Ursula Ida Lapp hat als Gründerin des Stuttgarter Kabel-Spezialisten mehr als sechs Jahrzehnte die Wirtschaft beeinflusst. Am Samstag wird sie 90 Jahre alt. Foto: dpa/Frederik Laux

Der Südwesten ist reich an Unternehmerpersönlichkeiten. Als eine der wenigen Frauen ragt Ursula Ida Lapp heraus: Sie hat als Gründerin des Kabel-Spezialisten Lapp mehr als sechs Jahrzehnte baden-württembergische Wirtschaftsgeschichte geschrieben.

Stuttgart - Normalerweise fehlt sie bei keiner Firmenfeier, nun muss sie ihren 90. Geburtstag am Samstag (30. Mai) coronabedingt im kleinsten Kreis begehen: Ursula Ida Lapp, Firmengründerin des Stuttgarter Kabel-Spezialisten Lapp. Aufgeben kommt im Lexikon der Seniorin jedoch nicht vor. „Ich hoffe sehr, dass wir die Krise gemeinsam gut und vor allem gesund überstehen“, sagt sie zu Corona. Das sei ihr Wunsch - „und dann feiern wir nach“.

Eigentlich hätte es ein rauschendes Fest geben sollen. „Unsere Mutter ist auch heute noch das Herz unseres Unternehmens“, sagen ihre Söhne Andreas Lapp, Lapp-Vorstandschef und Aufsichtsratschef Siegbert Lapp. 1959 hatte das Ehepaar Lapp die Firma mit Hilfe eines Bankkredits in Höhe von 50 000 Mark gegründet. Weil Tüftler und Erfinder Oskar Lapp noch bei einem anderen Unternehmen angestellt war, ließ sich Ursula Ida Lapp als Unternehmensgründerin ins Handelsregister eintragen.

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Wie heute bei so manchem Start-up wurden auch bei den Lapps die Geschäfte zu Beginn von der Garage des Wohnhauses im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen aus geführt. Ehemann Oskar übernahm den Außendienst, Ursula Ida kümmerte sich zu Hause um die Buchhaltung, die Bestellungen, die Werbung und die noch kleinen Kinder. Oft fuhr sie mit dem Handwagen zum Güterbahnhof, um die frisch gelieferten Kabel, die das Unternehmerehepaar damals noch im Auftrag fertigen ließ, in Empfang zu nehmen oder gleich weiter zu versenden.

Grußworte kommen per Videobotschaft

Die von Oskar Lapp entwickelten Kabel gelten als erste industriell gefertigte Anschluss- und Steuerleitungen. Zuvor waren in den Kabeln alle Adern schwarz oder grau und die Elektromeister hatten es schwer, die Leitungen an den jeweiligen Enden beim Anschließen richtig zuzuordnen. Oskar Lapp erfand ein Kabel mit farbigen Adern und mit deutlich kleineren Durchmessern.

Viele weitere Innovationen folgten; heute ist Lapp nach eigenen Angaben Weltmarktführer für integrierte Verbindungslösungen mit 4650 Mitarbeitern, knapp 1500 davon in Deutschland. Neben Andreas Lapp sind nun auch die Enkel im Unternehmen aktiv. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich erleben durfte, wie jetzt auch die dritte Generation in unserem Familienunternehmen Verantwortung übernommen hat - und das sehr erfolgreich“, sagt die Gründerin dazu.

Auch wenn sie heute nur noch selten im Unternehmen sein könne, so fühle sie sich doch mit der Firma, den Mitarbeitern und den Kunden nach wie vor tief verbunden. Die Relevanz eines anständigen Kabels gilt ebenfalls bis heute: Die Grußworte von Mitarbeitern und der baden-württembergischen Polit- und Wirtschaftsprominenz nimmt die Seniorin im Corona-Jahr 2020 per Videobotschaft entgegen.