Stefan Krämer baut das Mobiliar seines Krämerladens in Backnang auf. Foto: Stoppel

Drei Unverpackt-Läden wollen im Rems-Murr-Kreis eröffnen und Verbrauchern offene, verpackungsfreie Ware bieten. Corona verursacht zwar Verzögerungen, doch spätestens im Mai sollen zwei Geschäfte in Betrieb gehen.

Rems-Murr-Kreis - Verpackungen und damit jede Menge Müll sparen – das ist die Idee von Unverpackt-Läden, von denen es im Rems-Murr-Kreis künftig gleich drei geben soll. Wie weit sind die Projekte inzwischen gediehen? Ein Überblick:

Backnang: Starttermin in Aussicht

Mit dem eigentlich angepeilten Eröffnungstermin an diesem Samstag hat es zwar nicht geklappt, denn wegen Corona hat sich vieles verzögert. Doch Stefan Krämer ist zuversichtlich, dass er die Türen seines Unverpackt-Ladens in der Backnanger Uhlandstraße entweder am 30. April oder spätestens am 4. Mai für die Kundschaft aufsperren können wird. „Wir sind noch nicht ganz fertig mit der Einrichtung“, begründet der 52-jährige gelernte Automobilkaufmann die mehrtägige Verzögerung. Mit den Handwerksarbeiten sei er aber durch, sagt Krämer, der als Lebensmittelhändler auch während der Pandemie seinen Laden aufsperren darf. Die Ware habe er am Donnerstag bestellt, verrät der Geschäftsmann „die wird dann nächste Woche eingeräumt“. Stefan Krämer plant derzeit, seinen Laden von Montag bis Freitag jeweils in der Zeit zwischen 9 und 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr zu öffnen. Zu kaufen wird es in dem ersten Unverpackt-Laden des Rems-Murr-Kreises viele Produkte lokaler und regionaler Lieferanten geben. Die Nudeln zum Beispiel kommen aus Rudersberg, das Mehl aus Weissach im Tal, der geröstete Kaffee aus Welzheim. Bargeldloses Bezahlen mit EC-Karte sei zunächst leider nicht möglich, erläutert Stefan Krämer, denn es gelinge wegen der Coronakrise nicht, ein Lesegerät installiert zu bekommen. Die Kunden sollten ihre eigenen Gefäße mitbringen. Dann könnten sie sich ganz genau so viel Gramm abfüllen lassen, wie sie wirklich benötigen.

Stefan Krämer hat über sogenanntes Crowdfunding rund 27 000 Euro von Unterstützern eines Unverpackt-Ladens eingesammelt. Rund 16 000 Euro werde den Förderern in Form von Einkaufsgutscheinen vergütet, einige hätten ihm rund 5600 Euro gespendet, den Rest der Summe lasse eine Brauerei springen. Zusammen mit ein bisschen Eigenkapital sei das nötige Geld für den Start seit ein paar Wochen beieinander. Einige Freunde hätten angeboten, in der Anfangszeit im Unverpackt-Laden mit anzupacken.

Waiblingen: Suche nach Laden

„Momentan tut sich gar nix“, sagt Martina Mohr. Sie und ihre Geschäftspartnerin sind noch immer auf der Suche nach passenden Räumen für ihren Unverpackt-Laden in Waiblingen. Was sie bisher angeschaut hätten, sei entweder zu klein oder zu weit außerhalb gewesen. Für den ursprünglich anvisierten Laden in der Langen Straße war kein Mietvertrag zustande gekommen. Ohnehin sei es in der Corona-Krise schwierig, langfristige Entscheidungen zu treffen, so Mohr. Trotzdem bleibt sie zuversichtlich: „Wir warten, bis das Ganze rum ist, dann werden sich neue Möglichkeiten ergeben.“

Schorndorf: Projekt im Endspurt

Die Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Start-Next endete Anfang April. 21 422 Euro sind dabei für die Bergerei zusammengekommen, den Schorndorfer Unverpackt-Laden von Larissa Berger. Die junge Frau ist zufrieden. Mit dem Geld konnte sie Glasspender und eine Getreide-Mühle anschaffen. Jetzt befinde sich ihr Projekt im Endspurt, berichtet sie. Zwar habe die Corona-Pandemie alles ein bisschen durcheinander gebracht – „aber ich mache das Beste draus“, sagt Berger gelassen. Im Mai will sie den Laden samt Tagescafé eröffnen, eine große Party wird es aber wohl aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen erst einmal nicht geben.

Ihre Lebensmittel und Drogerieprodukte bezieht sie größtenteils von Lieferanten aus der Region. Dort, wo das nicht möglich ist – etwa bei Kaffee –, achtet Berger auf fairen Handel. Auch das Holz für die Einrichtung stamme von hier, zusätzlich habe sie alte Möbel neu gestaltet, erzählt Berger. Auf der Baustelle hilft ihre Familie. „Alle sind mit dabei“, sagt die junge Frau, deshalb sei der Name Bergerei sehr passend. Gleich werde sie für ihre Helfer Nudeln kochen, die in Urbach aus Bio-Eiern von Hand gefertigt wurden – denn natürlich teste sie alle Produkte selbst, bevor sie sie in ihr Sortiment aufnehme, verrät Larissa Berger.