Pappmasken von Hillary Clinton und Donald Trump: Beide haben sich im Wahlkampf nicht mit Ruhm bekleckert. Foto: dpa

Der hitzig und teils unter der Gürtellinie geführte Wahlkampf in den USA ist Geschichte, jetzt kommt die Stunde der Wahrheit: Wer hat am Ende die Nase vorn?

Washington - In einem gespaltenen Amerika haben die Wähler am Dienstag über die künftige Besetzung des Präsidentenamtes entschieden. Sie bestimmten, ob die Demokratin Hillary Clinton als erste Frau an der Spitze des Staats in Weiße Haus einzieht oder ihr republikanischer Rivale, der milliardenschwere Unternehmer Donald Trump 45. Präsident der USA wird. Der Abstimmung war ein langer und bitterer Wahlkampf vorausgegangen.

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Umfragen räumten Clinton eine größere Zahl von Möglichkeiten auf einen Wahlsieg ein als Trump. Dieser muss in den meisten der umkämpften US-Staaten gewinnen, um auf die nötigen 270 Wahlmännerstimmen zu kommen. Auch die Kontrolle über den US-Senat steht auf dem Spiel. Die Demokraten müssen dafür vier Senatorensitze hinzugewinnen. An der Mehrheit der Republikaner im Abgeordnetenhaus dürfte sich nichts ändern.

Hillary Clinton und ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, trafen kurz nach 8 Uhr (Ortszeit) zur Stimmabgabe in Chappaqua im US-Staat New York ein. Eine Menge jubelnder Anhänger machte Fotos. Sie empfinde „größte Demut“, sagte die frühere Außenministerin und First Lady. „Ich weiß, wie viel Verantwortung damit zusammenhängt.“

Trump zeigt sich zuversichtlich

Trump gab seine Stimme rund drei Stunden später in Manhattan ab. Hunderte Schaulustige sahen dabei zu, wie der Republikaner, seine Frau Melania, Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared an ihrem Wahllokal in einer Schule eintrafen. Trump sagte, es sei „eine große Ehre, eine gewaltige Ehre“, seine Stimme abzugeben. Er sei zuversichtlich, was das Wahlergebnis angehe.

Viele Wähler äußerten Erleichterung, dass nach zwei Jahren des Wahlkampfs, einer rassistisch geladenen Rhetorik und scharfen Vorwürfen gegen die Kandidaten das Ende in Sicht sei. „Ich bin die Schlammschlacht leid“, sagte die Republikanerin Laura Schmitt aus Minnesota, die Trump unterstützte. „Ich bin so froh, dass es vorbei ist“, sagte Ramiro Wires aus Indiana. Wires wählte Clinton.

Trump startete mit einer frühen Führung in den Wahltag. In drei traditionell sehr schnell abstimmenden Weilern New Hampshires ließ er Clinton mit 32 zu 25 Stimmen hinter sich. In den drei Dörfern hatten die Wahllokale gleich nach Mitternacht geöffnet. Ihre Bewohner sind stolz darauf, dass sie bei der Bekanntgabe lokaler Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen traditionell das erste Wort haben.

Clinton setzt auf hohe Wahlbeteiligung bei jungen Leuten

In die Wahl ging Clinton trotz eines Einbruchs in Umfragewerten noch immer als Favoritin. Die 69-Jährige setzt unter anderem auf eine hohe Wahlbeteiligung vor allem unter jungen Leuten und Angehörigen von Minderheiten, die dem scheidenden Präsidenten Barack Obama zweimal den Weg ins Weiße Haus ebneten.

Insgesamt gaben fast 45 Millionen Menschen ihre Stimme vorzeitig ab - etwa die Hälfte von ihnen unter dem Eindruck einer Ankündigung der Bundespolizei FBI, wonach neu aufgetauchte E-Mails Clintons einer Überprüfung unterzogen würden. Erst am Wochenende hatte FBI-Direktor James Comey dann erklärt, dass diese Mails keinen Anlass für strafrechtliche Ermittlungen gegen Clinton gäben.

Einen Tag vor der Wahl hielten die Demokratin und der Republikaner bis spät in die Nacht noch Kundgebungen ab. Vor der historischen Kulisse der Independence Hall in Philadelphia kamen am Abend Tausende Anhänger zusammen, um Clinton zu hören. An der Kundgebung nahmen neben Clintons Ehemann Bill auch Tochter Chelsea, First Lady Michelle Obama und Präsident Obama teil.

Trump absolvierte allein am Montag fünf Großkundgebungen in wichtigen US-Staaten. Er gab sich siegessicher und entließ seine Anhänger mit einer klaren Botschaft in den Wahltag: „Wir müssen gewinnen.“ Während Trump in einer Fernsehdebatte angedeutet hatte, er werde eine Niederlage nicht anerkennen, sagte sein ältester Sohn Donald am Dienstag im Sender CNN: „In einer fairen Wahl werden wir das Ergebnis respektieren.“