„Urban Playground“ heißt die aktuelle Ausstellung in der Urban Art Gallery. Foto: Martina Zick

Die Urban Art Gallery in der Rotebühlstraße ist ein neues Forum für die Kunst von der Straße. Das Interesse bei der Eröffnung ist groß.

Stuttgart-West - Es ist Glock sieben Uhr am Samstagabend – und ein ganzer Schwung Kunstgänger steht schon vor der Tür, um zu den ersten zu gehören, die die neue Urban Art Gallery in der Rotebühlstraße inspizieren, wo quasi gerade erst der letzte Pinselstrich getrocknet und das letzte Bild aufgehängt ist. Es wird sich schnell weisen, dass sich diese Pünktlichkeit auszahlt, denn schon gut eine Stunde später ist es in den Räumen im ersten Stock so voll, dass eine ruhige Kunstbetrachtung nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

Das Interesse an diesem Forum für urbane Kunst ist also groß. Was Marc C. Woehr aber in keiner Weise wundert. Der Künstler, der die neue Galerie zusammen mit dem Grafikdesigner Daniel Unger betreibt, hat damit gerechnet, dass viele Gäste kommen. Schließlich ist der neue Kunstort der erste seiner Art in Stuttgart. Und das Ziel ist hoch gesteckt: Die Galerie soll „zur ersten Adresse für urbane, zeitgenössische Kunst in Süddeutschland“ werden.

Eröffnung und Vernissage in einem

Damit das gelingt, ist die Eröffnung auch gleich mit einer Vernissage verbunden. Unter dem Titel „Urban Playground“ werden bis Ende des Monats insgesamt rund 50 Werke von etwa 20 Künstlern gezeigt, darunter auch von Woehr selbst. Die Vielfalt der Gestaltung, der Ausdrucksformen und Techniken zeigt, dass sich die verschiedenen Kunstrichtungen längst von ihren Wurzeln im Graffiti und der Street Art emanzipiert haben. Was nicht bedeutet, dass diese keine Rolle mehr spielen. Schon allein die entsprechend bemalte Fassade des Gebäudes erinnert daran.

Doch der Geruch der Illegalität, der Fassadenschmiererei gar haftet keiner der sinnig und mit Luft zum Atmen gehängten Arbeiten an, die vormalige Subkultur ist voll salonfähig. Das zeigen auch die durchaus etablierten Preise, die zwar bei unter 200 Euro anfangen, aber bei einer Skulptur auf mehr als 12 000 Euro klettern. Da gibt es Fotografie und Acryl, Mischtechniken, Collagen, verschiedene Drucke und auch einige plastische Arbeiten. Es gibt Figürliches und Abstraktes, Grafisch-Reduziertes und Leinwandfüllend-Gemaltes.

Auch junge Künstler bekommen eine Chance

„Wir wollen die Lücke schließen, die zwischen dem etablierten Galeriebetrieb und der Subkultur existiert und die urbane Kunst vor allem auch außerhalb des illegalen Milieus in der Kunst- und Kulturszene verankern“, beschreiben Woehr und Unger ihr Anliegen. Ganz bewusst setzen sie auf den 300 Quadratmetern der Galerie darum auf nationale und internationale Künstler, die schon einen Namen haben beziehungsweise ein gewisses Niveau garantieren. Allerdings will Woehr auch jungen Künstlern die Möglichkeit geben auszustellen, umso mehr, als er selbst diese Chance vor rund 20 Jahren nicht hatte. Aber auch sie müssen Woehrs Anspruch gerecht werden.

In den frisch gestrichenen, lichten Räumen jedenfalls bietet sich den Künstlernein schöner Rahmen, um ihre Arbeiten einem breiteren Publikum vorzustellen. Und um zu zeigen, dass sich die oft noch kritisch beäugte urbane Kunst auch in einer Galerie bestens präsentieren lässt.