Tee ist ihre Leidenschaft: Gabriele Helbig Foto: Alexandra Kratz

Gabriele Helbig bietet in ihrem Lädchen Tees an, von deren Qualität sie sich selbst auf den jeweiligen Plantagen in Indien, Tibet, Sri Lanka oder Vietnam überzeugt hat.

Vaihingen - Alles, was man zum Leben braucht, wächst im Wald und auf den Wiesen. Das hat Gabriele Helbig von ihrer Großmutter gelernt. Die alte Dame ging oft mit ihrer Enkelin raus in die Natur, um Kräuter oder Pilze zu sammeln. „Meine Oma hat mir viel beigebracht. Leider wusste ich dieses Wissen damals nicht zu schätzen“, sagt Helbig.

Dennoch ist einiges hängen geblieben, und viele Jahre später hat Gabriele Helbig die Leidenschaft ihrer Großmutter zu ihrem Beruf gemacht. Heute gehört ihr der kleine Teeladen „Genussvoll“ am Rathausplatz 5. Für viele Menschen in Vaihingen ist es ein Treffpunkt, ein Ort zum Schwatzen, ein Platz, an dem man mal zur Ruhe kommen kann.

Helbig weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass es solche Oasen gibt. „Als Kind war ich ein wenig verhaltensoriginell“, erzählt die Tee-Expertin. Das Wort „schwer erziehbar“ will die gebürtige Aachenerin lieber nicht verwenden. Ihre Eltern schickten sie daher zu einer Pflegefamilie in die USA. Doch Gabriele Helbig und ihre Pflegeschwester hatten andere Dinge im Kopf, als brav zur Schule und sonntags in die Kirche zu gehen.

Leben in einem Indianerreservat

Es kam wie es kommen musste. Die beiden Mädchen wurden in ein Erziehungsprogramm gesteckt und landeten in einem Indianerreservat. Im Nachhinein empfindet Helbig das als einen Glücksfall. „Es gab einen alten Medizinmann, einen Schamanen, der uns in die Heilkunde der Indianer eingewiesen hat“, erzählt Helbig. Doch oft sei das Leben im Reservat auch harte Arbeit gewesen.

Die Zeit bei den Indianern hat Helbig geprägt. Dennoch führte sie anschließend ein sehr bürgerliches Leben. Sie machte eine Ausbildung zur Sozialpädagogin und beschäftigte sich nebenbei unter anderem mit Tanz- und Kunsttherapie. Später eröffnete sie mit einer befreundeten Hebamme ein alternatives Geburtshaus in Berlin, in dem für die werdenden Mütter auch Aromatherapie und Bauchtanz angeboten wurde.

Als die Zeit gekommen war, etwas Neues auszuprobieren, engagierte sich Helbig in SOS-Kinderdörfern – unter anderem leitete sie eine Einrichtung am Bodensee. Dort lernte sie schließlich auch ihren Mann kennen und kam so 2006 schließlich nach Stuttgart.

Ruhestand in Indien

Mittlerweile ist die baden-württembergische Landeshauptstadt für sie schon so etwas wie eine Heimat geworden. Doch das Fernweh plagt sie nach wie vor. Jedes Jahr fliegt die Tee-Expertin nach Indien, Vietnam, Sri Lanka, Tibet oder ein anderes Land, das für seinen Plantagen berühmt ist. Der Himalaja hat es ihr und ihrem Mann besonders angetan. „Wenn man dort wandert, ist das wie Meditation“, sagt Helbig. „Es gibt keine Farben und keine Pfade. Man ist einfach im Einklang mit der Natur.“

Wenn Gabriele Helbig dann aus dem meist zweimonatigen Urlaub zurückkommt, braucht sie immer eine gewisse Zeit, bis sie sich wieder an die „deutsche Ellenbogengesellschaft“ gewöhnt hat. Dann brüht sie sich erst einmal einen Tee aus den Blättern, die sie von ihrer Reise mitgebracht hat. Helbig bietet diese Tees auch in ihrem Laden zum Verkauf an. 100 Gramm kosten dann schon mal mehrere hundert Euro. Dennoch ist der kleine Vorrat von etwa vier Kilo immer schnell vergriffen.

Wenn sie und ihr Mann in Rente sind, wollen die zwei nach Indien auswandern. Der Himalaja sei ihr im Winter zu kalt. Und außerdem lebe ihre beste Freundin in Neu Delhi, fügt Helbig hinzu. In Indien wird sie wieder ein Stück weit so leben, wie einst ihre Großmutter, die alles, was sie brauchte, draußen in der Natur fand.