Hillary Clinton mit ihrem frisch erkorenen Vizekandidaten Tim Kaine beim ersten gemeinsamen Auftritt Foto: EPA

Dreieinhalb Monate vor der US-Präsidentschaftswahl stehen die Teams der Kontrahenten fest: Hillary Clinton tritt mit Tim Kaine als ihren Vize gegen die Republikaner Donald Trump und Mike Pence an. In Miami zeigte sich das Publikum begeistert von dem demokratischen Doppel.

Miami - Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton ist mit ihrem frisch erkorenen Vizekandidaten Tim Kaine erstmals gemeinsam bei einer Wahlveranstaltung aufgetreten. Das Duo begeisterte am Samstag in der Internationalen Universität von Florida in Miami das Publikum. Florida gilt als wichtiger Schauplatz im Kampf um das Weiße Haus. Ex-Gouverneur Kaine, der seit einem Aufenthalt in Honduras fließend spanisch spricht, dürfte für Clintons Wahlkampf ein wichtiges Bindeglied zu hispanischstämmigen Wählern sein.

Der Ex-Gouverneur von Virginia gab gleich eine Kostprobe seines Sprachvermögens und mischte in sein Englisch einige spanische Worte. „Ich liebe es, für das Recht zu kämpfen“, sagte der Jurist, der für seinen Heimatstaat im US-Senat sitzt. Die Ex-First Lady und frühere Außenministerin pries Kaine als einen progressiven Menschen, der Dinge gerne zu Ende bringe und sich um Tiefe statt um Schlagzeilen kümmere. Er habe „alles, was Donald Trump und Mike Pence nicht haben“, sagte sie in Anspielung auf ihren republikanischen Rivalen im Rennen um die Präsidentschaft und dessen Vize.

Clinton hatte den 58-Jährigen am Freitag für das Amt des US-Vizepräsidenten nominiert. Sie selbst wird beim Parteitag der Demokraten kommende Woche in Philadelphia aller Voraussicht nach offiziell zur Kandidatin ihrer Partei für die Präsidentenwahl im November gekürt.

Kaine gilt als moderat

Die Auswahl des „running mate“ obliegt jeweils den Spitzenkandidaten und wird meist von wochenlanger Geheimniskrämerei begleitet. Den Ausschlag geben in der Regel taktische Erwägungen. Für Kaine sprachen nach Angaben aus Clintons Umfeld unter anderem seine guten Verbindungen in dem für die Wahl sehr wichtigen Staat Virginia, wo er von 2006 bis 2010 Gouverneur war. Dass er spanisch spricht, dürfte bei Einwanderern aus Lateinamerika gut ankommen. Sie stellen eine wichtige Wählerschicht dar und könnten durch Trumps immigrationsfeindlichen Kurs abgeschreckt sein.

Kaine gilt als moderat. Im US-Senat beschäftigt er sich aktiv mit der Außen- und Sicherheitspolitik. Er hat den Ruf, über Parteigrenzen hinweg politisch zu wirken. Einige Demokraten beäugen ihn allerdings kritisch, weil er als Unterstützer des Freihandels und der Finanzwirtschaft gilt. Ein Wahlkampfmitarbeiter stellte sofort klar, dass Kaine wie Clinton den pazifischen Freihandelspakt TPP in jetziger Form ablehne.

Auch Präsident Barack Obama hält große Stücke auf den Senator. Er soll Kaine selbst als Vize erwogen und ihn Clinton empfohlen haben, wie es aus dem demokratischen Lager hieß. Der dreifache Familienvater arbeitete vor seiner politischen Karriere als Anwalt und hatte sich auf Bürgerrechte und Mietrecht spezialisiert. Seine Frau Anne Holton ist die Tochter eines früheren Gouverneurs von Virginia und selbst Richterin.

Trump beschrieb Obama, Clinton und Kaine in einer SMS an Unterstützer als die „ultimativen Insider“ des Politbetriebs und beschwor die Wähler, Obama keine „dritte Amtszeit zu gewähren“. Zudem bezeichnete Trump Kaine als „ethisch fragwürdig“ und korrupt. Dazu verwies er auf einen Bericht des Portals „Politico“, wonach Kaine zwischen 2001 und 2009 Geschenke im Wert von 160 000 Dollar angenommen haben soll. Trump war diese Woche vom Parteitag der Republikaner in Cleveland offiziell zum Kandidaten gekürt worden.