US-Außenminister Rex Tillerson bewertet das unter Barack Obama abgeschlossene Atomabkommen mit dem Iran als Fehler. Foto: AFP

Immer deutlicher stellt die US-Regierung das Atomabkommen mit dem Iran in Frage. Die Konfrontation mit Teheran neu zu beleben, würde das Land jedoch zurück in die Isolation treiben – womit eine historische Chance vergeben würde, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Washington verschärft nicht nur den Konflikt mit Nordkorea, sondern sucht auch die Auseinandersetzung mit dem Iran. Das Atomabkommen wird immer deutlicher in Frage gestellt, wie US-Außenminister Rex Tillerson gerade bekräftigte. Immens ist das Misstrauen gegenüber Teheran, wonach die Iraner weiter anstreben, Nuklearmacht zu werden. Zudem schwingt noch die Absicht mit, die Politik Barack Obamas an möglichst vielen Stellen zu revidieren. Nun hat Präsident Donald Trump schon diverse Kehrtwenden hingelegt und Positionen aus seinem Wahlkampf geräumt. Doch scheint er von seinem Anti-Iran-Kurs nicht abzuweichen. Insofern sind die Warnungen sehr ernst zu nehmen.

Nordkorea und den Iran nicht auf eine Stufe stellen

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bescheinigt dem Iran bisher, den Verpflichtungen aus dem Atomdeal nachzukommen. Washington macht somit einen Fehler, wenn es Nordkorea und den Iran auf eine Stufe stellt. Gewiss, Teheran schürt etwa die Kriege in Syrien und im Jemen. Doch verhält es sich unter Druck kooperativer als der ewig neu provozierende Machthaber in Pjöngjang, Kim Jong-un.

Auch die Regierung in Teheran braucht eine klare Ansage, um Verstößen vorzubeugen – notfalls muss sie Konsequenzen spüren. Ein klarer Bruch mit dem Erreichten würde jedoch bedeuten, die Katastrophe in Syrien nicht lindern zu können. Und schon bei den Präsidentschaftswahlen am 19. Mai könnten die fundamentalistischen Kräfte wie der frühere Staatschef Mahmud Ahmadineschad gestärkt werden – wenn der Hardliner zur Wahl antritt. Vor allem aber würde der Iran weiterhin vom Westen isoliert, seine nach einer offenen Gesellschaft lechzenden jungen Menschen würden weiter unter der Abschottung leiden. Von einer Aufhebung der Sanktionen und intensiveren auch wirtschaftlichen Kontakten würden sie enorm profitieren.

Die moderaten Kräfte stützen

Wenn sich der Iran weiter in Richtung Demokratie entwickeln soll, was ohnehin ein sehr zäher Prozess ist, brauchen die moderaten Kräfte um Präsident Hassan Ruhani Unterstützung statt scharfen Gegenwind. Sonst können sie wenig bewegen. Dies wäre über die Krisenregion hinaus eine vertane historische Chance.