Donald Trump hat seine Linie in der Corona-Krise geändert. Foto: AP/Evan Vucci

Von einer Seite redeten die Konzernbosse auf ihn ein, von der anderen die Gesundheitsexperten. Zunächst schien es, als würde der Präsident die Interessen der Wirtschaft über gesundheitliche Bedenken stellen. Unter anderem Bilder aus seinem früheren Viertel stimmten Trump um.

Washington - Immer wieder hat US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Wochen das Ausmaß der Corona-Krise heruntergespielt - auch wenn Virologen längst vor den drastischen Folgen warnten. Noch bis vor wenigen Tagen überlegte er laut, dass die US-Wirtschaft schon zu Ostern wieder anlaufen könnte, obwohl Gesundheitsexperten das für illusorisch hielten. Mit seiner Ankündigung, vorerst bis Ende April Beschränkungen zur Eindämmung des Virus aufrechtzuerhalten, schloss er sich nun aber der Meinung der Mediziner an.

Zwei Dinge dürften zu Trumps Umdenken beigetragen haben: die neuesten Prognosen seiner Gesundheitsexperten zu den Opferzahlen und Bilder aus dem Elmhurst-Krankenhaus in Queens, wo Trump aufgewachsen war. „Ich habe mir das die letzte Woche über im Fernsehen angeschaut“, sagte Trump über die Lage in der Klinik, wo es besonders viele Corona-Tote gibt. „Leichensäcke überall, in den Fluren. Ich habe gesehen, wie sie LKWs mit Anhängern, Kühlwagen herbeigeschafft haben, weil sie die Leichen nicht mehr unterbringen können, es sind so viele davon.“

Millionen Opfer befürchtet

Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei Trump offenbar auch ein Modell, dem zufolge in den USA eine Opferzahl von 2,2 Millionen möglich wäre, wenn gar nichts gegen die Ausbreitung des Virus unternommen werden würde. Die Zahl wiederholte er mehrmals bei seiner Pressekonferenz aus dem Rosengarten des Weißen Hauses. Aber auch die Prognose von Anthony Fauci, dem Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, blieb bei Trump hängen. Der hatte gewarnt, dass es in den USA zwischen 100.000 und 200.000 Tote geben könnte.

Trump, der bisher weitgehend vermieden hatte, über solche Zahlen zu sprechen, sagte nun, wenn am Ende nicht mehr als 100.000 Menschen ums Leben kämen, sei das zwar eine „fürchterliche Zahl“, wäre aber immer noch ein guter Ausgang für die USA.

Druck der Wirtschaft

Neben den Gesundheitsexperten hatten auf der Gegenseite führende Wirtschaftsbosse seit mehr als einer Woche Druck auf Trump ausgeübt, den Wirtschaftsmotor wieder anlaufen zu lassen. Denn schließlich ist es auch die florierende Wirtschaft, die Trump immer wieder als Argument für seine Wiederwahl ins Treffen führt. Als Trump mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise noch vor einer Woche auf Twitter schrieb, das Heilmittel dürfe nicht schlimmer sein als die Krankheit selbst, pflichtete ihm rasch auch sein führender Wirtschaftsberater Larry Kudlow bei und sagte, man müsse einige schwierige Abwägungen treffen.

Hätte Trump sich nun entschieden, alle Warnungen seiner Gesundheitsexperten in den Wind zu schlagen, und die Beschränkungen auslaufen zu lassen, wäre das aber wohl ohnehin eine weitgehend symbolische Geste gewesen und hätte praktisch nur geringe Auswirkungen gehabt. Denn viele US-Staaten haben schon deutlich schärfere Restriktionen als die Empfehlungen der Bundesregierung in Washington eingeführt, wie etwa Ausgangssperren.

Der sonst oft beratungsresistente Trump sagte, dass er in diesem Fall letztlich seinen Gesundheitsexperten vertraut habe. Fauci und Deborah Birx, die Leiterin der Coronavirus-Taskforce im Weißen Haus, seien die besten in ihrem Feld und hätten nichts davon gehalten, dass er die Einschränkungen lockere, sagte Trump. Fauci sprach von einer „weisen und vernünftigen Entscheidung“.