Nach mehr als dreineinhalb Stunden musste sich Roger Federer (links) John Millman geschlagen geben. Foto: AP

Verschwitzt, erschöpft und ausgeschieden: Roger Federer ist bei den US-Open überraschend am Australier John Millmann gescheitert. Für den Schweizer ist das Ausscheiden aber „keine Schande“.

New York - Grand-Slam-Rekordchampion Roger Federer ist nach einer seiner schwächsten Vorstellungen der letzten Jahre völlig überraschend im Achtelfinale der US Open ausgeschieden. Der Weltranglistenzweite aus der Schweiz verlor gegen den Australier John Millman nach 3:35 Stunden 6:3, 5:7, 6:7 (7:9), 6:7 (3:7) und damit so früh wie seit den Australian Open 2015 bei keinem anderen Majorturnier.

„Es war sehr heiß, eine der Nächte, in denen man keine Luft bekommt. Damit hatte ich heute Probleme, warum auch immer. Das ist mir selten zuvor passiert. Das ist keine Schande. So etwas kommt vor“, sagte Federer. Noch spät in der Nacht waren es in New York fast 30 Grad bei einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit. „John hat unter diesen Bedingungen großartig gespielt“, lobte Federer. Federer unterliefen mehr als 70 vermeidbare Fehler, vor allem sein Aufschlag ließ den 37-Jährigen im Stich. Federer servierte zehn Doppelfehler, die Quote der ersten Aufschläge lag unter 50 Prozent.

Millmann zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Viertelfinale

„Alles ist nass, der Griff, die Hand, und auch die Klamotten sind nass. Das macht alles schwieriger“, sagte Federer. Dennoch hatte er Chancen, im zweiten Durchgang vergab er bei 5:4 zwei Satzbälle bei eigenem Aufschlag, auch im Tiebreak des dritten Durchgangs war er nur einen Punkt vom Satzgewinn entfernt. Im vierten Satz verspielte er ein Break Vorsprung. Millman war der deutlich fittere Spieler, um 0.52 Uhr Ortszeit verwandelte der 29-Jährige seinen dritten Matchball und zog zum ersten Mal in seiner Karriere ins Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers ein.

Dort trifft der Weltranglisten-55. am Mittwoch auf Wimbledonsieger Novak Djokovic (Serbien), der am Nachmittag souverän mit 6:3, 6:4, 6:3 gegen den Portugiesen Joao Sousa gewann. Auch Djokovic litt unter der Hitze, gab sich jedoch keine Blöße und sagte später: „Es war schwieriger, als es der Endstand ausdrückt. Es waren harte Bedingungen, vor allem in den ersten zwei Sätzen.“ Millman meinte: „Ich kann es kaum glauben, Roger ist einer meiner Helden, er hatte heute sicher nicht seinen besten Tag, aber das nehme ich mit.“

Federer hatte zu Beginn der Saison die Australian Open und damit seinen 20. Grand-Slam-Titel gewonnen. Die Sandplatzsaison hatte er ausgelassen und war danach nicht mehr richtig in Schwung gekommen. In Wimbledon vergab Federer im Viertelfinale gegen den Südafrikaner Kevin Anderson einen 2:0-Satzvorsprung, vor den US Open war er im Finale des Masters in Cincinnati/Ohio gegen Djokovic chancenlos. In 40 Matches zuvor hatte Federer in Flushing Meadows nie gegen einen Spieler verloren, der außerhalb der Top 50 platziert war. Von 2004 bis 2008 hatte er die US Open fünfmal in Folge gewonnen, seitdem aber nur noch einmal (2015) das Endspiel erreicht.