Der kubanische Staatschef Raúl Castro (rechts) und US-Präsident Barack Obama haben am Mittwoch zeitgleich ein neues Kapitel der Beziehungen ihrer Länder verkündet, nachdem sie am Vortag erstmals miteinander telefoniert hatten. Foto: dpa

Mit ihrer Annäherung an Kuba hoffen die USA dort auf einen umfassenden Wandel. Lateinamerika feiert den Durchbruch, während in den USA kritische Stimmen laut werden.

Havanna/Washington - Durch die Vermittlungshilfe von Papst Franziskus und der kanadischen Regierung haben die langjährigen Rivalen USA und Kuba sich zu einem diplomatischen Neuanfang durchgerungen. Der kubanische Staatschef Raúl Castro und US-Präsident Barack Obama verkündeten am Mittwoch zeitgleich ein neues Kapitel der Beziehungen ihrer Länder, nachdem sie am Vortag erstmals miteinander telefoniert hatten. Regierungen von Mexiko bis Argentinien gratulierten den beiden Staatschefs und lobten den Durchbruch.

Einige Beschränkungen bei Handel und Reisen sollen nun gelockert werden, zudem ist die Eröffnung einer US-Botschaft in Havanna geplant. Die Staatssekretärin im US-Außenministerium, Roberta Jacobson, soll bereits im Januar in die kubanische Hauptstadt reisen und den Dialog auf hoher diplomatischer Ebene fortsetzen. Das Embargo, das US-Touristen Reisen nach Kuba sowie den Handel mit dem sozialistischen Karibikstaat verbietet, bleibt aber bestehen.

„Ich erwarte nicht, dass die heute von mir angekündigten Veränderungen über Nacht einen Wandel der kubanischen Gesellschaft bewirken werden“, sagte Obama. Es diene aber weder amerikanischen Interessen noch dem kubanischen Volk, Kuba „zum Kollaps“ zu treiben. Castro lobte besonders die Rückkehr dreier in den USA gefangenen Agenten, die im Gegenzug für einen US-Spion und den vor fünf Jahren auf Kuba verhafteten Amerikaner Alan Gross freikamen.

Lob vom Papst und aus Lateinamerika

Außer vom Papst, der zur „historischen Entscheidung“ gratulierte, kam besonders aus Lateinamerika breites Lob, etwa von den Regierungen in Mexiko, Panama, Bolivien und Venezuela - dem ideologischen Widersacher der USA und Verbündeten Kubas. US-Vizepräsident Joe Biden telefonierte am Mittwochabend (Ortszeit) mit den Präsidenten Mexikos und Kolumbiens, um über die neuen Beziehungen zu sprechen.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff bezeichnete den Vorstoß als „gutes Beispiel für die ganze Welt“, den sich niemand habe erträumen können. „Im Namen des ganzen Kontinents feiern wir die Kühnheit und den Mut von Präsident Obama und der kubanischen Regierug, diese Entscheidung zu treffen“, teilte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos mit. Auch Nicaragua, Ecuador und Argentinien gratulierten.

US-Abgeordnete und Senatoren mit kubanischen Wurzeln griffen Obama dagegen scharf an. „Es ist ein Irrtum, dass Kuba sich reformieren wird, nur weil der amerikanische Präsident glaubt, dass die Castro-Brüder plötzlich ihre Fäuste öffnen werden, wenn er seine Hand in Frieden ausstreckt“, teilte der demokratische Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses im Senat, Robert Menendez, mit. Auch der republikanische Senator Marco Rubio schlug kritische Töne an. Obamas Entscheidung sei unerklärlich und ein weiterer gescheiterter Versuch, sich „Schurkenstaaten“ um jeden Preis anzunähern.