Frankreich rüstet gegen die Corona-Pandemie. Premier Jean Castex informiert sich am Pariser Flughafen Charles de Gaulle, wie in Zukunft Passagiere aus Risikogebieten getestet werden. Foto: AFP/CHRISTOPHE PETIT TESSON

In der bei Urlaubern beliebten Bretagne steigt die Zahl der Infizierten bedenklich schnell an – Franzosen können sich kostenlos testen lassen

Paris - Patrice Faure hat es zuerst mit freundlichen Appellen versucht, doch nun greift er durch. Am Abend dürfen die Strände in Morbihan nicht mehr betreten werden, erklärte der Präfekt des bei Urlaubern äußerst beliebten Départements an der französischen Atlantikküste. Zudem gilt in der gesamten Region Maskenpflicht. Die Polizei werde die Anordnungen streng kontrollieren, kündigte Patrice Faure am Montag im Sender „Europe 1“ an.

Grund für die Maßnahmen: In einem Nachtklub in Quiberon haben sich rund 50 junge Menschen mit dem Virus angesteckt. „Es ist schlicht nicht angebracht, in diesem Sommer zu feiern wie in den vergangenen Jahren“, kommentiert der Präfekt Patrice Faure am Montag das Geschehen und hat den Nachtklub schließen lassen.

Starker Anstieg der Corona-Zahlen in der Bretagne

In der gesamten Bretagne wird seit Tagen vor einem bedenklichen Ansteigen der Zahl von Corona-Infektionen gewarnt. Neben den Hinweisen, sich an die in ganz Frankreich geltenden Anstandsregeln zu halten, wurden die Maßnahmen in der Urlaubsregion weiter verschärft. So muss in vielen Städten nicht nur in allen öffentlichen geschlossenen Räumen eine Maske getragen werden, sondern auch auf Märkten und in Fußgängerzonen. Auch in der Küstenstadt La Rochelle in Westfrankreich ist die Maske im Alten Hafen und im Stadtzentrum verpflichtend. Auch in Concarneau und Saint-Brieuc in der Bretagne ist die Maske im Zentrum vorgeschrieben. Im Süden Frankreichs ist die Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur um Marseille und Nizza besonders betroffen.

In Paris zeigt man sich nicht nur angesichts steigenden Infektionszahlen in der Bretagne besorgt. Da die Zahlen im gesamten Land leicht nach oben gehen, befürchten die Verantwortlichen, am Anfang einer zweite Corona-Welle zu stehen. Frankreich ist von der Pandemie besonders stark betroffen und zählt inzwischen weit über 30 000 Tote.

Corona trifft nun viele junge Menschen

Endgültig verabschiedet hat man sich von der Annahme, dass vor allem alte Menschen und Kranke anfällig für das Virus seien. Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran hob in einem Interview mit der Tageszeitung „Le Parisien“ heraus, dass sich zuletzt sehr viele junge Menschen mit dem Virus angesteckt hätten. Zudem würden viele junge Patienten, die vor allem in der Großregion Paris lebten, sehr oft atypische Symptome zeigen.

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, hat sich die Regierung entschlossen, an Flughäfen verpflichtende Corona-Tests einzuführen. Getestet werden allerdings nicht alle Reisende, betroffen sind nur Rückkehrer aus insgesamt 16 Risikoländern. Darunter sind neben den USA unter anderem auch Brasilien, die Türkei, Algerien und Israel. Besucher aus Deutschland können weiter ohne Probleme einreisen. Die Franzosen selbst können sich inzwischen alle kostenlos testen lassen. Die Regierung empfahl Unternehmen am Montag, vorsorglich einen Maskenvorrat für zehn Wochen anzulegen.

Sorgenvoller Blick nach Spanien

Mit einiger Sorge blickt man in Paris auf die Entwicklung in Spanien – ein beliebtes Urlaubsziel für viele Franzosen. Dort scheint sich das Virus wieder stark zu verbreiten. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Katalonien inzwischen eine Schließung von Diskotheken für 15 Tage angeordnet. Frankreichs Regierungschef Jean Castex riet seinen Landleuten, nicht nach Katalonien zu reisen, „solange sich die gesundheitliche Situation dort nicht verbessert“. Mit der Regierung in Madrid werde besprochen, wie man den Grenzverkehr nach Frankreich soweit wie möglich herunterfahren könne. Spanien hatte erklärt, trotz der steigenden Zahlen eine erneute Schließung der Grenze zu Frankreich vermeiden zu wollen.

Verschärfte Corona-Regeln in Frankreich

In Frankreich selbst gilt generell im ganzen Land die Regel, dass in öffentlichen geschlossenen Räumen eine Schutzmaske getragen werden muss. Dies gilt unter anderem für Geschäfte, Banken, Markthallen, aber auch in Museen und Sehenswürdigkeiten. In Restaurants, Cafés oder Kinos gelten weiter spezielle Regeln. Dort muss die Maske am Platz nicht getragen werden – nur dann, wenn sich jemand durch den Raum bewegt. Bei Nichteinhaltung der Maskenpflicht droht ein Bußgeld von 135 Euro. In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt in Frankreich landesweit bereits seit Mai eine Maskenpflicht. Auch viele Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm oder der Louvre in Paris konnten nur mit Maske besucht werden.