Noch ist es grau auf dem Dach des Züblin-Parkhauses – doch Daniel Zopf, Wulf Kramer, Franziska Bettac und Irmgard Lochner-Aldinger (v. li.) werden das Parkdeck bepflanzen Foto: Michele Danze

Die Macher des Ausstellungsraums Ebene 0 nehmen das Wort Parkhaus wörtlich – und gestalten im Sommer eine Grünfläche auf der obersten Ebene des Züblin-Parkhauses.

Stuttgart - Noch ist nichts zu sehen in dem Beet vor dem Züblin-Parkhaus. Doch die Aussaat ist bereits in der Erde. „Ich muss nachher noch gießen“, sagt Franziska Bettac vom Ausstellungsraum Ebene 0 – schließlich soll dort im Sommer, wie bereits im vergangenen Jahr, wieder eine bunte Streuwiese blühen.

Allein diese kleine Grünfläche ist ein Labsal für das Auge, wie sie dort so inmitten des Leonhardsviertels gleich neben der Einfahrt zum Parkhaus an der Lazarettstraße liegt. In diesem Quartier, so die Klagen der Anwohner und der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne), blühen bisher vor allem die Prostitution und die Spekulationsgeschäfte.

Doch in diesem Sommer wird nicht nur die kleine Streuwiese vor dem Züblin-Parkhaus Farbe in das Leben der Anwohner bringen, sondern auch ein Garten auf dem Parkhaus. Wo? Auf dem Parkhaus? Ja, tatsächlich: Auf der obersten Parkebene wird eine kleine Grünfläche entstehen: Beete mit Blumen, Gemüse und Obst werden die Macher der Ebene 0 dort auf rund 120 Quadratmetern sprießen lassen. Für 2014 hat der Parkhaus-Pächter, die Firma Parkservice Hüfner, den acht motivierten angehenden Gärtnern zugesagt, das ganze obere Parkdeck nutzen zu dürfen, also 2400 Quadratmeter.

Die sie freilich nicht allein beackern können – und auch gar nicht wollen. „Das soll ein Mitmachprojekt sein“, sagt Franziska Bettac. „Es geht nicht darum, dass wir die Fläche fix und fertig übergeben, sondern wir wollen sie gemeinsam gestalten.“ Vor allem mit Menschen aus dem Viertel: „Das Projekt lebt davon, dass viele mitmachen und Ideen einbringen“, sagt Daniel Zopf. So stellt der Entwurf, den die Ebene-0-Macher erstellt haben, auch nur eine von vielen möglichen Varianten dar. „Das wird und soll sich noch verändern“, so Zopf.

„Ein richtiges Parkhaus aus dem Parkhaus zu machen“

Angedacht ist zudem, den neuen Park auf dem Parkhaus für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen – auch, damit die Menschen den Weg hinauf zu diesem Ort hoch über den Dächern der Stadt finden. Einmal dort angekommen (keine Angst, es gibt auch einen Aufzug!), verschlägt einem der Ausblick fast den Atem. Abgehoben fühlt man sich hier – und dennoch mitten im urban en Leben.

Dieser Ausblick war es auch, der die Idee in den Köpfen der Ebene-0-Macher entstehen ließ: „Wir standen oben und dachten: Hier müssen wir was draus machen“, sagt Wulf Kramer. Schnell kamen sie über das Wortspiel darauf, „ein richtiges Parkhaus aus dem Parkhaus zu machen“, so Kramer.

Bei einem Treffen mit Irmgard Lochner-Aldinger stellte sich heraus, dass die Ingenieurin und Professorin für Architektur, die sich seit kurzem bei der Stiftung Geißstraße 7 für interkulturelles Gärtnern engagiert, ähnliche Ideen hegt. In ihr und Veronika Kienzle hatte man somit schnell die ersten Kooperationspartner und Unterstützer für die Umsetzung des Projekts gefunden.

Finanzielle Unterstützung zugesagt

Nun galt es aber noch, die Parkhausbetreiber von dem Vorhaben zu überzeugen. „Die Firma Hüfner war von Anfang an sehr offen für unsere Ideen“, sagt Wulf Kramer, der zusammen mit Franziska Bettac, Daniel Zopf, Julia Zürn, Leonhard Großwendt, Jan Diez, Julia Pfeiffer und Susanne Wenk die Ebene 0 betreibt. Der 17 Quadratmeter große Raum liegt ebenfalls im Parkhaus, im Juni 2012 haben die Ebene-0-Macher ihn als Interimsprojekt bekommen und veranstalten dort seitdem Ausstellungen. Doch auch im Parkhaus selbst fand bereits eine Verschönerungsaktion statt. Der Parkhausbetreiber hatte damals der Aktion nicht nur zugestimmt, sondern auch Materialien und Preisgelder gestiftet.

Doch bei den schwebenden Gärten auf dem Parkhaus – das geschlossen werden sollte, nun aber erst 2023 abgerissen wird, um einer Neugestaltung des Viertels Raum zu geben – geht es freilich um mehr. Denn um Parkplätze für einen Park statt fürs Parken freizugeben, muss die Firma finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Für die sie zumindest im Jahr 2014 einen gewissen Ausgleich möchte – die Verhandlungen dazu laufen noch. Veronika Kienzle sagt ihre Unterstützung zu: „Der Bezirksbeirat Mitte wird das Projekt im vollen Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen, auch finanziell.“ Wegen der fehlenden Spiel- und Freiflächen im Quartier sieht sie aber auch das Garten- und Friedhofsamt in der Pflicht. Sie werde auf jeden Fall einen Antrag auf Gelder in die kommenden Haushaltsberatungen einbringen. Die Ebene-0-Macher hoffen zudem auf Sponsoren, die sie unterstützen, damit das Parkhaus endlich seiner wahren Bestimmung zugeführt werden kann.

Am 7. Mai um 19 Uhr sind Interessierte zu einem ersten Austausch in der Ebene 0, Lazarettstraße 5, eingeladen.