Die 23-jährige Angelique Kerber aus Kiel hat für eine Riesenüberraschung gesorgt: Sie zog ins Halbfinale der US Open ein. Foto: AP

Als erste Deutsche seit Steffi Graf steht Angelique Kerber aus Kiel im Halbfinale der US Open.

New York - Als erste Deutsche seit Steffi Graf vor 15 Jahren steht Angelique Kerber im Halbfinale der US Open und hat damit für eine riesige Tennis-Überraschung gesorgt. Die Kielerin gewann am Donnerstag in New York 6:4, 4:6, 6:3 gegen die Italienerin Flavia Pennetta und trifft am Samstag auf die Australierin Samantha Stosur. „Mein Ziel war, in die zweite oder dritte Runde zu kommen, jetzt bin ich im Halbfinale. Es ist unglaublich. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll“, erklärte die 23-jährige Kielerin.

Andrea Petkovic konnte sich zuvor ihren größten Wunsch nicht erfüllen. Die Darmstädterin verlor einen Tag vor ihrem 24. Geburtstag 1:6, 6:7 (5:7) gegen die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki aus Dänemark und verpasste auch im dritten Anlauf ihr erstes Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. „Ich habe den ersten Satz verpennt. Im zweiten war es dann zu spät“, sagte Petkovic und freute sich für Kerber: „Super! Ich mag Angelique sehr gern und glaube, dass es auch für uns andere sehr wichtig ist.“ Zuletzt hatte in Wimbledon Sabine Lisicki das Halbfinale erreicht.

Kerber behielt die Nerven

Kerber war im bislang wichtigsten Match ihrer Karriere nichts von Nervosität anzumerken. Die 23-Jährige behielt gegen die einstige Nummer zehn der Welt in einem langen Spiel zur 4:3-Führung ebenso die Nerven wie beim ersten Satzball. Dort gelang der Linkshänderin aus der Bedrängnis ein Passierball zum 6:4.

Auf dem nur mäßig besuchten Außenplatz 17 lag Kerber im zweiten Satz nach einem Break-Festival schon 4:2 vorn, machte dann aber mehr Fehler, während Pennetta ihre Erfahrung ausspielte. Die 29-Jährige führte im entscheidenden Satz 2:0, Kerber schaffte aber noch die Wende und sank nach dem Matchball auf die Knie.

Kerber-Gegnerin Stosur gewann 6:3, 6:3 gegen die Russin Vera Swonarewa. Die letztjährige French-Open-Finalistin steht ebenfalls zum ersten Mal unter den letzten Vier in Flushing Meadows.

Petkovic macht zu viele Fehler

Petkovic musste nach dem Regen der vergangenen beiden Tage auf den kleinen Außenplatz 13 ausweichen, weil das Louis-Armstrong-Stadium unbespielbar war. Der Amerikaner Andy Roddick und der Spanier David Ferrer hatten sich wegen einer feuchten Stelle zuvor geweigert, dort anzutreten. Zwar machte die am rechten Knie lädierte Petkovic das erste Spiel, dann aber zu viele Fehler.

Im zweiten Satz zeigte sie Kämpferqualitäten, holte einen 1:3-Rückstand auf und schaffte nach dem Break zum 3:5 sogar die 6:5-Führung gegen die Dänin. Petkovic brachte aber nicht ihren Aufschlag durch und kassierte im Tiebreak die zweite Niederlage im dritten Vergleich gegen die Nummer eins. Wozniacki trifft am Samstag auf die dreimalige US-Open-Siegerin Serena Williams, die mit 7:5, 6:1 gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa weiterkam.

Herren treten erst am Montag an

Bei den Herren ist nach neuerlichem Ärger das Viertelfinale zwar noch rechtzeitig komplett, doch das Endspiel wird trotzdem das vierte Jahr nacheinander am Montag ausgetragen. Damit soll vermieden werden, dass ein Finalist vier Matches binnen vier Tagen spielen muss.

Ex-Sieger Roddick legte sich den zweiten Tag nacheinander mit dem Oberschiedsrichter an, bevor der Sieger von 2003 6:3, 6:4, 3:6, 6:3 gegen Ferrer gewann. Roddick und Ferrer verließen zuvor nach wenigen Minuten das Louis-Armstrong-Stadium. Dort hatte sich nach dem vielen Regen hinter einer der beiden Grundlinien ein Haarriss gebildet, durch den Feuchtigkeit auf den Hartplatz drang.

Nach rund 75-minütigen Bemühungen, den Riss mit Handtüchern und einem Sauger zu trocknen, kehrten Roddick und Ferrer gemeinsam mit Oberschiedsrichter Brian Earley zurück - aber nur für kurze Zeit. „Warum sind wir jetzt hier? Wie schwer ist es, kein Wasser zu sehen? Sie sind darauf getreten, und nach zehn Sekunden war es wieder da. Ich bin perplex“, herrschte Roddick den Oberschiedsrichter an und schlug den Umzug vor.

Roddick trifft am Samstag auf Titelverteidiger Rafael Nadal, der Schotte Andy Murray spielt drei Jahre nach seinem Finaleinzug in Flushing Meadows gegen John Isner aus den USA. Auch Philipp Petzschner ist noch dabei und steht im Doppel-Halbfinale. Der Bayreuther und sein österreichischer Partner Jürgen Melzer hatten im vorigen Jahr den Titel in Wimbledon geholt.