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Nur 56 Minuten brauchte Angelique Kerber für ihren Sieg gegen Olga Goworzowa (6:1, 6:2). Nun wartet eine unangenehme Italienerin.

New York - Als Angelique Kerber nach ihrer nächsten Gegnerin Sara Errani gefragt wurde, huschte ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht. „Ich freue mich, dass ich die Chance habe, nochmal gegen sie zu spielen“, sagte die 24-Jährige nach ihrem kräftesparenden Achtelfinal-Einzug bei den US Open in New York.

Bei den French Open vor fast einem Vierteljahr war Deutschlands beste Tennisspielerin im Viertelfinale an der unangenehmen Italienerin gescheitert - allerdings auf Sand. Damals stand Kerber auf Platz zehn der Weltrangliste, nun fordert sie als Nummer sechs der Branchenwertung die vier Plätze tiefer notierte 25-Jährige erneut heraus.

„Ich werde mir das Match aus Paris nochmal durch den Kopf gehen lassen“, kündigte sie vor dem Duell am Labour Day an diesem Montag an. „Ich muss mein Bestes geben, ich muss 100 Prozent spielen, um sie zu schlagen“, sagte die Linkshänderin aus Kiel.

Das Match gegen die Weißrussin dauerte nur 56 Minuten

Fast hatte es den Anschein, als sei das am Samstag gegen die überforderte Weißrussin Olga Goworzowa nicht nötig gewesen. Nur 56 Minuten musste Kerber leichte Arbeit in großer Hitze verrichten, ehe die Ziffernfolge 6:1, 6:2 auf der Anzeigetafel leuchtete.

Als letzter von anfangs zehn deutschen Herren hatte in der Nacht zu Montag deutscher Zeit Philipp Kohlschreiber die Chance auf den Achtelfinal-Einzug. Die Partie des 28 Jahre alten Augsburgers gegen den 2,06 Meter langen Amerikaner John Isner war als zweites Match der Night Session angesetzt. „Ich muss mich steigern und hoffe, dass ich das an dem Tag schaffe. Aber er ist klarer Favorit“, sagte Kohlschreiber vor dem Duell mit dem Weltranglisten-Zehnten.

Mit dem lockeren Gang ins Achtelfinale hat Kerber ihre Bilanz auf 56 gewonnene Matches in diesem Jahr aufgebessert - so viele Siege kann keine andere Spielerin auf der WTA-Tour vorweisen. Seit ihrem wundersamen Halbfinal-Einzug vor einem Jahr beim verrücktesten und lautesten der weltweiten Tennis-Events, wirkt die blonde Norddeutsche mit dem geflochtenen Zopf bei jedem Auftritt souveräner.

Für Kerber sind die US Open das 20. Grand-Slam-Turnier

„Letztes Jahr hat mich keiner gekannt, jetzt spüre ich den Druck“, erzählte Kerber charmant-freundlich auf Englisch. Tatsächlich wird sie auch gegen Errani mit der Rolle der Favoritin leben müssen - auch wenn sie das nicht will.

Aber die Angelique Kerber des Spätsommers 2012 tritt nun mal im Stile einer Spitzenspielerin auf. Ob in einer Art Trainingseinheit wie gegen Goworzowa oder in einem fast dreistündigen Achterbahn-Match wie gegen die zweimalige Turniersiegerin Venus Williams. Bislang kommt Kerber mit ihrer neuen Rolle bestens zurecht.

„Ich habe den Eindruck, dass Angie mit ihren Aufgaben wächst und den Spagat schafft. Es ist ganz wichtig, dass sie den Spaß nicht verliert“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner über die neue Frontfrau des deutschen Damen-Tennis. Bei ihrem 20. Grand-Slam-Turnier scheint vieles möglich. Die Statistiker haben herausgefunden, dass Kerber aktuell die einzige Top-Ten-Spielerin ist, die noch nie im Finale bei einem der vier Majors stand.

Ob sich das in diesem Jahr schon ändert? „Ich denke nicht daran, ob ich ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann. Ich schaue auch hier von Runde zu Runde“, sagte Kerber. Bislang hat das ganz gut geklappt.