Bügelt selbst: US-Musiker John Legend mit Frau Chrissy Tiegen Foto: dpa

Songs über das neue Leben als Vater, aber auch politische Töne: Soulsänger John Legend spricht im Interview über sein neues Album „Darkness and Light“ und erklärt sein Verhältnis zur Politik, zum Feminismus und zur Bügelwäsche.

Stuttgart -

Mit der Ballade „All Of Me“ stürmte US-Sänger John Legend vor drei Jahren weltweit die Charts. Der Titelsong „Glory“ für den Kinofilm „Selma“ brachte dem zehnfachen Grammy-Gewinner einen Oscar ein. Am Freitag erscheint John Legends fünftes Album „Darkness And Light“. Privat war es ein gutes Jahr für John Legend. Im April brachte seine Ehefrau Chrissy Teigen die gemeinsame Tochter Luna Simone zur Welt. Auf seinem neuen Album widmet der Soulsänger seiner Tochter den Song „Right By You“. Der 37-Jährige schlägt darauf aber auch politische Töne an.

Mister Legend, Sie sind in diesem Jahr Vater geworden. Hat das Ihre Sicht auf Ruhm und Erfolg verändert?
Ich wollte schon immer erfolgreich sein und war ehrgeizig. Aber das gibt mir einen Grund zu arbeiten und Erfolg haben zu wollen. Denn ich möchte meiner Familie ein angenehmes und glückliches Leben ermöglichen. Ich würde aber auch gern eine Welt mitgestalten, in der es sich für alle Kinder besser leben lässt, egal wie sie aufwachsen.
Ihr neues Album „Darkness And Light“ enthält einen Song namens „Penthouse Floor“. Das Lied wirkt anfangs wie eine sexy R’n’B-Nummer über ein Paar, das ein bisschen Zeit zu zweit verbringen will. Tatsächlich scheint es aber ein politischer Song zu sein.
Es geht im Grunde genommen um all die Menschen, die oft vernachlässigt werden, die aus problematischen Gegenden kommen. Sie haben das Gefühl, dass sie nicht beachtet werden, sofern nichts Schlimmes passiert. In Amerika wurden viele Gegenden ignoriert und von der Polizei schlecht behandelt. Und niemand hat es bemerkt, bis die Leute randaliert haben, bis es Videos von Schießereien gab. Das habe ich damit gemeint. Es ist aus der Sichtweise dieser Personen gesungen, die gesehen und gehört werden wollen. Sie wollen aufsteigen und nicht mehr ausgeschlossen werden. Dafür ist die Penthouse-Ebene die Metapher. Sie wollen nach oben und ein besseres Leben führen.
Auf Ihrem Twitter-Account findet man mehr politische Posts als Tweets zu Ihrer Musik und Sie haben die Präsidentschaftskampagne von Hillary Clinton unterstützt. Wie politisch sind Sie selbst?
Ich bin sehr politisch. Wer mich kennt, weiß, dass ich viel darüber lese, viel darüber nachdenke und ständig Nachrichten schaue. Das ist schon seit meiner Jugend so. (...) Ich habe mich immer schon mit Themen befasst, die Afro-Amerikaner betreffen, aber auch mit allgemeinen politischen Belangen. Ich hab immer viel über diese Dinge gesprochen. Heute bin ich berühmter als früher, deshalb habe ich eine größere Plattform. Aber die Politik hat mich schon immer begleitet.
Für Sie als Musiker wäre es doch durchaus denkbar, eines Tages ein Politiker zu werden.
Nein. Ich möchte kein Politiker sein. Was ich mache, ist auch auf seine Art politisch, glaube ich. Ich muss nicht extra kandidieren, um etwas zu verändern.
Sie haben mal gesagt, Sie sehen sich als Feministen.
Na klar. Ein Feminist zu sein, bedeutet nach meinem Verständnis, dass man daran glaubt, dass Frauen absolut gleichberechtigt sein sollten, und dass man gegebenenfalls Gesetze und Regeln schafft, um das sicherzustellen. Und es bedeutet, beruflich und privat nach diesen Werten zu leben - sei es bei der Personalauswahl, bei der Bezahlung, oder wie man seine Ehefrau behandelt - gleichberechtigt eben. Das heißt es für mich.
Stimmt es eigentlich, dass Sie Ihre Frau an einem Set kennengelernt haben, als Sie gerade damit beschäftigt waren, Ihre Unterwäsche zu bügeln?
Nicht meine Unterwäsche! [lacht] Ich habe noch nie in meinem Leben meine Unterwäsche gebügelt. Ich glaube, das hat sie mal aus Spaß gesagt. Aber es stimmt, dass ich gebügelt habe. [lacht] Ich bügle fast alle meine Sachen selbst. Klar habe ich auch eine Stylistin, die sich meistens darum kümmert, wenn ich auf Shootings bin. Aber wenn ich zuhause bin oder im Hotel, dann bügle ich meine Sachen in der Regel selbst. Meine Eltern waren beide Schneider und haben uns früh beigebracht, wie man bügelt. Das ist sehr praktisch. [lacht]
Ihre Musik wird mitunter als „Date Music“ bezeichnet. Stört Sie sowas?
Nein! Das ist doch gut. [lacht] Wenn dich die Musik jemandem näher bringt, den du liebst oder an dem du interessiert bist, dann ist das schön. Wenn du die Musik spielst, um mit jemandem, den du liebst, eine - sagen wir mal - schöne Zeit zu haben, ist das doch wunderbar.