Ausschnitt aus Paul Gauguins Bild „Fruits sur un table ou nature morte au petit chien“ („Früchte auf Tisch“) Foto: Stadtverwaltung Rom

Seit wenigen Tagen ist ein italienischer Rentner ganz offiziell stolzer Besitzer zweier Meisterwerke, die rund 35 Millionen Euro wert sind. Gekauft hatte er sie vor knapp 40 Jahren – für umgerechnet 20 Euro.

Syrakus - Signor Nicolò will nicht, dass sein voller Namen genannt wird. Nicht ohne Grund fürchtet er, dass sonst seine kleine Wohnung am Stadtrand von Syrakus an der Ostküste Siziliens von Dieben heimgesucht werden könnte. Denn der Rentner ist jetzt ganz offiziell Besitzer zweier Gemälde, die einen geschätzten Wert von 35 Millionen Euro haben. Bei den Meisterwerken handelt es sich um das Bild „Fruits sur un table ou nature morte au petit chien“ („Früchte auf Tisch“) des Malers Paul Gauguin und „La femme aux deux fauteuils“ („Die Frau mit den zwei Sesseln“) von Pierre Bonnard.

Die Bilder hatte der einstige Fiat-Arbeiter 1975 bei einer Fundsachen-Auktion der italienischen Bahnen in Turin erworben. Der Preis: rund 20 Euro. „Jahrzehntelang hingen beide Bilder in meiner Wohnung, erst in Turin und dann in Syrakus“, berichtet der Rentner. Vor einigen Jahren zeigte er sie einem Kunstexperten, und der fiel aus allen Wolken. „Wir wussten ja nicht, dass das Originale waren“, so der Sizilianer. Der Kunstexperte schaltete die Polizei ein, und die stellte fest, dass die Gemälde 1970 aus der Londoner Wohnung einer wohlhabenden Sammlerin, Tochter des Gründers der Kaufhauskette Marks & Spencers, gestohlen worden waren. Warum die Diebe die Kunstwerke damals im Zug liegen ließen, ist der italienischen Kunstdiebstahlspolizei bis heute ein Rätsel.

Drei Jahre nachdem die Kunstdiebstahlspolizei die Bilder beschlagnahmt hatte, bekam Signor Nicolò seine Kunstwerke wieder zurück. Der Rentner habe die beiden Kunstwerke rechtmäßig erworben, lautete die Begründung. Schließlich habe er nicht gewusst, dass es sich um Originale handelt. Die Gemälde werden derzeit in einer Bank verwahrt. Sie wieder in seiner Wohnung aufzuhängen ist dem Rentner zu gefährlich. „Ich und meine Frau wollen nachts in Ruhe schlafen“. Der Gauguin soll verkauft werden. Mit einem reichen Sammler stehe er bereits in Kontakt. Auf die Frage, was er mit dem vielen Geld machen wolle, erklärt er, dass er die Hochzeitsreise mit seiner Frau nachholen wolle: „Wir wollten immer nach Venedig – und bald werden wir die Mittel dazu haben.“