Von Cape Canaveral aus nahm die Vaihinger Pumpe Kurs auf die ISS. Foto: Orlando Sentinel

Vaihinger Studenten revolutionieren die Weltraumtechnik. Soeben haben sie eine wartungsfreie Pumpe in den Orbit geschickt. Deren Bewährungsprobe in der internationalen Raumstation steht noch bevor.

Vaihingen - Nach dem Jubel ist dann die Entspannung im Vaihinger Luft- und Raumfahrtzentrum eingekehrt. Ein wichtiger Forschungsgegenstand, eine wartungsfreie Pumpe Made in Vaihingen, ist am Freitag ohne Zischenfälle in die Erdumlaufbahn gelangt. Die Studenten, die sie entwickelt haben, verfolgten das Ereignis per Live-Schaltung in die USA. In einigen Tagen wird das Gerät in der Internationalen Raumstation ISS sein. Dort steht ihm die Probe aufs Exempel bevor.

Rund 60 Studenten der Kleinsatellitengruppe am Institut für Raumfahrtsysteme in Vaihingen fieberten am Samstagvormittag dem Start einer Trägerrakete im US-amerikanischen Raumfahrtbahnhof Cape Canaveral entgegen, der per Live-Schaltung übertragen wurde.

Zuerst hatte man die Prüfung der Lithiumbatterien vergessen

Das Prinzip der Pumpe, an denen mehr als 60 angehende Akademiker der 2014 gegründeten studentischen Kleinsatellitengruppe getüftelt haben, ist nicht neu. Den Weg zur Lösung hatte der US-Amerikaner Steve Papell gewiesen. Der Ingenieur der Weltraumagentur Nasa hatte es in den 1960er Jahren entwickelt, weil man für Raketen Pumpmechanismen brauchte. „Die Erfindung lag quasi im Dornröschenschlaf, wir haben sie nach einem Brainstorming aufgeweckt“, sagte Robin Schweigert, einer der Studenten der Kleinsatellitengruppe. Rund ein Jahr lang hat es von der Idee bis zur Verwirklichung und zum Start in den Weltraum gedauert. „Eigentlich wäre die Pumpe schon auf der Raumstation. Man hat aber übersehen, die Lithium-Batterien zu testen. Das musste nachgeholt werden. Wir brauchen sie, weil uns die ISS nicht genug Strom für das Experiment liefert“, sagte Schweigert.

Die Mixtur für das Pumpenrezept ist relativ einfach. Die wichtigsten Bausteine sind Elektromagneten, Ferrofluide, also Flüssigkeiten, die Eisen enthalten und deshalb auf die Magneten reagieren, und Batterien, damit die Magneten unter Strom ihre Wirkung entfachen können. „Die Magneten sind fest installiert, sie bewegen die Flüssigkeit, die wiederum Feststoffe – in unserem Experiment sind es kleine Perlen – oder Gase vor sich herschieben“, sagte Robin Schweigerts Kommilitone Valentin Starlinger. Er ergänzt: „Man könnte natürlich auch Treibstoff pumpen, der ja eine andere Dichte hat als die Ferrofluide. Auch Wasser verbindet sich mit den öligen Transportflüssigkeiten nicht.“ Imposant wirkt die Pumpe, welche die jungen Leute ins All schießen ließen, nicht. Mit den Maßen von zehn mal zehn mal 15 Zentimeter würden drei von ihnen locker in einen Schuhkarton passen.

Es wird getestet, wieviel Masse die Pumpe befördern kann

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst, der jüngst auf die ISS geflogen ist, soll das Experiment betreuen. Er ist sozusagen die menschliche Rückversicherung. Ansonsten betreuen die Studenten ihr Experiment selbst. „Wir haben einen USB-Stick angeschlossen. Über große Satellitenschüsseln können wir die für das Experiment notwendigen Daten an die ISS senden“, sagte Philipp Sahli, ein weiteres Mitglied der Kleinsatellitengruppe.

Haben die jungen Leute ihre Kreation patentieren lassen? „Nein, wir sind an einer Universität, veröffentlichen unsere Ergebnisse und schauen, was mit ihnen passiert“, sagte Sahli. Außerdem, ergänzte Robin Schweigert, müsse man erst einmal das Experiment abwarten: „Wir müssen testen, wieviel Masse die Pumpe transportieren kann. Auf der Erde ist ihre Leistung wegen der Schwerkraft begrenzter, im Weltall wird sie besser sein, aber auch in der Schwerelosigkeit gibt es Grenzen, die wir jetzt ermitteln müssen.“

Was macht die Faszination aus, ein Weltraumexperiment zu ersinnen? „Das ist ein Bereich, in dem man äußerst exakt arbeiten muss, denn sonst kann es sein, dass wegen einer Kleinigkeit eine Mission scheitert. Im Weltraum kann man Fehler kaum mehr korrigieren“, sagte Robin Schweigert.