Vorsicht, ein fliegendes Dach: Einsatz der Feuerwehr in der Hohenzollernstraße. Foto: 7aktuell/Andreas Werner

Ein Sturmtief fegt über die Region und lässt am Nachmittag manche Dächer, Bäume und Bauzäune fliegen – doch alles ist in einer ersten Etappe relativ glimpflich ausgegangen.

Das Kupferdach in der Hohenzollernstraße braucht Höhenretter. Die Spezialisten der Feuerwehr mussten am Donnerstag aufräumen, was Sturmtief Nasim mit bis zu 84 Kilometer pro Stunde angerichtet hatte. Auf etwa 200 Quadratmetern war das Dach eines Gebäudes in der Hohenzollernstraße im Stuttgarter Süden abgedeckt worden. Die Feuerwehr war bis zum Nachmittag mit der Sicherung der Teile beschäftigt.

Mehr als ein Dutzend Einsatzstellen, quer über die Stadt verteilt, hat Feuerwehrsprecher Daniel Anand am Donnerstagnachmittag in Stuttgart registriert. Dachziegel, Bäume, Äste, Bauzäune. „Das konnte alles von den Besatzungen von relativ problemlos abgewickelt werden“, sagt Anand. Die Aufbauarbeiten für das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen liefen unter Vorsichtsmaßnahmen ab. „Die Schausteller wurden über Lautsprecher über die Sturmwarnungen informiert“, sagt Marcus Kristen vom städtischen Veranstalter in.Stuttgart. Fahnen, Bierbänke, Schirme – all das wurde gesichert. „Ansonsten gab es erst einmal keine Probleme“, sagt Kristen. Das Riesenrad kann mit solchen Windgeschwindigkeiten gut umgehen – in Betrieb wäre es bei dieser Wetterlage aber nicht gegangen.

Warnungen auf dem Cannstatter Wasen

Herumfliegende Teile allüberall – in Mötzingen im Kreis Böblingen war es freilich eine Nummer größer. Auf einem Firmenparkplatz in der Walter-Knoll-Straße stürzte gegen 14.15 Uhr ein Baum um – und beschädigte dabei ein abgestelltes Fahrzeug. Eine Polizeistreife besichtigte die Unfallstelle, musste aber nicht eingreifen. „Um die Aufräummaßnahmen hat sich die Firma selbst gekümmert“, stellt Polizeisprecherin Yvonne Schächtele fest.

Altkleider auf Abwegen

Im Kreis Esslingen hatten die Sturmböen einen Frühstart. Bereits am Mittwochnachmittag war ein Anhänger während der Fahrt auf der Landesstraße 1201 von einer Böe erfasst und aus der Bahn geworfen worden. Der 62-jährige Fahrer des Gespanns, der in Richtung Reichenbach unterwegs war, konnte sein Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle halten. Der mit Altkleidern beladene Anhänger kippte zur Seite und fiel auf eine Leitplanke sowie zwei Verkehrszeichen. Dabei entstand 2500 Euro Schaden. Die Altkleider wurden umgeladen, der Anhänger konnte wieder aufgerichtet werden.

Der Verursacher der stürmischen Zeiten ist eigentlich weit weg: das Tief Nasim liegt über der Nordsee auf dem Weg Richtung Osten. Offensichtlich hält sich das Sturmtief an die Prognosen der Meteorologen. „Das verläuft sozusagen nach Plan“, sagt Peter Crouse, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst Stuttgart.

So stark stürmte es zwischen Flughafen und Remstal

Am Nachmittag wurden auf dem Flughafen Windgeschwindigkeiten von 84 Kilometer pro Stunde gemessen. In der Zentrale auf dem Schnarrenberg im Stadtbezirk Münster ging es mit 70 km/h vergleichsweise ruhiger zu. In Winterbach im Remstal sind am Nachmittag 86 km/h registriert worden, in Pforzheim war das Sturmtief mit Tempo 85 unterwegs. Zugausfälle hielten sich in Grenzen. Wer von Stuttgart nach Zürich wollte, musste wegen eines umgestürzten Baumes zwischen Tuttlingen und Singen umsteigen.

Das eigentliche Unheil sollte freilich erst in den späten Abendstunden drohen. Sturmtief Nasim sammelte am Donnerstag über Rheinland-Pfalz und dem Saarland neue Kräfte. Meteorologe Crouse beobachtete die Entwicklung am Nachmittag mit gewisser Sorge. „Wenn sich die Gewitterzellen hier entladen“, warnt er am späten Nachmittag, „dann sind auch orkanartige Böen von 110 km/h drin.“ Am Freitag soll es erneut stürmisch werden, aber nicht mehr so heftig. Aprilwetter eben – doch vielleicht lässt einen eine milde Karwoche alles wieder vergessen.