Schirme sind derzeit das wichtigste Utensil bei den US Open - die Schläger bleiben dagegen in den Taschen. Foto: dpa

Bei den US Open warten die Tennisstars auf ihren Einsatz, die deutschen Damen üben sich in Geduld.

New York - Rafael Nadal und Co. gingen auf die Barrikaden, das deutsche Damen-Duo brachte die Tennis-Taschen ins Trockene: Der Dauerregen bei den US Open hat die Nerven aller Beteiligten strapaziert und mal wieder die Diskussion ums fehlende Dach entfacht. Kerber wartete am Mittwoch schon den zweiten Tag nacheinander vergeblich auf ihr erstes Grand-Slam-Viertelfinale - keine einfache Situation vor dem Match gegen die Italienerin Flavia Pennetta. „Es ist einfach Wahnsinn, aber was soll man wachen?“, sagte die Kielerin.

Andrea Petkovic musste nach der Absage des Herren-Programms ebenfalls noch im Standby-Modus bleiben, weil die Veranstalter die Partie gegen die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki aus Dänemark retten wollten - ohne Erfolg. Das Quartett stand zwischenzeitlich am Rande des New Yorker Centre Courts beieinander und beratschlagte.

Nadal, Roddick und Murray mucken auf

Dann besuchten nach dem angesäuerten Trio Rafael Nadal, Andy Roddick und Andy Murray auch die Damen Oberschiedsrichter Brian Earley. „Wir sind hingegangen und haben gefragt: Was ist los? Sollen wir warten? Sollen wir uns tapen lassen?“, berichtete Kerber. Serena Williams und Anastasia Pawljutschenkowa schlugen sich im Arthur-Ashe-Stadium schon ein, wurden von Earley angesichts des Nieselregens dann aber doch vom seifigen Hartplatz geschickt.

Die Veranstalter hatten offenbar ihre Lektion gelernt. Nadal, Roddick und Murray hatten sich beim Oberschiedsrichter beschwert und wollten nicht noch einmal auf einen rutschigen Platz beordert werden. „Bei den Grand Slams geht es um eine Menge Geld. Sie tun es für sich und nicht für uns. Wir sind Teil der Show“, sagte Titelverteidiger Nadal. Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic pflichtete dem Trio bei. „Uns ist die geschäftliche Seite klar. Die Leute kaufen Karten und wollen Tennis sehen, aber manchmal geht die Gesundheit vor. Die Meinung der Spieler sollte mehr respektiert werden.“

Bei den Herren wird es langsam eng

Ein ernstes Problem sind die Absagen bei den Damen noch nicht. Drei Tage binnen drei Spielen bis zum Finale am Samstag sind ein normaler Rhythmus. Sorgen machen die am Mittwoch abgesagten Herren-Achtelfinals: Einem der beiden Finalisten droht im Fall eines pünktlichen Sonntags-Endspiels ein Mammutprogramm mit vier Partien mit bis zu fünf Sätzen binnen vier Tagen. „Das ist Wahnsinn“, sagte Ex-Star und Fernsehexperte John McEnroe. Sollte das Wetter an einem weiteren Tag nicht mitspielen, ist das vierte Montags-Finale in Serie perfekt. Mit einem Dach wie bei den Australian Open oder in Wimbledon gäbe es die sich stets wiederholenden Probleme in New York nicht.

McEnroe rief die Profis mit Blick auf das pralle Programm zum Widerstand auf: „Die Spieler müssen zusammenhalten und sagen. Das machen wir nicht.“ Daraufhin twitterte Viertelfinalist Janko Tipsarevic: „McEnroe for President!“ Der Serbe gehört wie sein Landsmann und nächster Gegner Djokovic zu den Privilegierten, ebenso der Schweizer Roger Federer und dessen französischer Kontrahent Jo-Wilfried Tsonga. Das Quartett steht schon im Viertelfinale - eine hausgemachte Ungerechtigkeit des verzerrten Spielplans.

„Die Fernsehpläne diktieren das Programm mehr als bei jedem anderen Grand Slam. Vielleicht muss man das Arthur-Ashe-Stadium abreißen und ein neues bauen“, sagte John McEnroes Bruder Patrick, der ehemalige US-Davis-Cup-Kapitän. Eine Überdachung der erst 1997 fertiggestellten Arena ist angesichts von 200 Millionen Dollar Kosten laut Turnierdirektor Jim Curley nicht nur eine technische Herausforderung: „Finanziell geht das über unsere Verhältnisse.“