Ja, ist das noch zu fassen? Donald Trump spricht über kleine Hände, und was noch nicht klein an ihm ist ... Foto: dpa

Schon wieder ein Super Tuesday bei den US-Vorwahlen, und der nächste steht schon bevor. Warum Donald Trump über seine kleinen Hände spricht, warum John Kasich wie Harry Potter ist - all das in der neusten Ausgabe der US-Wahlkolumne.

Schon wieder ein Super Tuesday? Und ein Super Saturday? Die US-Medien überschlagen sich mit Superlativen im US-Vorwahlkampf. In der Nacht auf Mittwoch wurde Super Tuesday #2 gefeiert, und nächste Woche ist Super Tuesday #3 mit Vorwahlen in Florida und Ohio. In unserer US-Wahlkolumne schauen wir diesmal aber nicht sofort auf Donald Trump.

Sondern auf John Kasich, den Gouverneur von Ohio. Sein Stern steigt gerade auf, während der von Marco Rubio fällt. Wird der 63-jährige die Alternative des konservativen Establishments zum New Yorker Milliardär? Für einen kurzen Moment lag Kasich am Dienstagabend in Michigan sogar vorne in den Umfragen. "Machen Sie davon einen Screenshot", forderte ein CNN-Moderator die Zuschauer auf, "das wird nicht lange so bleiben!"

Tatsächlich lag - natürlich Donald Trump am Ende wieder vorne. Wie bei einem Spiel gegen den FC Bayern, in dem kurz vor Schluss das Siegtor fällt. Doch Twitterer haben natürlich die Aufforderung ernst genommen, und den Kasich-Moment verbreitet.

Manche sprechen schon von "Kasich-mentum", eine Wortschöpfung seines Namens mit dem englischen Wort "Momentum", was für eine Welle des Erfolgs steht. Und Kasich selbst bleibt auf dem Teppich - spaßeshalber hat er sich einmal mit Harry Potter verglichen. "Wir bleiben auf der guten Seite", so seine Erklärung - denn Kasich verzichtet als einziger Kandidat auf Negativwerbung. Daher ist er in dieser Woche unser sympathischer Außenseiter im Fokus.

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Aber eine US-Wahlkolumne ohne Donald Trump wäre keine US-Wahlkolumne. Beim letzten Mal haben wir die Rede des Milliardärs in Florida betrachtet, bei der Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, mit versteinertem Gesicht hinter ihm stand. In den sozialen Medien spottet man schon und ruft Chris Christie zu: "Wenn alles in Ordnung ist, bitte zwei Mal blinzeln!"  Nun rechtfertigt sich Christie: "Nein, ich wurde nicht als Geisel gehalten!" Zutrauen würde man das Donald Trump allerdings auch.

Trump-Zitat der Woche: Gut, wo wir schon bei Donald Trump sind: Natürlich ist er wieder für das Zitat der Woche gut. Es geht um ... nun, sagen wir, seine Hände. Ausgangspunkt ist eine Rede des Konkurrenten Marco Rubio, den Trump gerne als "Kleinen Marco" verspottet. Seine Replik bei einer Rede: "Schaut euch seine Hände an, sie sind viel zu klein. Und was sagt man über Menschen mit kleinen Händen? Traut ihnen nicht!" 

Diese schon ziemlich verzweifelte Attacke des abgeschlagenen Senators aus Florida hat Donald Trump in einer der unzähligen Debatten aufgegriffen. Auf seine seeeehr eigene Art. "Wenn meine Hände klein wären, dann wäre auch etwas anderes klein. Ich garantiere: Da gibt es kein Problem." Hat er wirklich? Ja, er ha. Eine Reporterin fragt Trump später: "Sind Sie sich bewusst, dass Sie zum ersten Mal in der Geschichte der USA Ihr bestes Stück zum Thema einer Präsidentschaftsdebatte gemacht haben?" Ein Moment zum Fremdschämen. Aber zum Glück kann die Satire das Unsägliche mit Humor verträglich machen.

Twitterperlen: Aber wo bleibt die mediale Aufmerksamkeit für das packende Duell bei den Demokraten? Hillary Clinton gegen Bernie Sanders, Establishment gegen Altersrevolution, Wall Street gegen Main Street - alles verschwindet hinter Donald Trumps Eskapaden. Am Super Tuesday #2 ging das so weit, das die Medien die Siegesrede von Clinton gar nicht erst live übertragen haben. Stattdessen wurden Trumps alberne Ausführungen über seine eigenen Steaks und seinen eigenen Wein gesendet - denn der Milliardär zählt unter seinen vielen Besitztümern auch eine Winzerei und ein Steakrestaurant. Bitter.

Immerhin mokieren sich die Social Media über Clintons exorbitanten Honorare für Reden. Etwa für einen Vortrag bei Goldman Sachs für 225 000 Dollar. "Das muss eine wirklich brillante Rede sein", macht sich ihr Konkurrent Bernie Sanders lustig, "eine wirklich brillante Rede. Wenn sie so brillant ist, warum wird ihr Inhalt dann nicht für alle veröffentlicht?" Clinton weigert sich bislang, dieses zu tun. Auch hier gibt es auf Twitter schöne Parodien dazu.

Tja, bei so viel März-Wahnsinn bleibt Hillary Clinton nur noch, sich ein wenig die Schläfen zu massieren. Auch das gibt es natürlch auf Twitter. So viel für heute - aber der nächste Super Tuesday kommt!