Tupper-Partys sind das Verkaufsmodell des Plastikdosenherstellers Tupperware. Doch bald soll es auch Studios geben. Foto: dpa

Auf Verkaufspartys unter Freundinnen und Nachbarinnen fußt seit jeher der Erfolg von Tupperware. In der Zukunft soll der Vertriebsweg noch mit „Studios“ gestärkt werden.

Berlin - Trotz des wachsenden Onlinehandels setzt der US-Plastikdosenhersteller Tupperware weiter auf Verkaufspartys - und will diesen Vertriebsweg noch stärken. „Partys sind noch immer unser Verkaufsmodell“, sagte Tupperware-Chef Rick Goings der Deutschen Presse-Agentur. Direkte Ansprache durch Bekannte oder Verwandte im Verkauf sei vor allem für jüngere Leute äußerst wichtig. „Das ist äußerst intim“, sagte Goings. „Es ist ein Mädelsabend, sie trinken vielleicht ein bisschen Wein, es ist ein soziales Event.“ Und wenn den Teilnehmerinnen die Produkte gefielen, kauften sie über das Internet weitere Sachen hinzu. Allerdings mache der Online-Bereich derzeit nur einen „niedrigen einstelligen“ Teil der Umsätze aus.

„Derzeit haben wir fast nur Partys“, sagte der Vorstandsvorsitzende, der das Unternehmen seit fast 20 Jahren leitet. In der Zukunft will er diesen Vertriebsweg noch mit „Studios“ stärken. „Die Studios sind vor allem für unsere Verkäuferinnen, für wöchentliche Treffen.“ Damit solle die Bindung zum Unternehmen gestärkt werden, etwa indem keine langen Wege mehr zum Lager nötig seien. Angedacht sei letztlich eine Entfernung von gerade mal 15 Minuten, sagte Goings. Wie viele Menschen in Deutschland für Tupperware arbeiten, will das Unternehmen nicht verraten, ebenso wenig wie den hierzulande erzielten Umsatz.

Aber die Räume sollen sich auch an Verbraucher richten. Sie könnten dort ausgewählte Produkte kaufen. Möglich seien auch Live-Vorführungen wie etwa Kochschulen zu Demonstrationszwecken.

„Näher an die Verkäufer, näher an die Kunden“

In Deutschland gibt es bisher kein „Studio“, geplant sind in der Zukunft bis zu 500. Es werde aber noch einige Jahre dauern, bis es überhaupt solche Räume in zweistelliger Zahl gebe. Goings betonte, in China betreibe Tupperware bereits 5600 Studios. „Wir wissen also, dass das Konzept funktioniert.“ Allerdings ist in China oft Wohnraum knapp, so dass die Tupperware-Partys eher in Geschäftsräumen ausgerichtet werden.

Der ehemalige Marinesoldat verglich sein geplantes Konzept mit einem Flottenverband: Um einige große Vertriebscenter sollten sich mehrere Studios formieren - so wie Fregatten und Zerstörer um einen Flugzeugträger. „Ich möchte in der Zukunft keine solch großen Verteilerstationen mehr, sondern möchte näher an die Verkäufer, näher an die Kunden.“

Menschen mit Migrationshintergrund stellten mittlerweile mehr als zehn Prozent der Verkäufer, sagte der Nachfahre österreichischer Auswanderer. Um die Frauen zu unterstützen, würden die wichtigsten Broschüren auch in andere Sprachen übersetzt, im Deutschland vor allem in Türkisch und Russisch. Für viele Familien sei der Job eine gute Integrationshilfe. „Die Frauen kommen aus dem Haus raus, nehmen an der Wirtschaft teil, lernen die Sprache, lernen Leute kennen. Und er unterstützt sie, wenn er sieht, was sie dazuverdient“, so Goings.

Aufbewahrungsschüsseln für Lebensmittel machen mittlerweile nur noch rund ein Fünftel des Umsatzes von Tupperware aus. Den Großteil erlöst das Unternehmen etwa mit Wasserfiltern oder Mikrowellenprodukten. Zudem gehören Kosmetik- und Körperpflegeprodukte unter verschiedenen Markennamen zu dem Konzern. Verkäufe in Schwellenländern machen zwei Drittel aus - vor allem Mexiko spielt eine zentrale Rolle, und auch Deutschland ist ein wichtiger Markt. 2016 stieg der Überschuss um 20 Prozent auf 223,6 Millionen US-Dollar (aktuell gut 207 Mio Euro), der Umsatz sank auch wegen des starken Dollars um drei Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar.