Am Freiberger Bahnhof sah der 20-jährige Schläger Anfang Oktober rot. Foto: Werner Kuhnle

Ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung lautet das Urteil gegen einen Großbottwarer, der am Bahnhof von Freiberg (Kreis Ludwigsburg) einen anderen jungen Mann attackiert hat.

Als einen „unfassbaren Impuls-Durchbruch“ hat die Vorsitzende Richterin Monika Lamberti die Taten eines 20-jährigen Großbottwarers bezeichnet, der Anfang Oktober vergangenen Jahres am S-Bahnhof Freiberg zwei Helfer, die einen Streit schlichten wollten, geschlagen und getreten hatte. Das Landgericht Stuttgart verurteilte den Angeklagten deswegen zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung wegen Körperverletzung. Angeklagt worden war der 20-Jährige sogar wegen versuchten Totschlags. Diesen Vorwurf hatte Oberstaatsanwalt Christoph Kalkschmid aber schon in seinem Schlussplädoyer fallen lassen.

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Nach Ansicht des Gerichts war der Großbottwarer in einer S-Bahn zwischen Marbach und Ludwigsburg mit seiner Freundin in einen lautstarken und handgreiflichen Streit geraten. Als sich ein 20-jähriger Fahrgast aus Pleidelsheim einmischte und den Angeklagten aufforderte, seine Freundin nicht zu schlagen, bedrohte ihn dieser. Am Bahnhof in Freiberg ging er ihn erst verbal und dann auch körperlich aggressiv an. Er stieß sein Opfer in Richtung eines Treppenabgangs, der Pleidelsheimer konnte sich gerade noch an einem Geländer festhalten.

Tritte gegen das am Boden liegende Opfer

Nach mehreren Tritten gegen sein am Boden liegendes Opfer packte ihn der Großbottwarer an Hosenbund und Schulter und zog ihn in Richtung Bahngleise. Als eine Bahn einfuhr, zogen zwei Helfer die beiden zurück. Einem von ihnen schlug der Angeklagte die Nase blutig. Der Pleidelsheimer trug Prellungen und Schürfwunden davon. Die alarmierte Polizei nahm den Großbottwarer fest, nachdem er noch einmal nach Freiberg gekommen war, um am Tatort sein Handy zu suchen.

120 Stunden gemeinnützige Arbeit

Lamberti erklärte, es habe sich nicht beweisen lassen, dass der 20-Jährige sein Opfer vor die S-Bahn werfen wollte. Er sei in seiner Wut möglicherweise in einem Tunnel gewesen und habe die Schreie einer jungen Frau „Da kommt eine Bahn“ gar nicht gehört. „Aber Sie haben aus nichtigem Anlass zwei Menschen angegriffen, die nur eine Situation befrieden wollten“, sagte Lamberti zu dem Angeklagten, der ein Anti-Aggressions-Training absolvieren und 120 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten muss. Sie fand aber auch lobende Worte für den Großbottwarer: „Sie haben ohne Schulbildung in ihrem Heimatland gutes Deutsch gelernt, nutzen Sie Ihr Potenzial.“