Lino DiSalvo, der frühere Animationschef von Disney, mit seinem Filmhelden Rex Dasher über dem Stuttgarter Schlossplatz. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Als Head of Animation von Disney gelang ihm mit der „Eisprinzessin“ sein größter Kinohit: Jetzt hat sich Lino DiSalvo für den ersten Playmobil-Film mit Porsche zusammengetan, weshalb der US-Star nach Stuttgart gereist ist.

Stuttgart - Die Lego-Filme haben’s vorgemacht: Kleine Helden aus dem Kinderzimmer sind für Riesenumsätze supergut. Allein am ersten Wochenende nach dem Kinostart des ersten Teils sind im Jahr 2014 dank des Spielzeugklassikers aus Dänemark 69 Millionen US-Dollar in die Kassen geflossen.

Hollywood hat noch mal in den Spielkisten der Kleinen nachgeschaut – und Zirndorf bei Nürnberg entdeckt. Aus dieser Kleinstadt in Mittelfranken kommt seit den 1970er Jahren Playmobil, dessen englischer Name nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es sich um deutsche Wertarbeit handelt.

In den US-Studios von Los Angeles mag man mehr von der emotionalen Kraft verstehen, die von Filmen ausgeht, wenn sie perfekt gemacht sind. Doch in Deutschland und in Dänemark leben Menschen, die wissen, womit Kinder am liebsten spielen. Und in Stuttgart-Zuffenhausen sind Enthusiasten zu Hause, die mobile Träume von vielen großen und kleinen Kindern erfüllen wollen.

17 Jahre lang war er bei Disney, zuletzt als Head of Animation

Der in Brooklyn geborene Lino DiSalvo reist regelmäßig nach Stuttgart – am liebsten zu Porsche. Schon der Vater des Filmproduzenten und früheren Disney-Animationschefs fuhr einen 911er. „Stuttgart is so beautiful“, schwärmt der 45-Jährige, während er durch die großen Fenster des Cinema-Kinos im obersten Stockwerk des Marquardtbaus auf den Schlossplatz im Talkessel und die umschließenden Hügel mit dem Fernsehturm schaut. Fast scheint es, als wolle er dem Geheimagenten Rex Dasher, dem Filmhelden an seiner Seite, vorführen, wie idyllisch seine deutsche Lieblingsstadt im Tal liegt.

Lino DiSalvo ist ein lustiger Mann. Er lacht gern, schneidet Grimassen und macht jeden Blödsinn mit. 17 Jahre lang hat er für Disney gearbeitet, zuletzt als Head of Animation in führender Spaß-Position also. Ein bisschen schwierig mag es sein, dem coolen Rex Dasher zur Begrüßung die Hand zu geben. Denn Rex ist eine dieser Playmobil-Figuren, die ihre Finger halb rund formen, damit Kinder Werkzeuge oder Waffen reinstecken können. Neuerdings arbeitet DiSalvo mit seiner eigenen Produktionsfirma, ohne den größten Entertainmentkonzern der Welt im Rücken. Für sein Projekt mit Playmobil hat er Porsche gewonnen – ein Traum für ihn. Ende August kommt der Animationsfilm mit den deutschen Stimmen von Matthias Schweighöfer, Christian Ulmen und Wilson Gonzales Ochsenknecht in die Kinos.

1982 kam Playmobil auf den US-Markt

In „Playmobil – der Film“ ist der coole Geheimagent Rex Dasher in seinem schnittigen weißen Porsche Mission E stets turboschnell unterwegs. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller nutzt die Trickfilmstory, um seine neuen Elektro-Flitzer bestens in Szene zu setzen. Während der Porsche Mission E im Kino in wenigen Wochen bereits rasen kann, soll er im wahren Leben Ende des Jahres serienreif mit einer Leistung von 600 PS völlig emissionsfrei, aber nicht emotionslos auf den Straßen starten.

1982 kam Playmobil auf den US-Markt und legt seitdem mit den Umsätzen beständig zu, ohne jedoch Lego zu überholen. Mit seinem Film will DiSalvo nicht den Erfolg von „The Lego Movie“ kopieren. „Wir mussten sicher sein, dass der Playmobil-Film etwas Eigenständiges wird“, betont der 45-Jährige. Die Faszination für Playmobil sei im Gegensatz zu Lego „im Rollenspiel begründet“, sagt er: „Ich brauche nur meinen Kindern zuzuschauen, um zu erkennen, dass sie mit Playmobil anders spielen als mit Lego.“

Preview am 10. und 11. August im Porsche-Museum

Zur Recherche fragte der Regisseur 200 Playmobil-Fans in vielen Ländern, was sie mit den Figuren machen. „Alle antworteten: Rollenspiele, niemand erwähnte das Bauen“, berichtet der frühere Disney-Animationschef. Es gehe den Kindern um Geschichten. Diesem Vorbild folgend, hat er eine Fantasiereise verfilmt. Das Mädchen Marie sucht seinen Bruder Charlie, der im animierten Playmobil-Universum verschwunden ist. Klar, dass der charmante und gewiefte Geheimagent Rex Dasher im E-Porsche hilft. Schwaben würden sagen, der Kerl ist ein Cleverle.

Spielen stärkt fürs Leben und ist Voraussetzung für Innovation. Alle neuen Dinge kommen aus dem Spiel. So pädagogisch kann Fantasie mit umweltfreundlichem E-Antrieb sein.