Der Fernsehjournalist Frank Farenski hat auf die Einladung von Edith Weinbrecht Foto: Martin Bernklau

Frank Farenski führt bei den Grünen in der Alten Kelter seinen Film zur Energiewende vor.

Vaihingen - Trotz des Biergartenwetters waren am Dienstagabend doch vielleicht gut dreißig Leute in die Alte Kelter gekommen. Sie konnten sich den Eintrittspreis von 1,68 Cent leisten, den die Vaihinger Bündnisgrünen als Eintrittspreis für den Film „Leben mit der Energiewende“ entrichtet haben wollten. Edith Weitbrecht begrüßte den freien Fernsehjournalisten Frank Farenski. Er finanziert seinen Film nachträglich durch Lizenzen und Sponsoring und tingelt mit ihm zu inzwischen 97 Vorführungen durch die Republik.

Dass ZDF und 3sat „Leben mit der Energiewende“ so nicht senden wollten, hat mindestens zwei einfache Gründe. So wohlwollend man den Absichten gegenüberstehen mag, es ist doch im Grunde ein Propagandafilm für die gute grüne Sache, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und die erwünschte Beschleunigung der Energiewende. Zudem stellt der Regisseur eine ganze Reihe von mittelständischen Firmen aus der umweltfreundlichen Solar- und Energiebranche vor, für die er mehr oder minder ungeniert auch Reklame macht. Der Hohn über die angebliche Zensur samt etwas plumpem Vergleichen mit der DDR war also nicht ganz angebracht.

Symbolischer Eintrittspreis

Zunächst aber will Farenski auch aufklären. Er tut das schon mit dem symbolischen Eintrittspreis, der genau dem Betrag entspricht, um den sich die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien auf den Strompreis pro Kilowattstunde in diesem Jahr erhöht. Den jährlich 18 Milliarden Euro, mit denen die Verbraucher regenerative Energien auf diese Weise unterstützen, setzt Farenski 61 Milliarden Euro entgegen, die seit 2004 jährlich für die gleiche Menge fossiler Energieträger zusätzlich berappt werden müssen, Tendenz stark steigend.

Steinkohleimport stieg um acht Prozent

Die seit der Fukushima-Katastrophe von fast allen Parteien beschworene Energiewende mit Atomausstieg hält Farenski Form eigentlich für eine Mogelpackung und meint sogar: „Wir fallen faktisch zurück.“ Um acht Prozent zugenommen habe etwa der Anteil der Kohle, vor allem australischer Import-Steinkohle, an der Stromproduktion. Den gastgebenden Grünen empfahl er nebenbei, das „Markenzeichen Energiewende offensiver zu vertreten“.

Dass durch Windenergie, vor allem aber durch Fotovoltaik die tagesaktuellen Strompreise an der Leipziger Börse während der Sonnenstunden stark sinken, der Kunde aber dennoch mehr für die Kilowattstunde bezahlt, machte der Film anschaulich. Doch sei dafür nicht einfach das EEG mit seinen Einspeisevergütungen verantwortlich, sondern etwa die Tatsache, dass 730 Großverbraucher und Konzerne von der Umlage befreit seien. Die eingeräumten „Strickfehler“ des im Jahr 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung Schröder in Kraft getretenen EE-Gesetzes, auch die Fehlentwicklungen der Solarbranche streifte der Film jedoch nur am Rande.

Umweltminister Altmaier veralbert

Nicht mehr und nicht weniger als eine „Demokratisierung der Stromproduktion“ und die „Abschaffung der vier großen nationalen Stromversorger“ sieht Frank Farenski hingegen als Ziel. Bundesumweltminister Peter Altmaier wurde mit seinen privaten Energiewende-Problemen etwas unfair zum Running Gag veralbert. Grenzwertig war auch die plumpe Karikatur des mafiösen Energiewende-Verhinderers.

Mit seiner private Energiegeschichte wusste anschließend aber Uwe Schulz, Professor an der HdM, Farenskis Anliegen zu unterstützen. Für Investitionen von 100 000 Euro seit dem Jahr 2000 hat seine Familie inzwischen 98 Prozent Energie ersetzt oder eingespart – und das Geld dafür.