Heftige Unwetter haben Ende dieser Woche in Teilen Frankreichs gewütet. Foto: AFP/JEFF PACHOUD

Überflutete Autos, Feuerwehrleute in Taucheranzügen und 900 Evakuierte: In sechs Départements in Frankreich hat es am Donnerstag „außergewöhnliche“ Regenfälle gegeben.

Riesige Regenmengen haben in Teilen Frankreichs für Überschwemmungen, Evakuierungen und gesperrte Autobahnen und Bahnstrecken gesorgt – mindestens ein Mensch ist ums Leben gekommen. In Paris wurde am Donnerstagabend ein Mann von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie Medien berichteten. Zwei drei und fünf Jahre alte Kinder wurden verletzt. An einigen Orten regnete es mehr als 600 Liter pro Quadratmeter in weniger als zwei Tagen, das ist die Menge eines ganzen Jahres.

 

Der französische Wetterdienst Météo-France rief für sechs Départements im Zentrum und im Südosten des Landes die höchste Alarmstufe aus. 900 Menschen wurden evakuiert, zwei Drittel davon im Département Ardèche, auf Fernsehbildern waren überflutete Autobahnen, Supermärkte und im Wasser treibende Autos zu sehen. Etliche Schulen und Kindergärten in der Region wurden bis einschließlich Samstag geschlossen.

Unwetter, Hochwasser und Überflutungen in Frankreich

Die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Lyon und Saint-Étienne wurden gesperrt. Zwischen den beiden Städten könnten voraussichtlich mehrere Tage lang keine Züge verkehren, teilte die Staatsbahn SNCF mit. Nach Angaben der Präfektur war auch unklar, wann die Autobahn wieder befahrbar sein wird. Der Autobahnbetreiber Vinci Autoroutes warnte am Abend vor möglichen Behinderungen auf mehr als 30 französischen Autobahnen. Am Nachmittag waren nach Angaben des Energieversorgers Enedis rund 1000 Haushalte in mehreren Départements ohne Strom.

Ein Fluss in der Stadt Bayonne ist über die Ufer getreten. Foto: AFP/GAIZKA IROZ

1500 Feuerwehrleute waren nach Angaben des Innenministeriums im Einsatz, in mehreren Orten heulten die Sirenen. Es werde alles getan, um den Betroffenen zu helfen, sagte Innenminister Bruno Retailleau in Paris. Die Behörden warnten eindringlich davor, sich zu Fuß oder mit dem Auto in die überschwemmten Gebiete zu begeben.

Die Orangene Warnstufe des Wetterdiensts France-Meteo gilt in den folgenden Departements:

  • Alpes-Maritimes
  • Alpes-de-Haute-Provence
  • Bouches-du-Rhone
  • Gard
  • Haute-Loire
  • Loire
  • Puy-de-Dome
  • Dordogne
  • Lot
  • Lot-et-Garonne
  • Tarn-et-Garonne
  • Tarn
  • Haute-Garonne
  • Ariège
  • Gers
  • Landes
  • Pyrénées-Atlantiques

Überschwemmungen auch in Paris – Metrostationen geschlossen

Auch in Paris kam es zu extremen Regenfällen, laut Meteorologen fiel in einer Stunde so viel Regen wie sonst in zwei Wochen. Einige Metrostationen wurden wegen Überflutung geschlossen.

Heftige Überschwemmung in Annonay in Zentral-Frankreich. Foto: AFP/JEFF PACHOUD

„Wir haben es mit einer Situation zu tun, die in ihrem Ausmaß noch nicht dagewesen ist“, sagte die Ministerin für ökologischen Wandel, Agnès Pannier-Runacher. Örtlich seien binnen 48 Stunden 60 Zentimeter an Niederschlag gefallen, das sei „absolut massiv“. „Das hat es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.“ Die Ministerin warnte: „Wir sind kollektiv mit Episoden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen und die wir immer regelmäßiger erleben werden, wir müssen uns darauf vorbereiten.“ Im Ministerium wurde ein Krisenstab eingerichtet. Alle zuständigen Dienste würden mobilisiert, hieß es.

Überflutung in Supermarkt: 47 Menschen eingeschlossen

Nach der Überschwemmung eines Supermarktes in Givors an der Rhône, in dem am Abend vorübergehend noch 47 Menschen eingeschlossen waren, hat die Supermarktkette Carrefour vorsorglich weitere Filialen in Nizza, Cannes, Monaco und Antibes geschlossen. Wie Carrefour-Chef Alexandre Bompard mitteilte, befanden sich zunächst 39 Angestellte sowie 8 Kunden und Angestellte anderer Geschäfte im Obergeschoss des überfluteten Supermarktes. Sie wurden am Abend von der Feuerwehr evakuiert.