Lion Oeding beantwortet beim Infoabend Fragen der Studenten. Foto: Malte Klein

Beim Infoabend des Hochschulradios Stuttgart machen die Redaktionsleiter Lust aufs Senden.

Vaihingen - Musik fürs Radioprogramm auswählen, Studenten zu aktuellen Themen befragen oder mit Wissenschaftlern über deren Forschungsergebnisse sprechen. All das bietet Horads - das Hochschulradio Stuttgart. Am Dienstagabend erklärten die Redaktionsleiter David Dübel und Lion Oeding in der Hochschule der Medien (HdM) in Vaihingen interessierten Studenten, wie sie Radiomacher werden können.

Gut 20 Studierende waren gekommen, weil sie sich für eine Mitarbeit in der Wort- oder der Musikredaktion interessieren. „Ganz wichtig ist, dass wir nicht kommerziell sind“, stellte David Dübel, der Leiter für Technik und Musik, eine Besonderheit zu den Privatsendern im Land heraus. Die Zuhörer kamen von der HdM, der Universität Stuttgart und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Horads wird von diesen Bildungseinrichtungen, Hochschulen in Ludwigsburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband getragen und sendet auf der UKW-Frequenz 88,6. „Wir sehen uns als Alternative zum SWR, zu Antenne, Big-FM und Co“, sagte Dübel.

Um die Studenten erst mal fit fürs Senden zu machen, bietet das Hochschulradio eine umfassende Ausbildung für Einsteiger an, die im März beginnt. Wer in die Wortredaktion will, die die Beiträge zusammenstellt, belegt einen Hörfunk- und einen Audioschnitt-Workshop, lernt das Texten, Moderieren und Recherchieren im Morgenmagazin und erstellt am Ende einen Beitrag mit aufgenommenen Originaltönen. Die Ausbildung beginnt am Montag, 4. März und dauert acht Wochen.

„Ihr seid das Programm“

Genauso viel Zeit nimmt die Ausbildung Musik in Anspruch, während der die Studenten lernen, Musikstücke zu bewerten, fürs Radio zu sprechen und zu schneiden. Diese Kurse beginnen am 11. März. Das Horads-Team zählt derzeit 50 Studenten. Pro Morgensendung lernen bis zu drei neue Radiomacher das Handwerk von zwei erfahrenen Horads-Mitarbeitern.

Lion Oeding, der Redaktionsleiter mit den Schwerpunkten Programm und Ausbildung, pries das Hochschulradio an: „Ihr seid das Programm. So viel Freiheit werdet Ihr nie wieder haben.“ Im Gegenzug erwarten die Redaktionsleiter Zuverlässigkeit und Engagement. „Mit euch steht und fällt eine Sendung. Wir senden live. Das muss einfach funktionieren“, sagte Oeding.

Neben dem eigentlichen Radiomachen stellte Dübel einen anderen Aspekt in den Vordergrund: „Das Sozialnetzwerk ist bei uns ganz wichtig. Bei Horads lernen sich Studenten von unterschiedlichen Fächern und Hochschulen kennen.“ Dübel sieht den Sender auch als ein Experimentierfeld: „Wer bei uns mitmacht, erfüllt die erste Voraussetzung, um einen Praktikumsplatz bei Radiosendern zu bekommen.“ Oeding ging auf die Besonderheiten des Horads ein. „Wir bieten keinen Häppchenjournalismus. Bei uns dürfen Beiträge zwischen fünf und sieben Minuten dauern.“ So könne man mehr in die Tiefe gehen als bei kommerziellen Sendern, die Beiträge auf anderthalb Minuten begrenzten. Die Themen sind vielfältig, wie Oeding beispielhaft zeigte: „Wir hatten vor kurzem Beiträge zum Amazon-Skandal, zum Finale der TV-Sendung Bachelor und über ein Uni-Projekt, das sich um leichte Sprache im Internet dreht.“ Es gehe als Hochschulradio auch darum, Wissenschaft anregend zu präsentieren und unterhaltend aufzuarbeiten.

Spaß haben und Leute kennenlernen

Im Publikum saß der 21-jährige Florian Esche von der Musikhochschule. Er studiert Sprecherziehung und hat auch Kurse im Mediensprechen. „Ich möchte bei Horads mitmachen, damit mir das Reden vor dem Mikrofon leichter fällt und ich sicherer werde.“ Ihm gehe es aber auch darum, Spaß zu haben und Leute kennen zu lernen. Sein 19-jähriger Kommilitone Philipp Fahrenbruch möchte bei Horads Praxiserfahrungen sammeln. Das sei ihm von Dozenten der Musikhochschule empfohlen worden: „Ich erhoffe mir, ins kalte Wasser geworfen zu werden und machen zu können anstatt nur Theorie zu lernen.“ Die Präsentation habe ihm gefallen.

Dübel und Oeding haben die beiden Studenten überzeugt. Am Ende des Infoabends tragen sie sich in die Workshop-Listen ein – genau wie acht andere, die sich am Mikrofon versuchen wollen. Einer fragt, ob er später einsteigen könne. Oeding gibt zu bedenken: „Ich empfehle euch, jetzt einzusteigen.“ Es werde nie leicht sein, das Radiomachen und das Studium miteinander zu verbinden. Zusammen mit den Anmeldungen, die das Horads auf anderem Wege erreicht haben, wollen sich 16 Studenten neu beim Hochschulradio engagieren.