Im Zelt und auf der Bühne gaben sich die Bands beim Festival die Klinkenstecker in die Hand. Foto: Martin Bernklau

Auf der Pfaffenwaldwiese hinter der Uni rocken die Besucher beim Umsonst-&-Draußen-Festival ab.

Vaihingen - Fünfzackig, schwarz und rot – der Anarcho-Stern. Aber statt der RAF-Knarre von damals steht hier die Gitarre im Logo. Die Wurzeln geben noch den Saft. Zum 34. Mal stieg am Wochenende auf der Pfaffenwaldwiese hinter der Vaihinger Uni das dreitägige Festival Umsonst & Draußen. Entstanden ist es zur Hochzeit der Punk-Bewegung, und es ist trotz guter Organisation irgendwie doch geblieben, was es immer war: links, wild und anarchisch.

Oben auf der Wiese konnte gecampt werden, drunten standen als Band-Locations das große Zirkuszelt und eine klassische Open-Air-Bühne abwechselnd zur Verfügung. Drumherum gaben die Stände für die Versorgung die eine Reihe ab mit Speis’ und Bier, aber auch Anti-Alk, mit Wurst und Veggie. Von deren Verkauf finanziert sich das Festival weitgehend. Deshalb war mitgebrachtes „Verräterbier“ voll verpönt – wie schon immer.

An der Seite stellten sich die Polit-Initiativen von den „Ingenieuren für den Kopfbahnhof 22“ über Amnesty International, Antifa-Gruppen, Anti-Atom und Waldschützern mit ihren Zielen vor. Zwischendrin für die Kids eine Bastel- Schmink- und Tobe-Werkstatt, das Kleine Grusel-Gewusel. Es gab am Samstag ein Homunculus Figurenspiel und das Gama-Theater am Sonntag mit dem Gestiefelten Kater.

Von „Elektroriental Tüb-Hop“ bis Schattenspiel

Seit Donnerstag war aufgebaut worden, am Freitagabend ging es im Zelt los mit dem minimalistisch experimentellen Geschwister-Duo Nola Flyd, dem „Elektroriental Tüb-Hop“ vom Neuen Haus und der reggaemäßig in die Karibik und nach Westafrika weisenden The Mood. Der Samstag wurde wettermäßig trotz über dreißig Grad irgendwie nicht ganz so heiß wie befürchtet, was aber für manche Punk-Veteranen immer noch Grund genug war für frühe kühle Dröhnung.

Zum Abend hin füllte sich die Wiese mit gemischterem Publikum. Xiao Pangzi – aus der Pforzheimer Gegend – traten mit kompromisslos rotzigem Deutsch-Punk draußen auf. Drinnen im etwas kühleren Zeltdunkel zeigte sich die Stuttgarter Formation SonnenTerrasse, auch mit Frauen-Power, eher poetisch soft, funkig und melancholisch mit ihren Songs „Gegen den Trend“.

Von den harten Small Town Rockets gingen die Samstags-Gigs über die Veteranen von NoSports und Lost Beyond The Sun bis zum Spätprogramm von Zeitlust, die Latin-Touch, Tanz, Elektronik und Breakbeat mit Schattenspiel verbinden.

Feuerartisten beenden das Festival

Der schräg-bajuwarische Huettenzound mit Alphorn eröffnete den Sonntag und beendete ihn gemeinsam mit dem Feuerartisten Ruven. Dazwischen gab es generationsübergreifend Shango mit Latin, die studentischen Nonsens-HipHopper von Knifflers Mum, das Singsong-Girl am Bass mit Humpa-Pop und ganz instrumental die Singer-Songwriterin Dacia Bridges. Frauenstarker Tropenpunk mit Las Kumbia Queers, klassischer Punk mit Candelilla, auch restlos weiblich, und die alten britischen Bollock Brothers fetzten den Abend nach dem bisschen Regen und etwas Matsch.

Aber weil die Leute hinterher stets so ordentlich reinemachen, hat das Land die landschaftsgeschützte Wiese am Rand des Naturschutzgebiets dem U&D-Festival ja immer wieder überlassen. Umsonst und draußen. Noch Fragen? Keine Frage. Auch nicht wegen der zahllosen tollen Hunde. Die lassen sich gegen alle Appelle einfach nicht anleinen.