Zu den veganen Ersatzprodukten zählen auch Burger aus pflanzlicher Herstellung. Foto: 7aktuell.de/Andreas Friedrichs

Laut dem Europäischen Gerichtshof darf Pflanzenkäse nicht Käse heißen. Das ist anachronistisch, kommentiert Lukas Jenkner. Entscheidend sei nicht die Herkunft, die Essgewohnheiten der Menschen zählten.

Stuttgart - Der Europäische Gerichtshof hat am Mittwoch ein juristisch korrektes, aber anachronistisches Urteil gefällt. Zweifellos steht im EU-Recht, dass die Bezeichnung „Milch“ Produkten vorbehalten ist, die aus der „normalen Eutersekretion“ von Tieren gewonnen werden. Dies gilt in der Konsequenz ebenso für „Rahm“, „Sahne“, „Käse“ oder „Joghurt“. Gleichwohl bleibt das Urteil unbefriedigend, weil es einem überholten Zeitgeist folgt.

Die Hersteller veganer Ersatzprodukte möchten mit Bezeichnungen wie Tofubutter oder Veggie-Cheese die Konsumenten bei ihren in Generationen gewachsenen Essgewohnheiten abholen. Schon seit langer Zeit gehören auf das Brot die Scheibe Käse oder Wurst, trinken die Menschen Milch, ist ein Grillabend ohne Würstchen nicht dasselbe. Mit dem wachsenden Bedürfnis nach Produkten ohne tierische Inhaltsstoffe suchen die Menschen nun nach Alternativen für ihre traditionellen Essgewohnheiten.

Entscheidend sollte heute deshalb nicht mehr die Herkunft, sondern die Funktion eines Nahrungsmittels sein. Eine Butter wird aufs Brot geschmiert oder in den Kuchen gerührt, eine Sahne ist Basis für Soßen oder kommt auf die Erdbeeren. Da zählt nicht, ob die Butter aus Kuhmilch, Tofu oder Hafermilch hergestellt worden ist.

Wie anachronistisch die geltende EU-Regelung ist, zeigt die Existenz der Tofuwürstchen, die genannt werden dürfen, was sie sind. Eine den Milchprodukten entsprechende Regelung existiert nicht. Im Grunde müssten die Gesetzgeber eingreifen. Dort aber scheint das Bedürfnis leider in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) etwa sagte im Dezember der Bild-Zeitung, Begriffe wie „vegane Currywurst“ und „vegetarisches Schnitzel“ würden die Konsumenten in die Irre führen. Eine bemerkenswert rückwärts gewandte Haltung!