Wenn die S-Bahn Verspätung hat, ist der Bus oft weg. Foto: Archiv Phillip Weingand

Noch ist es technisch nicht möglich, die Busfahrer der Stuttgarter Straßenbahnen über verspätete S-Bahnen in Kenntnis zu setzen. Die Folge: hat die Bahn Verspätung, ist der Bus oft weg. Dieser Zustand sorgt immer wieder für Ärger – auch am Vaihinger Bahnhof.

Vaihingen - Eigentlich ist der Fahrplan von S-Bahn und Bus zumindest auf dem Papier aufeinander abgestimmt. Aber eben nur eigentlich. So kommt es immer wieder vor, dass einem der Bus vor der Nase wegfährt, wenn der Zug nur wenige Minuten Verspätung hat. In Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen ist das seit Jahren ein Ärgernis. Der Filderstädter Stadtrat Matthias Gastel (Grüne) sprach das Thema jüngst wieder im Gemeinderat an. In der Regel fahre ein Linienbus fünf Minuten nach Ankunft der S-Bahn ab, sagte er. „Wenn die S-Bahn sechs Minuten Verspätung hat, dann sitzt man in der Bahn wie auf heißen Kohlen“, so Gastel weiter, der selbst ein überzeugter Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs ist.

Doch das Problem gibt es freilich nicht nur in Filderstadt. „In Stuttgart ist die Situation grundsätzlich die gleiche“, sagt Birte Schaper, Pressesprecherin bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Zwischen Stadtbahn und Bus – beide Verkehrsmittel gehören zu den SSB – könne der Anschluss sichergestellt werden. Hierzu gebe es ein sogenanntes internes rechnergestützte Betriebsleitsystem. Für die Abstimmung zwischen der S-Bahn, die zur Deutschen Bahn gehört, und den SSB-Bussen gebe es ein solches oder vergleichbares System aber noch nicht. Daher könne es auch Fahrgästen am Vaihinger Bahnhof passieren, dass sie von ihrem Anschlussbus nur noch die Rücklichter sehen.

Die Verspätung setzt sich fort

Birte Schaper weist jedoch auch darauf hin, dass es seine Tücken habe, wenn die verschiedenen Verkehrsmittel aufeinander warten – unabhängig davon, ob es sich um S-Bahnen oder U-Bahnen handelt. „Das Problem ist, dass ein System verspätet ist. Wenn der Bus wartet, setzt sich die Verspätung nur weiter fort“, sagt die SSB-Sprecherin. Sie stellt klar, dass auch die Fahrgäste im Bus und die wartenden Kunden an den nächsten Haltestellen ein Recht darauf hätten, pünktlich ans Ziel zu kommen.

Schaper kommt zu dem Schluss: „Man muss immer genau überlegen, wann und wo es sinnvoll ist, dass Bus und Bahn aufeinander warten.“ In Stuttgart gebe es insgesamt mehr als 60 definierte Anschlüsse an rund 20 Haltepunkten. Einer davon ist am Vaihinger Bahnhof. Dort warten die Busse der Linien 81 und 82 auf die Bahnen der Linien U 1 und U 3. Dem Grünen-Stadtrat Matthias Gastel geht es bei seiner Kritik aber auch darum, dass die Busfahrer nicht darüber informiert werden, ob und wenn ja, wie viele Minuten die S-Bahn verspätet ist. Im Juni hatte Gastel einmal mehr an die SSB geschrieben und gefragt, wann Busfahrer an den Bahnhöfen in Echterdingen und Bernhausen verlässlich über die unpünktlichen Züge informiert werden.

„Jeder Fahrgast kann sich übers Handy per Echtzeitinformation über Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr informieren – nur die Busfahrer erhalten die Informationen noch immer nicht“, kritisierte Gastel in seinem Brief. Joachim Krauß, Leiter des Vorstandsbüros der SSB antwortete ihm: „Leider sind heute noch nicht alle technischen Voraussetzungen geschaffen, um die vorhandenen Daten verkehrsmittelübergreifend nutzen zu können.“ Zwar würden die Echtzeitdaten der S-Bahn inzwischen der „Datendrehscheibe“ des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) zur Verfügung gestellt, ergänzt Krauß. Derzeit gebe es allerdings noch keine technische Möglichkeit, eine Schnittstelle zwischen den Daten des VVS und dem rechnergestützten Betriebsleitsystem der SSB zu schaffen.