Raus aus dem Atomstopp-Abkommen mit dem Iran: US-Präsident Donald Trump unmittelbar nach Mitteilung seiner Entscheidung im Weißen Haus. Foto:  

Deutschland steht vor einer schwierigen Entscheidung: Wie reagieren auf den Ausstieg der USA aus dem Iran-Abkommen? StN-Chefredakteur Christoph Reisinger nennt die Fallstricke in seinem Kommentar.

Stuttgart. - Wer will den Krieg führen, der nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomstopp-Abkommen mit dem Iran wahrscheinlich wird? Die Kleriker-Diktatur in Teheran hat kein Motiv mehr, von atomarer Aufrüstung abzusehen. Sollte sie das Abkommen unterlaufen, an dem sie offiziell festhalten will, muss sie das isolierte Russland und den engen Handelspartner China nicht fürchten. Deutschland, Frankreich und Großbritannien schon gar nicht.

Machen lassen oder zuschlagen?

Nimmt der Iran seine Atomrüstung wieder auf, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Machen lassen – mit unkalkulierbarem Risiko für Israel, viele arabische Staaten und Teile des Nato-Gebiets. Oder Irans Atomprogramm zerschlagen.

Dieser Krieg würde sich sofort mit den Brandherden im Irak, im Libanon, im Jemen und in Syrien verschmelzen. Schließlich mischt der Iran bereits in allen mit. Ein solcher Krieg wäre der Krieg des US-Präsidenten Donald Trump. Vor allem aber wäre es einer vor Europas Haustür – mit allen bösen Folgen.

Keile in der Allianz

Das Schlimmste an Trumps krasser Fehlentscheidung ist aus deutscher Warte: Er schafft damit Zonen unterschiedlicher Sicherheit in der Nato. Außerdem treibt er Keile ins Bündnis. Halten die Europäer am Abkommen fest, handeln sie gegen ihren wichtigsten Verbündeten. Folgen sie Trump, bleiben die Reihen zwar vorerst geschlossen. Wird aber die Erzwingung eines iranischen Atombombenverzichts nötig, stehen Briten, Deutsche, Franzosen vor der Entscheidung: Amerika im Stich lassen, oder sich an einem Krieg beteiligen, der so wenig in ihrem Interesse liegt wie eine Atommacht Iran.

Hebel für die Ajatollahs

Was für eine Eselei, dem Ajatollah- Regime Hebel in die Hand zu geben, auf die es vertraglich schon verzichtet hatte.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de