Hillary Clinton neben Donald Trump. So friedlich wie bei dieser Sandskulptur geht es zwischen den beiden Kandidaten im realen Leben aber nicht zu. Foto: dpa

Twitter-Liebhaber Trump muss sich ausgerechnet auf seinem bevorzugten sozialen Netzwerk freche Worte von Rivalin Clinton gefallen lassen. Es poltert heftig im Netz - war das erst der Vorgeschmack?

Stuttgart - Im US-Wahlkampf wird mit harten Bandagen bearbeitet. Nun haben die beiden verbliebenen Kandidaten ein neues Schlachtfeld gefunden: Twitter. Donald Trump ist ein großer Liebhaber des sozialen Netzwerkes, hat fast neun Millionen Follower und kaum jemand ist vor seinen Tiraden sicher – auch Bundeskanzlerin Angela Merkel musste das schon erfahren. Jetzt aber sieht sich der Republikaner auf seinem ureigenen Feld schweren Angriffen seiner Rivalin Hillary Clinton (fast sieben Millionen Follower) ausgesetzt.

Ausgelöst wurde die Twitter-Fehde durch einen Mann, der ebenfalls weiß, wie er das Internet für seine Zwecke nutzen kann: Barack Obama. Der US-Präsident sprach am Donnerstag seine Unterstützung für die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Clinton aus. Das war natürlich eine Vorlage für Donald Trump, der sich postwendend darüber lustig machte. „Obama hat gerade der betrügerischen Hillary seine Unterstützung gegeben. Er will vier weitere Jahren Obama - aber das will sonst niemand“, twitterte er.

Das ließ Clintons Wahlkampfteam nicht auf sich sitzen. Sie twitterte ungewohnt scharf zurück: „Lösch dein Nutzerkonto.“ Die Aussage – auf Englisch „Delete your account“ – ist eine typische Reaktion in sozialen Medien, wenn ein Witz missraten ist. Innerhalb kurzer Zeit wurde Clintons Tweet mehrere Hunderttausend Mal geteilt – so häufig wie bisher keine andere Kurznachricht der Demokratin.

Die Nachricht war aber auch viel mehr als bloß eine gekonnte Antwort auf die Häme von Twitter-Liebhaber Trump. Sie stellt gleichzeitig eine Abkehr der sonst so vorsichtigen Clinton von ihrer bisherigen Linie dar.

Natürlich konnte Trump das wiederum nicht unkommentiert lassen. Seine Reaktion: „Wie lange haben deine 823 Leute gebraucht, um sich das auszudenken - und wo sind deine 33.000 E-Mails, die du gelöscht hast?“

Trump nahm damit Bezug auf Clintons sehr großes Wahlkampfteam. In der Tat steht Trumps überaus überschaubarem Kampagnenstab eine ganze Armada an Clinton-Wahlkämpfern gegenüber, die im New Yorker Stadtteil Brooklyn ihr Hauptlager aufgeschlagen haben.

Auch der Hinweis auf ihre E-Mail-Affäre durfte natürlich nicht fehlen. Clinton hatte während ihrer Zeit als Außenministerin ihre Kommunikation teilweise über einen privaten Server laufen und später löschen lassen. Kritiker werfen der 68-Jährigen vor, damit die nationale Sicherheit gefährdet und intransparent gehandelt zu haben. Vom Außenministerium wurde sie dafür bereits gerügt.

Seit Hillary Clinton ihre Zurückhaltung auf Twitter aufgegeben hat, legt ihr Team fast stündlich nach. Tenor der Kurznachrichten: Trump ist nicht in der Lage, die USA zu führen.

Der Twitter-Kampf zwischen Trump und Clinton treibt auch einige überraschende Blüten. Der frühere demokratische Repräsentantenhausabgeordnete von New York, Anthony Weiner, mischte ein wenig Selbstironie in die Netzdebatte. „Zu spät für einige von uns“, schrieb er zum „Lösche dein Nutzerkonto“-Tweet mit einem offensichtlichen Vermerk auf seine eigene Vergangenheit.

Weiner war im Sommer 2011 von seinem Amt im Kongress zurückgetreten, nachdem bekanntworden war, dass er schlüpfrige Nachrichten mit sexuellem Inhalt über Twitter verschickt hatte.

Beobachter erwarten, dass dieser erste Schlagabtausch nur ein kleiner Vorgeschmack auf kommende Auseinandersetzungen der beiden Politiker ist. Selbst hartgesottene Netzbenutzer befürchten, dass sich die Internetgemeinde noch auf einiges gefasst machen muss.