Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wirkt auf viele authentisch Foto: factum/Granville

Der Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat im Berufsschulzentrum in Bietigheim-Bissingen mit Jugendlichen gesprochen – über den sozialen Aufstieg. Auch über seinen.

Bietigheim-Bissingen - Uwe Hück ist Betriebsratsvorsitzender bei Porsche, ehemaliger Profi-Kampfsportler und als Waisenkind aufgewachsen. Für die Leiter der Berufsschule Bietigheim-Bissingen ist er genau der Richtige, um Jugendliche zu erreichen und ihnen Tipps für die Arbeitswelt zu geben. Am Dienstag sprach Hück deswegen in der Reihe „Schule trifft Wirtschaft“.

Uwe Hück ist Leistungssportler gewesen, zweimal war er Europameister im Thai-Boxen. Der Vorsitzende des Porsche-Betriebsrats ist nicht nur von starker Statur, er mag auch kräftige Worte. Noch dazu ist Champions League an diesem Abend: Die Arbeitsfußballer aus Wolfsburg spielen in Madrid gegen die Edelkicker Reals. Hück spricht zwar über „Aufstieg durch Qualifikation und Industrie 4.0“. Dennoch haut er ein paar Sportvergleiche raus, die das Phrasenschwein dick und rund machen würden. Das klingt dann etwa so: „Das Leben ist wie ein Fußballspiel, wer gar nicht erst aufs Feld geht, kann auch keine Tore schießen.“ Oder: „Ihr müsst nicht die besten Techniker sein, aber ihr müsst gewinnen wollen.“

Trotz Champions League ist die Halle voll

Es sei beachtlich, mehr als 280 Besucher seien an diesem Abend ins Berufliche Schulzentrum Bietigheim-Bissingen gekommen, wie der Schulleiter Stefan Ranzinger betont – trotz des Champions-League-Viertelfinales. Interessierte Bürger sind es, Besucher aus Politik und Wirtschaft. Vor allem aber Schüler, Auszubildende, junge Männer und Frauen. Sie erhoffen sich von Uwe Hück Ratschläge, ein bisschen Orientierung in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt. Und Uwe Hück liefert, abseits von Fußballmetaphern erklärt er den Weg von der Dampfmaschine über das Fließband zu aktuellen Umbrüchen wie smarten und computerisierten Arbeitsprozessen.

„Ich bin ein Fan der Digitalisierung. Warum? Weil ich sie sowieso nicht verhindern kann“, sagt er und macht klar: „Ihr müsst wollen und entscheiden, ob ihr euer Leben lang lernen wollt.“ Immer wieder nennt Hück Fußballvergleiche – „nicht denken, schießen“ –, wenn er dafür wirbt, sich auf neue Arbeitstechniken und Werkzeuge einzulassen. Gleichzeitig bricht er eine Eckfahne für das Handwerk. „Es kann nicht nur Akademiker geben“, sagt er. „Metzger und Maler werden immer gebraucht, auch wenn sich die Werkzeuge ändern.“ Zuweilen wirkt er beim Sprechen mehr wie ein Boxer als ein Redner. Dann bewegt er den Oberkörper, als würde er Schläge austeilen und abwehren.

Hück kommt an bei den Jugendlichen. Er wirke „authentisch“, ist an dem Abend oft zu hören. Und es stimmt: Hück, Jahrgang 1962, hat sich vom Sonderschüler über den Sport hochgearbeitet, war Lackierer bei Porsche – heute vertritt er dort die Interessen von gut 20 000 Mitarbeitern. Gerhard Schröder sei ein Freund, Sigmar Gabriel hielt die Laudatio zu seinem 50. Geburtstag. Aber auch bei einem wie Hück hinterlässt die Nähe zur Macht Spuren. Manchmal verliert er sich in Politikersprache. „Reichtum verpflichtet“, sagt er oder: „Erfolg in Deutschland muss sich lohnen.“

Hück: Das Trikot schwitzt nicht von allein

Das sind die Momente, in denen er ein bisschen den Kontakt zum jüngeren Publikum verliert – dann erntet er keine Lacher, sondern fragende Blicke. Zumal Hücks Grat zwischen Leistungsrhetorik und Loblied auf den Sozialstaat schmal ist. „Das Trikot schwitzt nicht von allein“, sagt er. Aber auch, dass die Stärkeren den Schwächeren helfen müssten.

Als Hücks Vortrag nach einer Fragerunde endet, führt in Madrid Real 2:0 gegen Wolfsburg. Doch die meisten sind bis zum Ende geblieben. „Wenn jemand, der so viel im Leben durch hat, Ratschläge gibt – dann hört man zu“, sagen Fabian (18) und Emre (19). „Man kennt Herrn Hück ja vom Boxen“, berichtet der 19-jährige Nils Fink. „Er wirkt echt.“ Als Finanzminister Nils Schmid im vergangenen Jahr da gewesen sei, habe der vor allem Werbung für sich selbst gemacht, erzählt der angehende Wirtschaftsingenieur. Fachinformatiker Phillipp Kraus (17) sagt: „Herrn Hücks Vortrag war schwer zu beschreiben.“ Auf jeden sei er nicht besonders formell gewesen.

In Madrid läuft Halbzeit zwei. Am Ende scheiden die Fußballer aus der VW-Stadt Wolfsburg mit 0:3 aus. Passiert. „Wichtig ist, wieder aufzustehen, wenn man mal am Boden liegt“, sagt Uwe Hück. Und wehrt grinsend einen virtuellen Schlag ab.