Ein türkisches Gericht hat plötzlich die Grundzüge des Rechtsstaats neu entdeckt. Dann schlägt die Justiz erneut zu. Was steckt dahinter?
Istanbul - Im ersten Moment konnte es niemand so recht glauben. Da saß der Kunstmäzen Osman Kavala, einer der prominentesten Vertreter der türkischen Zivilgesellschaft, zweieinhalb Jahre als mutmaßlicher Staatsfeind hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft für Kavala, weil er die regierungsfeindlichen Gezi-Proteste von 2013 als Umsturzversuch organisiert und finanziert habe. Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich bezeichnete Kavala als Drahtzieher eines Putschversuches.