Durch Regionalzüge kommen Pendler besser nach Vaihingen und auch wieder weg. Foto: dpa

Der künftige Regionalbahnhalt Vaihingen soll Pendler zum Umstieg vom Auto auf den Zug ermutigen. Selbstständige hoffen auf zahlungskräftige Schweizer, die in örtlichen Hotels nächtigen.

Vaihingen - Vaihingen ist eine Verkehrsdrehscheibe, in dem Sinne, dass sich dort der vielen Staus wegen, alles um den Verkehr dreht. Um zügig zu fahren, nutzt man am besten den Zug. Wie gut ist es doch deshalb, dass es nun für den Regionalbahnhalt am Vaihinger Bahnhof die Baugenehmigung gibt. Was bringt dies den Vaihingern? Viel, finden Günter Sabow, Vorsitzender der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV), Thomas Kiwitt, Leiter der Verkehrsplanung im Verband Region Stuttgart, und Vaihingens Bezirksvorsteher Kai Mungenast. Auch der Verbund Vaihinger Fachgeschäfte und der Bund der Selbstständigen begrüßen das Angebot.

„Das Ganze ist strategisch so aufgezogen, dass alle, die nach Stuttgart müssen, in Vaihingen ankommen. Wer hier im Synergiepark oder sonst wo in Vaihingen oder Möhringen arbeitet, muss nicht erst über den Hauptbahnhof fahren“, sagt Günter Sabow. Der Regionalbahnhalt sei eine „übergeordnete Maßnahme“, um Vaihingen, Möhringen und den Synergiepark besser über die Schiene zu erreichen. Man müsse aber auch an diejenigen Vaihinger denken, die nicht an Ort und Stelle, sondern auswärts arbeiteten. Auch für sie gebe es jetzt bessere Möglichkeiten mit dem Zug zum Arbeitsplatz zu kommen.

Mobilitätsdrehscheibe mit E-Bike

Die WIV denke daran, auf der Seite des Regionalbahnhofs, die an den Synergiepark grenze, eine Art Mobilitätsdrehscheibe anzubauen. „Dort könnten E-Bikes oder Stella-Roller stehen“, sagt Günter Sabow. Erst einmal müsse es sich erweisen, was sich die Pendler vorstellten, um rascher zum Arbeitsplatz zu kommen. „Wir ziehen das so geschickt auf, dass das Ganze einen Image-Gewinn für Vaihingen gibt“, verspricht der WIV-Vorsitzende.

Außerdem, sagt Sabow, müsse man sehen, ob es gelinge, „etwas mehr Bezug zu den Vaihinger Geschäften zu bekommen“. Momentan seien die Wege vom Bahnhof ins Zentrum etwas zu lang. Daran, dass dieser Bezug gelingen kann, hegt Ingo Vögele vom Verbund Vaihinger Fachgeschäfte Zweifel. „Ich glaube nicht, dass unsere Geschäfte davon profitieren.“ Das Einbinden von Pendlern in die Ortsmitte sei ebenso schwierig wie das Einbeziehen der Studenten vom Campus. „Die Distanzen sind schwer zu überwinden.“ Der Verbund, sagt Ingo Vögele, sei bei den Überlegungen zur Gestaltung des Aurelis-Areals am Bahnhof mit einbezogen gewesen: „Es gab die Anregung, dass die Fachgeschäfte dort Dependancen eröffnen. Eine interne Umfrage unter unseren Mitgliedern hatte aber große Zurückhaltung ergeben.“

Dessen ungeachtet seien die Geschäftsleute Vaihinger Bürger und als solche begrüßten sie den Regionalbahnhalt ausdrücklich: „Mit den Regionalzügen kann man mehr Ziele ansteuern, als dies mit der S-Bahn, dem Bus und der Stadtbahn möglich ist.“ Dass das Mehr an Zügen Vaihingen vom Autoverkehr entlasten wird, hofft Vögele, bezweifelt es aber. Matthias Filbinger, der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen, betont, dass Vaihingen als Zielort für Reisende attraktiver wird. Dies ei vor allem durch Züge aus Zürich in der Schweiz der Fall: „Für sie haben wir in Vaihingen Übernachtungsangebote. Das Einkaufen in Deutschland ist für die Schweizer außerdem wegen des Wechselkurses von Euro und Schweizer Franken günstig.“ Filbinger hofft, dass auch Pendler verstärkt vom Auto auf den Zug umsteigen. Außerdem fordert er, dass bei den Bauarbeiten die Unterführung am Bahnhof freundlicher und mit mehr Licht umgestaltet wird: „Momentan ist es für eine Frau nicht ratsam, dort in der Dunkelheit zu laufen.“

Mehr Arbeitsplätze, mehr Schienen

„Wir binden einen starken Arbeitsplatzschwerpunkt, der sich noch weiter entwickeln wird, an das regionale Schienen-Netz an“, sagt Thomas Kiwitt. Damit werde die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze für Pendler aus der Region verbessert und man entlaste die Anwohner von Autoverkehr: „Wenn man Menschen Alternativen zum Individualverkehr bieten will, dann kann man das nur über die Schiene machen“, sagt Thomas Kiwitt. Zurzeit werde geprüft, ob man eine vierte S-Bahn von der Schwabstraße aus nach Vaihingen fahren lassen könne. Neue Fahrzeuge und ein elektronisches Steuerungssystem könnten die Taktzeiten weiter verkürzen.

Der Vaihinger Bezirksvorsteher Kai Mungenast fasst zusammen: „Durch den Ausbau des Bahnhofs Vaihingen zu einem Regionalhalt wird unser Stadtbezirk besser an die Region angebunden. Besonders für die vielen Pendler, die täglich nach Vaihingen einreisen, kann so der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel attraktiver werden. Jeder Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr entlastet die Straßen und damit Vaihingen. Damit ist der Regionalhalt ein wichtiger Mosaikstein für die Verkehrsentwicklung auf den Fildern.“