Offiziell hat sie noch nichts entschieden: In Wahrheit aber macht Hillary Clinton, die frühere First Lady der USA – hier mit ihrem Ehemann Bill, bereits Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen 2016. Foto: dpa

Offiziell hat sie noch nichts entschieden. In Wahrheit aber macht die frühere First Lady der USA bereits Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen 2016. Dabei möchte Hillary Clinton die Fehler der Vergangenheit unbedingt vermeiden.

Washington - Bekannt ist sie auf der ganzen Welt. Und: Die 66-Jährige kann sich auf ein loyales Netz erfahrener Berater, Experten und Spendensammler stützen, das in der amerikanischen Politik seinesgleichen sucht. Auch sie selbst verfügt über Erfahrung. Viel Erfahrung: Durch vier Jahre an der Spitze des US-Außenministeriums, eine gescheiterte Präsidentschaftskandidatur 2008, ihre Zeit als Senatorin für den US-Bundesstaat New York im Kongress und natürlich die acht Jahre an der Seite Bill Clintons im Weißen Haus als First Lady, die Präsidentengattin.

Nicht zu vergessen die Schar ergebener Anhänger, die bereits jetzt Wahlkampf für 2016 für sie machen. „Bereit für Hillary?“, fragt ein Aufkleber, den eine gleichnamige Organisation in Umlauf brachte. Ob die Amerikaner bereit für sie sind oder nicht – Hillary ist es.

Gerade erst widmeten ihr die Zeitung „New York Times“ und das Magazin „Time“ zwei Titelgeschichten. „Kann sie wirklich jemand aufhalten?“, fragt „Time“ und zeigt auf dem Titelblatt ein Frauenbein im Hosenanzug, das nach vorn marschiert, während ein hilfloses Männlein von dem Stöckelabsatz ihres Schuhs weggerissen wird. Nicht minder eindeutig die Symbolik in der einflussreichsten Zeitung der USA. „Planet Hillary“ lautet der Titel über einem wenig schmeichelhaften Porträt.

Memoiren kommen im Juni

Hillarys Sprecher verbreitet dagegen nach Kräften die Mär, seine Chefin genieße ihr Leben als Privatperson. „Es gibt keine Kandidatin, es gibt keinen Wahlkampf“, widerspricht er mit Nachdruck allen Spekulationen über einen zweiten Anlauf auf das Weiße Haus. Dagegen steht jedoch die Allgegenwart der angeblichen Nichtkandidatin: Sie zieht als Rednerin durch die Lande und sagt das, was sie als Bewerberin für ein politisches Amt zu Protokoll geben würde. Der Unterschied? Sie lässt sich ihre Auftritte mit umgerechnet bis zu 150 000 Euro bezahlen.

Auf dem Autohändler-Kongress – einer Veranstaltung mit überwiegend konservativer Klientel – erklärt sie, aus ihrer Amtszeit als Obamas Außenministerin schmerze sie am meisten der Anschlag im libyschen Bengasi, bei dem am 11. September 2012 vier Amerikaner getötet wurden. Ein Zufall? Erst vor Kurzem wurde der Report des Geheimdienstausschusses des US-Senats zu dem Anschlag veröffentlicht. Und der kritisiert Clinton und dürfte ihr im Wahlkampf anhängen: „Der Bengasi-Anschlag war vermeidbar“, heißt es in dem Bericht. Trotz Warnung habe das Außenministerium die Bengasi-Vertretung nicht geschlossen.

Während Clinton als „Privatperson“ durch die USA tingelt, beeilt sie sich ihre Erinnerungen an die Zeit im Außenministerium zu Papier zu bringen. Ihre Memoiren kommen im Juni auf den US-Büchermarkt, begleitet von einer persönlichen Buchtour. So tat es einst auch Barack Obama – bevor er offiziell seinen Hut in den Ring um die Präsidentschaftskandidatur warf.

Wahlen kosten in den USA Hunderte Millionen Dollar

Doch warum noch dieses Versteckspiel? Warum sagt Clinton nicht einfach, dass sie wieder kandidieren will? „Sie gewinnt nichts, wenn sie schon jetzt die Karten auf den Tisch legt“, erklärt ein kenntnisreicher Beobachter die Strategie, mit der sich Hillary davor schützt, zu früh gegnerisches Sperrfeuer auf sich zu ziehen. Ins Rampenlicht treten müssten eher die Herausforderer, die ihr die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten streitig machen wollen. Denn Vorwahlen und erst recht Präsidentschaftswahlen kosten in den USA Hunderte Millionen Dollar und lassen sich nur mit einer robusten Wahlkampfstrategie bestreiten.

Doch auch dafür ist Hillary Clinton bereits gerüstet: Reihenweise haben einstige Obama-Anhänger ihr ihre Dienste angetragen, darunter sollen diejenigen sein, die den überaus erfolgreichen Wahlkampf Obamas in den Sozialen Netzwerken zu verantworten haben. Potenzielle Herausforderer winken daher bereits ab. Die neue Hoffnungsträgerin der Parteilinken, Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts, erklärte schon ihre Unterstützung für Clinton. Auch Vize-Präsident Joe Biden würde gerne antreten, weiß aber, dass er gegen Clinton keine Chance hätte. Und sonst ist derzeit niemand in Sicht, der sie innerparteilich ernsthaft herausfordern könnte – noch nicht.

Denn aus der Erfahrung ihrer Niederlage gegen Obama weiß die 66-Jährige wie gefährlich es sein kann, eine Aura der Unbesiegbarkeit zu verbreiten. Bei den ersten Vorwahlen in Iowa straften die Demokraten sie 2008 ab. Ein Grund mehr, warum sie sich diesmal Zeit lässt.