Julia Niedermaier und Lars Lischke auf der Insel Foto: z

Die ehemaligen Vaihinger Bezirksbeiräte Julia Niedermaier und Lars Lischke (Grüne) studieren derzeit im schwedischen Göteborg. Das deutsche Winter-Schmuddelwetter vermissen sie nicht. Das gibt es nämlich auch in Skandinavien.

Vaihingen/Göterborg Menschen kommen und gehen. So auch der ein oder andere Leser der Filder-Zeitung. Unsere Redaktion hat sie übers World Wide Web aufgespürt und gefragt, wie es ist, den Winter fern der Heimat zu verbringen. Die Antworten stehen in dieser Serie.
Was genau hat Sie nach Schweden verschlagen?
Lars Lischke: Wir studieren beide seit Oktober für ein halbes Jahr an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg. Dass wir zusammen nach Göteborg gehen konnten, war Zufall und den guten Kontakten unserer Professoren zu verdanken.
Julia Niedermaier: Als es um die Wahl des Landes für ein Auslandssemester ging, gefiel uns die Idee, nach Schweden zu gehen. Auch ohne Schwedisch-Kenntnisse kommt man hier zumindest an der Hochschule sehr weit. Jeder spricht Englisch.

Wie ist es, den gesamten Winter mit so viel Schnee und Eis konfrontiert zu sein? Vermissen Sie hin und wieder das deutsche Schmuddel-Tauwetter?
Niedermaier: Göteborg wird von den Göteborgern auch „lilla London“ (kleines London) als Anspielung auf das Wetter genannt. Ein Modeaccessoire, das hier zur Ausstattung jeder modebewussten Frau gehört, sind ein paar schicke Gummistiefel. So viel zum Schmuddel-Wetter. . .
Lischke: Dieses Jahr hat es aber sehr früh angefangen zu schneien und so hatten wir zwei Wochen schönstes, klirrend kaltes Winterwetter. Die Sonne kommt kaum über den Horizont, der Schnee reflektiert das spärliche Licht und lässt alles viel heller wirken. Leider ist er aber schon wieder am verschwinden.

Haben Sie auch Zeit, den vielen Schnee mal zu genießen?
Lischke: Unter der Woche kaum. Es gibt viel zu tun und die Tage sind kurz. Aber am Wochenende bleibt genug Zeit. Zum Beispiel um mit der Straßenbahn ans Meer zu fahren und dann weiter auf die verschneiten Inseln.
Niedermaier: Durch das noch warme Meer sind die Temperaturen auf den Inseln auch nicht ganz so eisig. Denn wenn es hier mal kalt wird, dann richtig. Obwohl Göteborg eine sehr schöne Stadt ist, lässt der Schnee auch Göteborg noch mal erstrahlen. Aber bei minus 15 Grad und eisigem Wind in der Stadt lässt sich das manchmal schlecht genießen, nur aus einem der schönen Cafés heraus, die es hier an jeder Ecke gibt.

Haben Sie Weihnachten auch in Schweden und damit weit weg der Heimat gefeiert?
Lischke: Da wir nur ein halbes Jahr in Schweden sind, haben wir entschieden, über Weihnachten nicht nach Hause zu fahren. Es war eher anders rum: die Heimat kam hierher. Wir hatten den ganzen Advent über sehr viel lieben Besuch.
Niedermaier: Und wer hat sich nicht schon mal ein besinnliches Weihnachten eingeschneit im schwedischen Winterwald gewünscht?

In Vaihingen waren Sie beide politisch sehr aktiv. Haben Sie in Schweden auch Gelegenheit dazu?
Lischke: Um Politik aktiv mitgestalten zu können, muss man Land und Leute verstehen und zuhören können. Da bereitet uns die Sprache außerhalb der Universität noch zu große Probleme. Aber der „Blick aus der Ferne“ tut sehr gut. Wir bekommen eine andere Sicht auf die Dinge. Im Alltag verliert man sich schnell im Detail. Da hilft etwas Abstand, um den Überblick nicht zu verlieren und neue Ideen zu entwickeln.
Niedermaier: Wir werden sicher viel neue Ideen und andere Perspektiven wieder mit zurück nach Stuttgart nehmen. Wir arbeiten beide in Arbeitsgruppen mit Menschen aus verschiedenen Nationen zusammen. Es ist spannend und faszinierend aus dem Alltag, der Politik und der Geschichte anderer Länder aus erster Hand zu hören. Wir hören Nachrichten aus China, dem Iran oder Israel, aber was bedeuten Regierungswechsel, Wirtschaftskrisen oder Sanktionen für die Menschen dort? Wie denken die Menschen dort über uns und unsere Regierung? Wie geht man mit Problemen um, die wir gar nicht kennen?