Alexander Heringer wirft einen Blick auf seinen Film „Fortune Faded“. Foto: Ralf Recklies

Der 27-jährige HdM-Student und Regisseur Alexander Heringer zeigt seinen prämierten Film in Cannes.

Stuttgart-Vaihingen - Vaihingen, Hollywood, Cannes: Alexander Heringer, Absolvent der Hochschule der Medien (HdM) und Regisseur des dort im Studio entstandenen Films „Fortune Faded“, kann es kaum fassen. Nachdem er mit 14 Kommilitonen den 3:11 Minuten langen Film „Fortune Faded“ gedreht und im vergangenen Jahr auf das Videoportal Vimeo hochgeladen hatte, überschlugen sich die Ereignisse. Heringers Film wurde nicht nur von vielen Nutzern der Kurzfilmplattform gelobt, der Streifen hat inzwischen auch einen der begehrten Preise beim „Short Tiger“-Wettbewerb 2013 gewonnen. 60 Kurzfilme von 20 Hochschulen und 69 Streifen, die frei produziert wurden, waren zu dem Wettbewerb eingereicht worden.

Der Sieg bei dem Wettbewerb ist verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro. Eine große Party kann Heringer mit seiner Filmcrew damit aber nicht feiern. „Die Auszahlung des Preisgeldes ist an die Produktion eines weiteren Films gebunden“, sagt Heringer. Zwei Jahre hat er Zeit, um dieses Projekt zu realisieren. Schafft er es nicht, bis dahin eine Idee zur Filmreife entwickelt zu haben, ist das Geld futsch. „Doch das wird nicht passieren“, ist Heringer, der gegenwärtig seine Bachelor-Arbeit schreibt, überzeugt. Noch weiß er allerdings nicht, was er als nächstes filmisch umsetzen möchte. „Jetzt mache ich erst einmal meinen Abschluss, dann sehe ich weiter“, sagt er ganz entspannt.

Mail landete im Spamordner

Nicht ganz so entspannt ist der junge Filmemacher gewesen, als im vergangenen Jahr als Reaktion auf den Film bereits erste Kontaktanfragen von Filmstudios aus Hollywood kamen, die ihn kennenlernen wollten. „Das war alles total überraschend und verrückt“, sagt Alexander Heringer und verrät, dass er sogar eine der Mails, die ihm aus Los Angeles geschickt wurde, zunächst gar nicht beachtet hatte. Nicht mangels Interesse, sondern weil diese schlicht und einfach in seinem Spamordner gelandet war. „Ich habe sie erst eine Woche später, nachdem sie in meinem Postfach gelandet war, gesehen“, sagt Heringer und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Und er ergänzt: „Zu der Zeit war ich ja auch gerade bei einem Praktikum in der Schweiz.“ Sprich: er hatte einiges um die Ohren.

In Zukunft könnte das Interesse an Alexander Heringer weiter steigen, schließlich ist er in den nächsten Wochen und Monaten viel unterwegs, um seinen Film auch bei allerlei Festivals zu zeigen. So wie er es bereits im Herbst in Los Angeles getan hat. Die Einladungen nach Hollywood hat er schließlich nicht ausgeschlagen, sondern er hat die Reise gleich mit der Teilnahme an einem Kurzfilmfestival verbunden. Als einziger deutscher Kurzfilm lief „Fortune Faded“ so beim renommierten Filmfestival des „American Film Institute“ (AFI) auf dem Hollywood Boulevard. Schon in Kürze stehen Präsentationen des Films auf Festivals in Madrid, Buenos Aires oder Moskau auf dem Programm.

„Auf Film bin ich eher zufällig durch das Studium gestoßen“

Dass er in absehbarer Zeit als Filmemacher in die USA übersiedeln wird, glaubt Heringer trotzdem nicht. Die Gespräche in verschiedenen Studios hätten „nur“ zum gegenseitigen Kennenlernen gedient. Der Kontakt zu den Gesprächspartnern, so viel verrät er aber, ist bis heute nicht abgerissen. Und neue Kontakte hofft Heringer auch kommende Woche in der französischen Filmstadt Cannes beim dortigen Filmfestival zu knüpfen. Dort läuft auch sein Film „Fortune Faded“ am 19. Mai im Star Kino. Heringer hat zudem bereits eine besondere Essenseinladung: Bernd Neumann, der Staatsminister für Kultur und Medien, bittet ihn zu Tisch.

Als sich der aus dem Allgäu stammende Alexander Heringer für ein Studium an der HdM in Vaihingen entschieden hat – er hatte nach seiner Schulzeit zunächst eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert –, dachte er nicht im Entferntesten daran, Filme zu machen. „Auf das Thema Film bin ich eher zufällig durch das Studium gestoßen“, sagt Heringer, der seine an der HdM gefundene Leidenschaft gerne dauerhaft zum Beruf machen würde. Ob er „das dafür nötige Zeug“ hat, vermag er selbst nicht wirklich einzuschätzen – „ich wäre aber glücklich, wenn es klappt“, sagt er bescheiden und will nach dem jüngsten Erfolg seine Chancen auf jeden Fall nutzen und es zumindest versuchen, „im Filmbusiness Fuß zu fassen“. Gerne als Regisseur, obwohl ihm auch das Schneiden viel Spaß bereitet.

Die Produktion des Films hat rund drei Monate gedauert und wurde mit einem Budget von rund 2000 Euro realisiert. Dass er mit seinem Realfilm in Kombination mit 3-D-Effekten und Animationen etwas Besonderes geschaffen hat, wurde Heringer bereits bei der ersten Präsentation vor den Professoren klar. „Alle waren begeistert“, sagt der in Marktoberdorf Geborene nicht ohne Stolz und hofft, dass auch seine künftigen Filme nach dem Ende des Studiums eine ähnlich positive Resonanz erfahren.