Der Starkregen am Wochenende hat die Bundesstraße 312 bei Biberach unterspült. Ein Teil der Straße ist samt Leitplanke einfach weg­gebrochen und für den Verkehr vorübergehend unpassierbar. Foto: dpa

Die heftigen Regenfälle haben erheblichen Schaden im Land verursacht. In Künzelsau wurde die Innenstadt überflutet und bleibt bis auf weiteres für den Verkehr gesperrt. Laupheim hat sich mit 20 000 Sandsäcken vor den Wassermassen geschützt.

Künzelsau - Es sind Bilder der Verwüstung und des Chaos’, die das heftige Unwetter in Baden-Württemberg hinterlassen hat. In einigen Regionen fiel in wenigen Stunden so viel Regen wie sonst in Monaten. Flüsse traten über die Ufer, Stadtteile wurden überflutet. Allein in Baden-Württemberg wurden von Sonntagnachmittag bis zum Montagmorgen rund 7000 Helfer zu mehr als 4400 Einsätzen gerufen.

In Künzelsau im Hohenlohekreis ist am Tag nach den Überschwemmungen die Innenstadt noch immer weitgehend gesperrt, auch die Kindergärten und städtischen Schulen sind geschlossen. Vielerorts liegen herausgespülte Pflastersteine herum, braune Schlammpfützen bedecken die Straßen – und sowohl etliche Ladenbesitzer als auch Anwohner haben alle Hände voll zu tun, um zunächst einmal notdürftig die Wasserschäden zu beseitigen. „So schlimm die Bilder und Nachrichten, die uns erreichen sind, uns bleibt gegenwärtig nichts anderes übrig, als zu hoffen und zu helfen und so schnell wie möglich mit den Aufräumarbeiten und Reparaturarbeiten zu beginnen“, sagt Bürgermeister Stefan Neumann. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Deutsches Rotes Kreuz seien pausenlos im Einsatz. Die Stadtverwaltung habe einen Krisenstab gebildet, um möglichst schnell und unbürokratisch reagieren zu können. So wurden etwa Müllcontainer in der Innenstadt aufgestellt, außerdem hat die Stadt ein Krisentelefon für Bürger eingerichtet. Dort können sich Helfer melden, es wird aber auch darüber informiert, wann alle Busse wieder fahren oder der Unterricht in den Schulen wieder aufgenommen werden kann.

Eine Gruppe Syrer packt beim Aufräumen mit an

Eine Nacht des Schreckens hat Aysun Münch hinter sich. Die Mitinhaberin zweier Modegeschäfte in der Künzelsauer Hauptstraße hat stundenlang versucht, das ansteigende Wasser aus ihren Läden zu pumpen – mit wenig Erfolg, meterhoch überspülte das Wasser die Möbel und Kleidung. „Da strömte ein Fluss durch die Innenstadt“, erinnert sich Münch, „so etwas habe ich noch nie gesehen, das kenne ich nur aus dem Fernsehen.“ Berührt hat sie die spontane Solidarität in der Notsituation. „Wir erhielten in den letzten Stunden unheimlich viel Unterstützung von Fremden, eine Gruppe Syrer kam herein und hat einfach mitangepackt.“

Besonders stark von der Unwetterfront und ihren Folgen betroffen ist auch der Kreis Biberach. Dort kam es laut Polizei zu einem Erdrutsch, der Bäume und Schlamm auf ein Firmengelände geschwemmt hat. „Es gab zahlreiche überflutete Keller und überschwemmte Straßenzüge“, betont eine Sprecherin des Landratsamtes Biberach. Rund 50 Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, verschiedene Einsatzeinheiten aus Nachbarlandkreisen sowie das Deutsche Rote Kreuz seien mit 600 Helfern im Einsatz gewesen. Der Starkregen mit einer Niederschlagsmenge von bis zu 75 Litern pro Quadratmeter habe innerhalb von zwei Stunden am Sonntagnachmittag viele Gebäude unter Wasser gesetzt. Die Pegel von Umlach, Dürnach, Rottum und Riss stiegen stark an. Die Lage sei unter Kontrolle, versichert Landrat Heiko Schmid. Das Schadensvolumen könne aber noch nicht beziffert werden.

Taucher werden zur Evakuierung eingesetzt

Einsatzschwerpunkte der Helfer waren die Gemeinden Ummendorf, Biberach, Ochsenhausen, Maselheim, Mietingen und Laupheim. Der Ortsteil Laupertshausen war zeitweise für die Rettungskräfte nicht mehr erreichbar. In Baltringen überflutete die Dürnach ein Wohngebiet bis zu 1,7 Meter hoch, es mussten sogar Taucher zur Evakuierung eingesetzt werden. Das Stadtgebiet Laupheim wurde mit 20 000 Sandsäcken vor den Wassermassen gesichert. „Solch ein massiver Starkregen hat uns alle überrascht“, sagt Andrea Appel, die Pressesprecherin von Biberach. In einem Ortsteil seien 40 Keller vollgelaufen und einige Bewohner seien zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen. „Ansonsten sind wir glücklicherweise noch glimpflich davon gekommen.“

Auch über den Alb-Donau-Kreis zog die Regenfront hinweg. Etliche Straßen waren vorübergehend nicht befahrbar, die Feuerwehr rückte zu 321 Einsätzen aus.