Donald Trump ist zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gewählt worden. Foto: AFP

Er hat es geschafft: Donald Trump ist zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gewählt worden. Angefangen hat alles mit den mexikanischen Einwanderern.

Washington - Der größte politische Außenseiter soll also tatsächlich ins Zentrum der Macht. Donald Trump - anfangs belächelt, dann von vielen umgarnt und zugleich nicht unumstritten - soll für die Republikaner das Weiße Haus zurückerobern. Am Dienstag kürte ihn der Nominierungsparteikonvent nun auch offiziell zum Kandidaten. 1237 Delegiertenstimmen wären mindestens dafür nötig gewesen, am Ende waren es 1725. Ein Durchmarsch. Die Wahlkampfschlacht gegen seine absehbare demokratische Kandidatin Hillary Clinton ist eröffnet.

Donald Trump geht es nicht ums Geld, es geht um Macht. Wer viele Millionen erbt, daraus Milliarden macht und schließlich in Städten wie New York, Las Vegas und Chicago Hochhäuser stehen hat, die seinen Namen tragen, für den gibt es vielleicht nur noch eine Steigerung: den Posten des US-Präsidenten. Ein Amt, das noch immer als das mächtigste der Welt gilt.

Um seinem Ziel Stück für Stück näherzukommen, hat der 70-Jährige manches getan und noch viel mehr gesagt. Er polarisierte und polemisierte und äußerte Ansichten, die die meisten herkömmlichen Politiker wohl unwählbar gemacht hätten.

Mit Polemik auffallen

Angefangen hat alles mit den mexikanischen Einwanderern. Trump spricht bei der Bekanntgabe seiner Bewerbung am 16. Juni 2015 von Verbrechern, Drogenhändlern und Vergewaltigern. An der mexikanischen Grenze will er eine Mauer bauen, die das Nachbarland bezahlen soll. Beobachtern in Washington ist da bereits klar: Trump will im riesigen Bewerberfeld der Republikaner nicht durch Pragmatismus, sondern Polemik auffallen. Empörung groß, Echo groß, Trump auf allen Titelblättern - der Immobilienmogul hat seine Wahlkampfstrategie gefunden.

Für den Geschäftsmann Trump ist der Politiker Trump zunächst ein Verlustbringer. Partnerunternehmen kündigen ihre Zusammenarbeit mit ihm, darunter die US-Senderkette NBC, mit der er jährlich die Schönheitswettbewerbe „Miss USA“ und „Miss Universe“ produziert hat. Trump stichelt, der Sender versuche nur, „politisch korrekt“ zu sein. Mit dieser Einstellung komme sein Land nicht voran, macht er klar.

Doch auch ohne Beziehungen zu NBC bleibt Donald Trump in den Medien. Im Juli 2015 verhöhnt er den Ex-Präsidentschaftskandidaten und Vietnamkriegsveteranen John McCain - einen in den eigenen Reihen beliebten Senator. Im August startet er eine Privatfehde mit Fox-Moderatorin Megyn Kelly und äußert sich dabei ausfällig und frauenfeindlich. Die Parteiführung schüttelt den Kopf - die Leute vor den Fernsehern stört es kaum.

Der Geschäftsmann Trump kommt dem Politiker Trump nun zugute: Aus Jahrzehnten in der Privatwirtschaft weiß der Quereinsteiger, wie man große Reden schwingt und Versprechen gut verkauft. Der Milliardär dominiert die Fernsehdebatten der Republikaner und steht dabei regelmäßig in der Mitte der Bewerber - der Platz, der für den Spitzenreiter in Meinungsumfragen reserviert ist.

„Folter funktioniert“

In einem Land, in dem nach dem 11. September 2001 eine latente Dauerangst vor Terroristen herrscht, hakt Donald Trump nach den Anschlägen von Paris und San Bernardino Ende 2015 ein. Er spricht vom angeblichen Hass vieler Muslime auf die Vereinigten Staaten und fordert ein Einreiseverbot für alle, die an den Islam glauben. In Zeiten von Flüchtlingskrise und IS dominiert er damit über Tage die internationalen Schlagzeilen. Das Kopfschütteln über den exzentrischen Superreichen aus New York wächst ebenso wie seine Dominanz in den Umfragen.

So ist Donald Trump schon vor Beginn der Vorwahlen omnipräsent. Mal macht er mit kurzen Statements auf Twitter auf sich aufmerksam, mal gibt er sich als Diva und bleibt einer TV-Debatte wegen seines Streits mit Kelly fern - all das hilft, um seinen Schwung mit in die Primaries zu nehmen.

Dort kommt der Trump-Motor, angetrieben von Sprüchen wie „Folter funktioniert“, nach einer Auftaktniederlage gegen Ted Cruz erst so richtig in Fahrt: Anfang Februar gewinnt er New Hampshire, dann South Carolina, dann den Super Tuesday.

Cruz und Kasich waren die letzten Rivalen

Die Parteispitze und der frühere Präsidentschaftskandidat Mitt Romney stemmen sich hinter den Kulissen und vor laufenden Kameras gegen Trump - und müssen mit ansehen, wie ihre Favoriten einer nach dem anderen aus dem Rennen ums Weiße Haus aussteigen: Ende Februar ist es Jeb Bush, Mitte März Marco Rubio. Das Kalkül, Trump in einer Kampfabstimmung auf dem Nominierungsparteitag zu stoppen, ist zunichte, als Anfang Mai mit Cruz und John Kasich auch die letzten beiden Rivalen aufgeben. Auch beim Konvent selbst fruchtet ein letztes Aufbäumen der Trump-Gegner unter den Delegierten nicht.

Der Rest ist Formsache. Trump bittet um Wahlkampfspenden und die Unterstützung von Frauen und Einwanderern - beides Wählergruppen, über die er im Wahlkampf hergezogen hat.

Aufseiten der Demokraten wird der Trump-Durchmarsch wie ein eigener Wahlsieg gefeiert. Clinton - passenderweise bei Frauen und Einwanderern beliebt - wird es gegen den Unwählbaren schon richten, ist das vorherrschende Motto in der Partei. Doch Donald Trump hat bewiesen, dass er sich gegen eine gesamte Partei - seine eigene - durchsetzen kann. Gelingt ihm das gegen Clinton und die Demokraten noch einmal?