Die Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders während der Debatte. Foto: AP

Vor der wichtigen Vorwahl in New York am Dienstag schenken sich Hillary Clinton und Bernie Sanders gar nichts. Es geht heftig zur Sache bei der TV-Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber.

New York - Wenige Tage vor der wichtigen Vorwahl in New York wird der Ton zwischen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders noch bissiger. Bei einer weiteren TV-Debatte sprachen sie sich am Donnerstag (Ortszeit) gegenseitig die Eignung für das höchste Staatsamt ab. Zudem gab es heftige Wortgefechte über den Mindestlohn, Waffenkontrolle, Außenpolitik und die Macht der Wall Street.

Das jüngste Rededuell in einem Industriepark in Brooklyn fand zu einem wohl entscheidenden Moment im Vorwahlrennen der demokratischen Bewerber statt. Bei der Primary genannten Abstimmung in New York sind am Dienstag viele Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer zu holen. Ein Sieg Clintons in ihrer Wahlheimat könnte Sanders’ aktuellen Höhenflug abbremsen, der zuletzt aus einer Reihe von Vorwahlen als Sieger hervorgegangen war. Sollte der Senator von Vermont überraschend in New York reüssieren, regten sich wohl rasch neue Zweifel an der Kandidatur der Favoritin.

Diese Zweifel versuchte Sanders schon in der TV-Debatte zu wecken. Mit bisweilen sarkastischem Unterton stellte der Senator Clintons Glaubwürdigkeit infrage. Dazu verwies er auf deren früheres Eintreten für den unpopulären Irakkrieg und für Freihandelsabkommen. Zudem habe sie Geld von Super Pacs angenommen, kritisierte er. Damit sind Organisationen gemeint, die unbegrenzt Spenden zur Werbung für bestimmte Kandidaten verwenden können.

Clinton irritiert über Sanders

Clinton zeigte sich irritiert über Sanders’ Attacken. Sie habe schon „viele Dinge über sich gehört, das war ein Novum“, erklärte sie. Sanders warf sie dann vor, dass er noch nicht einmal sein Kernversprechen einer Zerschlagung der großen Wall-Street-Banken werde umsetzen können. Zudem habe er bei einem Interview in der Zeitung „New York Daily News“ vor kurzem Schwierigkeiten gehabt, einige Fragen zur Außenpolitik zu beantworten, kritisierte Clinton. „Ich denke, man braucht vom ersten Tag an Urteilsvermögen, um sowohl Präsident als auch Oberkommandierender zu sein.“

Sanders richtet seine Kampagne weitgehend auf Wirtschaftsthemen aus, versuchte sich anders als bei früheren TV-Debatten aber auch mehr auf dem Parkett der Außenpolitik in Szene zu setzen. In einem längeren Schlagabtausch zur Nahostpolitik forderte er, dass die USA im Umgang mit Israel und den Palästinensern „unparteiisch“ sein müsse. Zudem sollte Washington eingestehen, dass Israel nicht immer richtig liege.

Zurzeit liegt Clinton noch in Führung

Clinton hatte auch weiterhin Mühe zu erklären, warum sie noch nicht die Manuskripte ihrer bezahlten Reden vor Wall-Street-Banken offengelegt hat. Das Thema hatte Sanders wiederholt im Wahlkampf als Angriffsfläche genutzt. Clinton sagte, sie werde die Manuskripte erst dann veröffentlichen, wenn andere Kandidaten es ihr gleichtäten. Der Senator konterte mit der Ankündigung, noch am Freitag die meisten seiner jüngsten Steuererklärungen freigeben zu wollen.

Sanders hat im Kampf um die Nominierung 1289 Delegierte auf seiner Seite, Sanders 1038. Noch größer fällt Clintons Vorsprung aus, wenn die Superdelegierten hinzugezählt werden, die beim Parteitag im Juli frei zwischen den Bewerbern entscheiden können und sich bislang weitgehend auf Clinton festgelegt haben. Für die Nominierung zum offiziellen Kandidaten sind bei den Demokraten 2383 Delegiertenstimmen nötig.