Uta Grasmannsdorf beim Abfüllen von Ware. Seit der Umstellung des Ladenkonzepts geht mehr über den Verkaufstresen. Foto: Gottfried Stoppel

Viele Unverpackt-Läden mussten schließen. Der Waiblinger Laden B:ohne hat einen Neuanfang gewagt und setzt auf Solidarität der Kunden. Kommt das neue Konzept an?

Sollte ein Teil der Kundschaft des Waiblinger Unverpackt-Ladens B:ohne derzeit ein bisschen mehr auf den Rippen tragen, dann könnte das einen speziellen Grund haben. „Der Freiburger Nuss-Mix ist bei uns in den vergangenen Wochen so richtig durch die Decke gegangen“, sagt Uta Grasmannsdorf, die den kleinen plastikfreien Laden am Postplatz mit Martina Mohr zusammen betreibt. Die fair gehandelten Bionüsse ordern die Frauen inzwischen im Zehn-Kilo-Pfandeimer, trotzdem müssen sie fleißig nachbestellen.

Das gilt auch für etliche andere Produkte, die man im Unverpackt-Laden in mitgebrachte oder vor Ort erhältliche Behältnisse abfüllen kann. „Früher dauerte es zum Beispiel zwei bis drei Monate, bis der große Behälter mit Hirse leer war. Jetzt müssen wir ihn nach drei Wochen auffüllen“, sagt Martina Mohr. Das erhöht den Bestellaufwand, bringt aber auch etwas mehr Geld in die Kasse. Um das Überleben ihres kleinen Geschäfts zu ermöglichen, aber auch aus Überzeugung, betreiben Martina Mohr und Uta Grasmannsdorf ihre „erste Unverpackt-Boutique Deutschlands“ seit Anfang März nach dem Konzept des gemeinschaftsbasierten solidarischen Wirtschaftens.

Bohne-Bande hat gut 100 Mitglieder

Dazu haben sie sich mit gut 100 Kundinnen und Kunden zu einer Wirtschaftsgemeinschaft, der Bohne-Bande, zusammengeschlossen. Die Kundschaft zahlt monatlich wahlweise einen Betrag von 48, 72 oder 96 Euro und darf für diese Summe im Laden einkaufen. Für die Banden-Chefinnen hat das Modell den Vorteil, dass sie den monatlichen Umsatz besser kalkulieren und etwas entspannter wirtschaften können. Nach wie vor ist der Laden aber alles andere als eine Goldgrube. Die Betreiberinnen bringen eine große Portion Idealismus mit und werben um zusätzliche Mitglieder.

„Unsere Kunden sagen: Man merkt, dass ihr jetzt viel entspannter seid“, erzählt das Duo. Letzteres wiederum hat festgestellt, dass die Kundschaft mit noch mehr Begeisterung ins B:ohne-Lädle kommt, seit dessen Fortbestehen auf der Kippe stand: „Die Leute sind dankbar, dass wir den Laden möglich machen.“ Die meisten kommen aus Waiblingen und den Nachbarkommunen Fellbach, Weinstadt und Kernen, manche auch aus Winnenden, wo ein Unverpackt-Laden inzwischen wieder geschlossen wurde.

Mehr Sitzgelegenheiten vor der Tür

Es mache Freude zu sehen, wie die Gemeinschaft langsam zusammenwachse, sagt Martina Mohr: „Die Leute treffen sich hier beim Einkaufen und tauschen Rezepte aus. Es ist ein bisschen wie eine große Familie.“ Vor der Ladentür steht ein Bänkchen, auf dem es sich die Kundschaft bequem machen und einen Kaffee trinken kann, mittlerweile auch in koffeinfreier Version. „Zwei Frauen treffen sich hier immer mittags zum Pläuschchen“, erzählt Martina Mohr.

Die Sitzgelegenheiten werden dieser Tage etwas erweitert. Den Plan, auch Suppen anzubieten, mussten die Betreiberinnen fallen lassen, weil der Aufwand aufgrund von Vorschriften zu groß gewesen wäre. „Wir hätten die Suppen nicht umfüllen, sondern nur im Originalglas erhitzen und ausgeben dürfen. So würde es aber viel zu lange dauern, bis die Suppe heiß ist“, sagt Martina Mohr mit Bedauern. Doch Ideen sprudeln weiter: Für einen gewissen Geldbetrag kann man für ein Produkt eine temporäre Patenschaft übernehmen, auf die ein Aufkleber mit Firmenlogo auf dem Behälter hinweist.

Allerlei Wünsche, welche die Bandenmitglieder äußern, vergrößern das Sortiment. Es gibt mehr Auswahl bei Spülmittel und der Handseife zum Abfüllen, mehr Biersorten, Säfte und mehr Gewürze. Zudem haben die Frauen einen Tofu-Lieferanten gefunden, der diverse Geschmacksrichtungen per Express schickt, die Bio-Bäckerei Weber aus Winnenden wurde als Lieferant gewonnen. Im Juni bietet der Laden Erdbeeren aus Hegnach an, passend dazu mischen Uta Grasmannsdorf und Martina Mohr ein Müsli mit getrockneten Erdbeeren und Kürbiskernen im Weiße-Schokoladen-Mantel – der Freiburger Nuss-Mix bekommt Konkurrenz.

Mehr über den Unverpackt-Laden in Waiblingen

Infoabend
 Am 26. Juni lädt das B:ohne-Team zu einem Informationsabend, bei dem von 19 Uhr an allerlei Fragen zum Geschäftsmodell des gemeinschaftsbasierten Handelns beantwortet werden.

Zahlen
Derzeit hat der Unverpackt-Laden etwas mehr als 100 Unterstützerinnen und Unterstützer, sogenannte Bandenmitglieder. Sie zahlen monatlich einen gewissen Betrag und dürfen für die Summe einkaufen. So ist der Umsatz besser kalkulierbar, Mindestbestellwerte können erreicht werden.

Abendeinkauf
 Bereits am 19. Juni bietet der Waiblinger Unverpackt-Laden ab 20 Uhr ein Late-Night-Shopping  an, bei dem die Betreiberinnen Besucher über den Laden und seine Produkte informieren und Fragen beantworten, es gibt etwas zu essen und trinken. Anmeldung per E-Mail an: unverpackt@bohne-waiblingen.de.