Noch zwei Siege bei den US Open – und Angelique Kerber ist die neue Nummer eins im Tennis. Foto: AFP

Angelique Kerber spielt mit 28 Jahren das beste Tennis ihrer Karriere. „Ich bin eine komplett andere Spielerin als früher“, sagt die Deutsche, die im Halbfinale der US Open nach dem 7:5, 6:0 über Roberta Vinci auf die Dänin Caroline Wosniacki trifft – und für ihr Spiel von den Medien gefeiert wird.

New York/Stuttgart - Das staunte die Vorjahresfinalistin Roberta Vinci nicht schlecht: Nach zähem Beginn war ihre Gegnerin Angelique Kerber letztlich wie ein Orkan über sie hinweg gefegt. Beim 7:5. 6:0-Erfolg benötigte die Linkshänderin aus Kiel für den zweiten Satz gerade mal 22 Minuten. „Es ist einiges passiert in den Jahren. Ich bin eine komplett andere Spielerin als damals. Ich habe viel mehr Selbstvertrauen, glaube dran und habe Spaß“, sagte Kerber, die Australian-Open-Siegerin und Wimbledon-Finalistin über ihr neues Wohlgefühl. Denn 2011 stand sie in New York schon einmal im Halbfinale.

Im Kampf um den Einzug ins Endspiel trifft die Weltranglisten-Zweite diesmal am Donnerstag auf die Dänin Caroline Wozniacki. Die 26-Jährige gewann ihr Viertelfinale gegen die angeschlagene Anastasija Sevastova aus Lettland 6:1, 6:2. Sollte Kerber am Samstag im Finale triumphieren, würde sie definitiv Serena Williams als Weltranglisten-Erste ablösen. Sollte Williams nicht das Endspiel erreichen, würde Kerber auch ohne Finaleinzug zur neuen Nummer eins aufsteigen. Die 34 Jahre alte Amerikanerin bestreitet ihr Viertelfinale am Mittwoch (1.00 Uhr MESZ in der Nacht zu Donnerstag) gegen die Rumänin Simona Halep.

Für ihren Erfolg von New York wurde Angelique Kerber von der Presse gefeiert:

„Süddeutsche Zeitung“

„Aufgrund ihrer Fitness braucht es stets einen perfekt geplanten Punkt mit fehlerlosen Schlägen, damit Kerber einen Ball nicht mehr erreicht - ansonsten spielt sie Angriffe geduldig zurück, kontert präzise und übernimmt irgendwann selbst die Kontrolle über einen Ballwechsel. Das gelang ihr auch gegen Vinci, sie befreite sich aus kniffligen Situationen - nicht nur während der einzelnen Punkte, sondern auch immer wieder im ersten Durchgang. Sie wehrte Breakbälle ab, blieb auch bei engem Spielstand ruhig.“

„New York Post“

„Mit 52 Siegen in dieser Saison und zwei Auftritten in Endspielen bei den Grand Slams – darunter einem Sieg über Serena Williams bei den Australian Open – macht Kerber den Eindruck einer Spielerin, die bereit ist, als neue Nummer eins auf den Tennis-Thron zu steigen.“

„New York Times“

„Wo andere im ersten Satz Panik bekommen hätten – so wie wahrscheinlich auch eine jüngere Version ihrer selbst – blieb Angelique Kerber ganz ruhig. Nachdem die Deutsche den nervenaufreibenden ersten Satz überstanden hatte, als Vinci stets den Rückhand-Slice spielte, spazierte sich regelrecht durch den zweiten. Ihre unerschütterliche Ruhe ist eine Überraschung, denn sie ist neu – und sie ist zugleich ihr größter Trumpf.“

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

„Kerber wird stärker und stärker. Auf dem Weg ins Viertelfinale hatte die Weltranglisten-Achte Vinci die Deutschen Anna-Lena Friedsam und Carina Witthöft besiegt. Doch Kerber wurde im zweiten Satz immer besser und ließ keine Zweifel mehr an ihrem zweiten Halbfinal-Einzug bei den US Open nach 2011 aufkommen. Damals hatte sie als ungesetzte Spielerin überraschend das Halbfinale erreicht und ihren Weg in die Weltspitze begonnen.“