Ein Mann hält in einer Unterkunft für Migranten, die in einer leerstehenden Lagerhalle errichtet wurde, ein Baby. Foto: AP

Ein zweiter tragischer Fall von der US-Grenze erschüttert Guatemala: Nach dem Tod einer Siebenjährigen meldet die US-Grenzschutzbehörde den Tod eines achtjährigen Jungen. Das mittelamerikanische Land fordert eine Aufklärung des Vorfalls.

Washington/Guatemala-Stadt - Innerhalb eines Monats ist ein zweites Kind aus Guatemala nach seiner Festnahme durch US-Grenzbehörden ums Leben gekommen. Der achtjährige Junge sei in der Nacht zu Dienstag in Alamogordo im US-Bundesstaat New Mexico gestorben, teilte die US-Grenzschutzbehörde am Dienstag (Ortszeit) mit. Die Todesursache sei noch nicht bekannt. Der Vorfall werde untersucht, die Behörden in Guatemala seien informiert. Nun wird über Konsequenzen aus den traurigen Fällen diskutiert - und über den Umgang mit Kindern an der Grenze.

Der Junge sei am Montag in ein Krankenhaus gebracht worden, nachdem Anzeichen einer Erkrankung bemerkt worden waren, hieß es. Zunächst sei man von einer Erkältung ausgegangen und habe das Kind wieder entlassen. Am späten Montagabend sei der Junge wieder ins Krankenhaus gebracht worden, weil sich sein Zustand verschlechtert habe. Kurz darauf sei er gestorben.

US-Grenzschutzbehörde spricht von tragischem Vorfall

Die US-Grenzschutzbehörde veröffentlichte eine detaillierte Übersicht über die zeitlichen Abläufe und sprach von einem tragischen Vorfall. Der Leichnam des Jungen solle nun obduziert werden, hieß es. Als Konsequenz aus den jüngsten Vorfällen sei angeordnet worden, dass alle Kinder in Gewahrsam der Grenzbehörden zusätzlich medizinisch untersucht werden sollten - mit einem besonderen Fokus auf Kinder unter zehn Jahren. Generell werde auch der Umgang mit kleinen Kindern überprüft.

Der Leiter des US-Grenzschutzes, Kevin McAleenan, forderte mehr Geld für seine Behörde, um die Versorgung von Kindern in Gewahrsam zu verbessern. Die bisherigen Einrichtungen seien nicht für die Unterbringung von Kindern ausgelegt, sagte er dem Fernsehsender CBS. Hier sei ein „anderer Ansatz“ nötig. Dazu gehörten zusätzliche Mittel für die medizinische und psychologische Betreuung von Kindern.

Guatemala fordert sorgfältige Untersuchung

Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums gab es zuletzt einen „dramatischen Anstieg“ der Zahl von Kindern, die alleine oder mit ihren Eltern an der Grenze zu den USA ankamen, um in Amerika um Asyl zu bitten.

Das Außenministerium Guatemalas erklärte, der Fall des toten Jungen müsse sorgfältig und transparent untersucht werden. Die Regierung spreche dem Vater des Jungen jede notwendige konsularische Unterstützung zu, sagte Außenministerin Sandra Jovel. Der Konsul Guatemalas in Phoenix sei bereits vor Ort, um den Vater zum Todesfall des Kindes zu befragen, hieß es. Das Ministerium werde die Überstellung der Leiche nach Guatemala übernehmen.

Große Zahl von Flüchtlingen sucht Zuflucht in den USA

Erst Anfang Dezember war ein sieben Jahre altes Mädchen nach seiner Festnahme durch US-Grenzbehörden an Dehydrierung gestorben. Das Kind hatte auf der Flucht aus Guatemala tagelang kein Wasser getrunken. Das US-Heimatschutzministerium bezeichnete den Tod des Mädchens als „unglaublich tragisch“, die Regierung wies jedoch eine Mitschuld am Tod des Kindes zurück.

Der Sarg mit dem Mädchen war am Montag in der Heimatstadt des Kindes - San Antonio Secortez in der Gemeinde Alta Verapaz - angekommen. Auf Fotos, die in der guatemaltekischen Zeitung „Prensa Libre“ veröffentlicht wurden, waren die Familie und Gemeindemitglieder zu sehen, die am Sarg des Kindes Abschied nahmen. Bewohner hatten den weißen Sarg zuvor die letzte Strecke über Felder und Schuttwege in das abgelegene Dorf getragen. Der Vater der Siebenjährigen sei immer noch in den USA festgesetzt, berichtete die Zeitung.

In den vergangenen Wochen hatte sich eine große Zahl von Flüchtlingen und anderen Migranten aus Mittel- und Südamerika auf den Weg in die USA gemacht, um dort Zuflucht zu suchen. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat die Grenze verstärkt gegen Migranten abgeschottet und den Kurs gegenüber Schutzsuchenden drastisch verschärft.