Abu Jahia al Libi wurde möglicherweise getötet - Islamabad protestiert gegen den Beschuss.

Peshawar/Washington - Die jüngsten Drohnenangriffe in Pakistan galten nach Angaben aus US-Kreisen der Nummer zwei des Terrornetzwerks Al-Kaida. Ob Abu Jahia al Libi bei den Attacken in den vergangenen zwei Tagen getötet wurde, sei nicht sicher, man sei aber „optimistisch“, hieß es in Washington. Aus pakistanischen Geheimdienstkreisen verlautete, es gebe Hinweise darauf, dass sich al Libi zum Zeitpunkt des Angriffs in einem der getroffenen Häuser im Nordwesten des Landes aufgehalten habe. Dies hätten Anwohner und Extremisten in dem Stammesgebiet in Nord-Waziristan erklärt.

Bei dem Angriff sei ein von al Libi genutztes Auto zerstört worden, sagte ein Gewährsmann. Geheimdienstmitarbeiter hätten ein Telefonat eines Extremisten abgefangen, wonach offenbar ein Araber getötet worden sei. Es sei jedoch nicht klar, ob von al Libi die Rede gewesen sei. Sollte sich al Libis Tod bestätigen, wäre das ein weiterer Erfolg für die Regierung von US-Präsident Barack Obama im Kampf gegen die Al-Kaida.

Ein örtlicher Taliban-Führer sagte, bei dem Angriff seien al Libis Leibwächter und Fahrer getötet worden. Der Al-Kaida-Kommandeur sei jedoch nicht in dem Haus gewesen. Al Libi habe einen früheren Angriff überlebt, sagte der Taliban-Chef.

Gewährsleute in Washington erklärten am Montag, bei den Attacken seien weniger als fünf Menschen getötet worden. Pakistanische Sicherheitskreise in Peshawar sprachen dagegen von acht Toten. Pakistan fordert ein Ende des Drohnenbeschusses. Aus Protest gegen die jüngsten Angriffe bestellte Pakistan am Dienstag den stellvertretenden US-Botschafter Richard Hoagland ein, wie das Außenministerium in Islamabad mitteilte. Die USA haben zuletzt innerhalb von weniger als zwei Wochen sieben Drohnenangriffe geflogen.

Al Libi rief in Videos zu Angriffen auf US-Ziele auf

Al Libi wurde zweithöchster Al-Kaida-Führer, nachdem der Ägypter Aiman al-Sawahiri nach der Tötung Osama bin Ladens vor einem Jahr die Führung des Terrornetzwerks übernahm. Seitdem haben die USA mehr als ein Dutzend ranghoher Al-Kaida-Mitglieder getötet oder gefangen genommen.

Das Weiße Haus führt eine Liste mit mutmaßlichen Terroristen, die getötet oder gefangen genommen werden sollen. Sie wird von den Streitkräften und dem Geheimdienst CIA erstellt und letztlich vom Präsidenten gebilligt. Für die Ergreifung al Libis ist eine Belohnung von einer Million Dollar ausgesetzt.

Nachdem der Libyer 2005 aus dem Gefängnis auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan geflohen war, rief er in zahlreichen Videos zu Angriffen gegen US-Ziele auf. „Das ist einer der prominentesten Namen“ unter den potenziellen Zielen für Drohnenangriffe in Pakistan, sagte der ehemalige Agent des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Paul Pillar.

Sollte al Libi bei dem jüngsten Angriff getötet worden sein, wäre das „ein weiterer Grund, die pakistanische Forderung nach einem Ende des Drohnenkriegs nicht zu akzeptieren“, sagte der ehemalige CIA-Agent und US-Regierungsberater für Afghanistan und Pakistan, Bruce Riedel.

USA testen neue Drohne

Unterdessen testeten die USA eine neue Drohne, die vier Tage fliegen können soll, ohne aufgetankt zu werden. Der im US-Staat Kalifornien absolvierte Jungfernflug der von Boeing entwickelten Phantom Eye sei der Beginn „einer neuen Ära“ für Aufklärung und Überwachung, sagte der Präsident von Boeing Phantom Works, Darryl Davis, am Montag.

Die unbemannte Phantom Eye sei bereits am Freitag 28 Minuten auf eine Höhe von gut 1.200 Metern geflogen und habe dabei eine Geschwindigkeit von rund 115 Kilometern pro Stunde erreicht. Bei der Landung auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards in der kalifornischen Wüste sei das Fahrgestell beschädigt worden.