oktober sein wird, sei allerdings offen.

Wirksamkeit bisheriger Impfstoffe lässt nach

Während die bestehenden Corona-Impfstoffe weiterhin einen guten Schutz vor Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bieten, hat die Wirksamkeit der Vakzine mit der Weiterentwicklung des Virus abgenommen.

Impfstoffe gegen die neueren Untervarianten BA.4 und BA.5, die derzeit weltweit für einen sprunghaften Anstieg der Infektionen sorgen, sind erst vor Kurzem in die klinische Entwicklung eingetreten.

Wie wirksam sind neue Vakzine?

Die Unterschiede zwischen Impfstoff alt und Impfstoff neu sind nach den Kenntnissen aus den bisherigen klinischen Studien allerdings nicht so groß, wie man es erwarten könnte. Nach Aussage von Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, lässt sich anhand der Daten noch nicht ableiten, wie gut der Impfstoff vor einer Infektion oder der schweren Erkrankung auch bei den Varianten BA.5 und BA.2 sein wird. Dennoch hält er einen an die Omikron-Ursprungsvariante angepassten Impfstoff für sinnvoll.

Unternehmen forschen an angepassten Vakzinen

Nach Aussage des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) entwickeln mehrere Hersteller an die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 angepasste Impfstoffe. Das grundsätzliche Problem dabei ist allerdings, dass es inzwischen mehrere Subvarianten der ursprünglichen Omikron-Untertypus BA.1 gibt – vor allem BA.4 und BA.5. Die Veränderungsdynamik des Virus ist so groß. dass es für die Forschenden offenbar schwer ist damit mitzuhalten.

Biontech/Pfizer

Biontech und Pfizer forschen bereits seit Ende November 2021 an angepassten Versionen ihres mRNA-Impfstoffs. Ziel ist es demnach, eine stärkere Immunantwort des Körpers gegen Omikron BA.1 als mit bisherigen Impfstoffen hervorzurufen.

Am 15. Juni hatte die EMA das Prüfverfahren für einen auf Virusvarianten angepassten Corona-Impfstoff der Hersteller Pfizer und Biontech gestartet. Wie lange die Prüfungen dauern werden, ist nicht bekannt. Bisher ist noch kein Impfstoff in der EU zugelassen, der auch auf Varianten des Coronavirus zielt.

Moderna

Auch das US-Biotechnologieunternehmen Moderna arbeitet an einer Modifikation seines Corona-Impfstoffes. Nach Angaben des Unternehmens soll das neue Serum besser vor der Omikron-Variante schützen. Allerdings gibt Moderna zu bedenken, dass der Schutz vor den aktuellen Subvarianten BA.4 und BA.5 geringer sei als gegen BA.1.

Moderna hatte am 8. Juni erste Daten zur Wirksamkeit seines angepassten Corona-Impfstoffes vorgestellt. Die Probanden, die das neue Präparat als zweiten Booster erhalten hatten, hatten nach einem Monat deutlich mehr neutralisierende Antikörper als nach einer Booster-Impfung mit dem herkömmlichen Präparat, insbesondere gegen Omikron.

Novavax

Zudem hat auch der US-Impfhersteller Novavax mit der Entwicklung eines an Omikron angepassten Vakzins begonnen. Das Unternehmen hofft darauf, bis zum 4. Quartal 2022 erste Ergebnisse vorzulegen.

Beschleunigtes Prüfverfahren

Wie bei den bisherigen Impfstoffen wird auch bei den neuen Vakzinen ein beschleunigtes Prüfverfahren angewendet. Die Daten aus Tests und Studien werden laufend bewertet, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde.

Durch das schnelle Verfahren soll gewährleistet werden, dass Gesundheitsbehörden der EU-Staaten rechtzeitig vor einer möglichen neuen Infektionswelle im Herbst über angepasste Impfstoffe verfügen.