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Eine Machbarkeitsstudie sieht vor, die maroden Pavillons der Pestalozzischule zu ersetzen. Der Neubau würde für eine anschließende Rochade der übrigen Schulen benötigt.

Vaihingen - In Vaihingen zeichnet sich eine Neuordnung der Schullandschaft ab. Noch ist nicht entschieden, ob es einen gemeinsamen Campus für vier Schulen geben wird, in denen bereits heute in enger Nachbarschaft zueinander die Lehrer unterrichten. Doch die Pläne dafür sind weit gediehen. In einer Arbeitsgruppe haben die Leiter der Bildungseinrichtungen die verschiedenen Möglichkeiten durchgespielt, enger zusammen zu rücken. Betroffen sind das Hegel-Gymnasium, die Robert-Koch-Realschule, die Pestalozzischule und die Verbundschule Rohr. Sie alle sind auf einer Fläche von grob 500 auf 300 Meter untergebracht. Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. In dem bislang unter Verschluss gehaltenen Papier werden drei Varianten durchgespielt. Mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen sprechen von Gesamtkosten in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro.

Über Details will Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Stuttgarter Schulamts, nicht reden. Klar ist nur, dass nicht alles auf einmal gebaut werden könne. Schließlich solle der Schulbetrieb ungestört weiterlaufen. Vorgesehen ist deshalb „ein rollierendes System“, sagt er. „Das würde wohl 10 bis 15 Jahre dauern.“ Nach Abschluss der Arbeiten könnten Gebäude gemeinsam genutzt werden, auch eine gemeinsame Mensa ist vorstellbar.

Für die Neuordnung verantwortlich sind zum einen die sich drastisch verändernden Schülerzahlen. Durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung können Eltern seit 2012 selbst entscheiden, welche Schulart ihr Kind besuchen soll. Seitdem werden vor allem in den früheren Hauptschulen die Klassen immer kleiner, häufig kann gar keine fünfte Klasse mehr gebildet werden. Daran konnte auch eine Umetikettierung nichts ändern. Seit 2010 heißen Hauptschulen Werkrealschulen.

Hauptschulklassen werden immer kleiner

In Vaihingen trifft das die Pestalozzischule. Im vergangenen Jahr haben sich dort lediglich 28 Schüler angemeldet, schon das war ein niedriger Wert. Laut Staatlichem Schulamt wird die Zahl für das im September beginnende nächste Schuljahr mit bislang 17 interessierten Kindern noch geringer sein.

Aber auch die Landespolitik fließt in das Vaihinger Schulcampus-Konzept mit ein. Es ist erklärtes Ziel von Grün-Rot, ein Zweisäulen-Modell einzuführen. Für Realschule und Werkrealschule sieht der Kultusminister Andreas Stoch keine Zukunft, auch wenn er das nicht so formuliert. Stattdessen soll es künftig nur noch das Gymnasium und die Gesamtschule geben.

Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren eigentlich notwendige Sanierungsarbeiten an den betroffenen Schulen auch nicht angegangen. So müsste in die Sporthalle des Hegel-Gymnasiums dringend Geld investiert werden, die Fenster sind undicht. Auch die Halle der Robert-Koch-Realschule müsste saniert werden. Zudem sind die beiden Pavillons der Pestalozzischule in einem miserablen Zustand. Dort werden die Klassen eins bis vier unterrichtet. Die Toiletten stinken aber derart, dass die Kinder sie nicht benutzen wollen. Im Untergeschoss rattern Bautrockner, die die Feuchtigkeit aus der Luft ziehen. Während des Unterrichts werden sie abgeschaltet.

Neubau würde 7,2 Millionen Euro kosten

Unabhängig von der Umsetzung der Campus-Idee soll letztere Problemstelle auf jeden Fall angegangen werden. „Es gibt von unserer Seite einen Antrag, die Pavillons abzureißen“, sagt Roland Steiner vom Schulverwaltungsamt. „Das steht bei uns auf der Wunschliste.“ Diese Liste fließt in die Haushaltsberatungen ein, die nach der Sommerpause beginnen. Ende des Jahres wird der Gemeinderat dann darüber entscheiden, wofür die Stadt in den nächsten beiden Jahren Geld ausgeben soll.

7,2 Millionen Euro würde ein Neubau an dieser Stelle kosten. Darin enthalten sind auch die nötigen Planungsmittel. „Es soll keine Verzögerung geben“, sagt Steiner.

Und zwar auch deshalb, weil der Neubau die Voraussetzung für die anschließende Rochade schaffen würde. So sieht die Machbarkeitsstudie in einem zweiten Schritt vor, dass die Grundschüler der Pestalozzischule in das Hauptgebäude ziehen. Dort dürften schließlich bald weniger Werkrealschüler über die Flure schlendern. In einem dritten Schritt könnte der eben erst gebaute und nun wieder leer stehende Neubau Schüler der anderen Einrichtungen aufnehmen, damit dort die Bagger anrücken können.