Christopher Caldwell (re.) geht mit Hauptdarsteller Emanuel Mayer die Szene durch. Foto: Stefanie Käfferlein

Studierende der Hochschule der Medien produzieren einen Kurzfilm. Grundlage ist die Erzählung „Das verräterische Herz“ von Edgar Allan Poe.

Vaihingen - Die Fußbodendielen knarzen, das Licht ist dämmerig in dem alten Haus, im Ofen flackert eine kleine Flamme. Die Kamera ist in Position und Christopher Caldwell gibt dem Hauptdarsteller Emanuel Mayer Anweisungen für die kommende Szene.

Caldwell ist Student an der Hochschule der Medien (HdM). Für die Kurzfilmproduktion der Studenten des Studiengangs Audiovisuelle Medien hat er die Regie übernommen. „Ich habe zwar in der Vergangenheit schon Filmprojekte gemacht, aber noch keines in der Größenordnung“, sagt Caldwell. Seit vier Wochen herrscht bei ihm und seinen Kommilitonen Ausnahmezustand. „Wir kommen morgens an die HdM und gehen erst spät abends wieder nach Hause“, sagt Caldwell.

Die Szenen in der Altstadt Sindelfingens haben die Studierenden und Schauspieler bereits hinter sich. In der vergangenen Woche wurde die Schlussszene im hochschuleigenen Studio gedreht. Dreieinhalb Tonnen Holz und 3000 Nägel und Schrauben haben die Nachwuchs-Filmemacher im Studio für den Bau einer kompletten Etage eines Fachwerkhäuschens benötigt. „Gut zwei Wochen haben wir damit verbracht, das Set aufzubauen“, sagt der Student und Produktionsleiter Maximilian Schmierer. „Für den Abbau haben wir wesentlich weniger Zeit, so dass wir gespannt sind, wie wir das hinbekommen.“ Doch mit dem Abschluss der Dreharbeiten und dem Abbau des Sets ist die Arbeit nicht beendet.

In den kommenden Tagen und Wochen geht es nämlich vor allem darum, den Film fertigzustellen, das vorhandene Material auf das Wesentliche einzudampfen und die Texte des Erzählers im Tonstudio aufzunehmen. „Für acht Minuten haben wir 14 bis 15 Stunden Material zur Verfügung“, erklärt Schmierer. Am 24. Januar soll alles fertig sein, am 26. Januar findet die Premiere bei der Media Night der Hochschule statt. „Danach wollen wir den Film auf Festivals zeigen“, sagt Schmierer.

Die Wahl der Studierenden fiel in diesem Jahr auf eine Erzählung von Edgar Allan Poe. „Eine Kommilitonin von uns hat die Geschichte angeschleppt und wir fanden die Idee klasse“, erinnert er sich. Poe schrieb im 19. Jahrhundert viele Kurzgeschichten und prägte dabei die Kriminal- und Horrorliteratur.

Die Erzählung „Das verräterische Herz“ handelt von einem Mann – dem Erzähler der Geschichte – der gemeinsam mit einem alten Mann in einem Haus wohnt und ihn seit vielen Jahren pflegt. Er fühlt sich von dem blinden Auge des alten Mannes gestört und bedroht. Das macht ihn schließlich verrückt und er beschließt, den alten Mann umzubringen.

„Vor der Kamera stehen vier Darsteller. Der Hauptdarsteller, der alte Mann und zwei Nachtwächter“, erzählt der Produktionsleiter. Im Film sprechen die Schauspieler selbst allerdings nur wenige Sätze. „Da es eine Erzählung ist, lassen wir die Geschichte auch von unserem Hauptdarsteller erzählen“, sagt Schmierer. „Die wird aus dem Off kommen.“

Hinter der Kamera waren weit mehr Personen nötig. „Wir waren insgesamt – mit den freiwilligen Helfern – 35 Leute“, sagt Schmierer. Zum Filmteam selbst gehören 20 Studierende aus dem dritten bis fünften Semester. Insgesamt neun Monate werden sie an dem Kurzfilm gearbeitet haben, wenn er im Januar fertig ist. Drei Monate wurde allein am Drehbuch gefeilt. „Es gab Phasen, da hatte ich in meinem E-Mail-Postfach jeden Tag eine neue Version“, erinnert sich Schmierer. Es folgte die Suche nach Sponsoren, Schauspielern und einem Maskenbildner. Außerdem mussten Requisiten besorgt und die Genehmigungen für den Außendreh in der Sindelfingen eingeholt werden.

„Kleine Requisiten haben wir bei Ebay ersteigert“, erzählt der Produktionsleiter. Die antiken Möbel und Kostüme stammen von Kommilitonen, aus dem Fundus des Staatstheaters und vom SWR. Die Firma Arri aus München ermöglichte es den Studierenden, mit der „derzeit modernsten Technik zu arbeiten“, betont Schmierer.

5000 Euro stehen den Nachwuchs-Filmemachern für ihre Produktion zur Verfügung. Finanziell werden sie unterstützt von der Robert-Koch-Stiftung und der Landesbank Stiftung Kunst und Kultur. „Es war schon eine Herausforderung, sich um die Finanzen zu kümmern“, sagt Schmierer. „Aber ich habe unheimlich viel dazu gelernt.“ Nach seiner Planung würde alles „Null auf Null aufgehen“.