Eine Visualisierung der Gegner: Diese glauben, dass die Windräder so wuchtig über dem Schloss Lichtenstein (Bildmitte) zur Geltung kämen. Foto: privat

Die Betreiberfirma hatte geklagt, weil die Behörden den Bau von fünf Windrädern bei Lichtenstein abgelehnt hatte. Nun gibt das Verwaltungsgericht Sigmaringen der Firma Recht – zumindest teilweise.

Lichtenstein - Vor gut zwei Jahren hatte das Landratsamt Reutlingen entschieden, dass in der Nähe des Schlosses Lichtenstein keine Windräder errichtet werden dürfen – am Freitag nun hat das Verwaltungsgericht Sigmaringen diesen Beschluss in Frage gestellt und dem Kläger, dem Projektentwickler Sowitec in Sonnenbühl, teils Recht gegeben.

Damals hatte sich eine wahre Phalanx gegen die geplanten fünf Windräder gestellt: der Schlossherr, eine Bürgerinitiative, der Schwäbische Albverein, die Touristiker der Gegend und zuletzt auch das Landesamt für Denkmalpflege. Ihr Hauptargument: Die Windkraftanlagen, die drei Kilometer entfernt stünden, würden die Sichtachsen auf das Schloss Lichtenstein, eines der Hauptwerke der deutschen Romantik, erheblich beeinträchtigen. Gerade dieses Argument hat das Verwaltungsgericht nun kassiert: Der Denkmalschutz stehe einer Genehmigung nicht entgegen, urteilten die Richter nach einer ausführlichen Vor-Ort-Besichtigung. Das bedeutet konkret, dass das Landratsamt Reutlingen aus diesem Grund die Genehmigung nicht mehr versagen kann.

Allerdings habe die Behörde damals die ganzen Fragen des Naturschutzes gar nicht geprüft, gerade weil man allein aus Gründen des Denkmalschutzes gegen die Windräder entschied. Das müsse nun nachgeholt werden, so Otto-Paul Bitzer vom Verwaltungsgericht. In dem Urteil wird das Landratsamt deshalb nun verpflichtet, neu über die Genehmigung der Windräder zu entscheiden.

Projektentwickler Sowitec sitzt im benachbarten Sonnenbühl

Harald Rudolph, der Geschäftsführer von Sowitec, freut sich über das Urteil – aber er weiß, dass er allenfalls eine Etappe gewonnen hat. Das Landratsamt kann Widerspruch gegen das Urteil einlegen oder aus anderen Gründen die Genehmigung versagen. Rudolph geht davon aus, dass Sowitec nun die naturschutzrechtlich geforderten Untersuchungen wieder aufnehmen wird. Vor zwei Jahren hatte man zum Beispiel einen Rotmilan-Horst entdeckt, der aber nicht besetzt gewesen war.

Sowitec sitzt im kleinen Willmandingen, einem Teilort von Sonnenbühl, nur wenige Kilometer von den geplanten Anlagen entfernt. Allerdings sollte man sich von der Dorf-Idylle nicht täuschen lassen: Sowitec ist mit 200 Mitarbeitern einer der weltweit führenden Entwicklern von Projekten der Energiewende; bisher hat das Unternehmen rund 1000 Windräder in vielen Ländern der Erde gebaut. Dass seine Firma einen Rufschaden erleiden könnte, weil es trotz des großen Widerstands an den Windrädern festhält, glaubt Harald Rudolf nicht: „Gerade weil wir überzeugt sind, dass wir eine sehr gute Qualität liefern, wollten wir diese Standorte selbst entwickeln und nicht irgendjemand anderem überlassen.“ In Baden-Württemberg hätten sich leider viele Menschen immer noch nicht mit der Windkraft angefreundet: „Aber wir können nicht aus der Kohle aussteigen und trotzdem auf Windräder verzichten.“

Die genaue Urteilsbegründung steht noch aus. (Az.: 9 K 4136/17)